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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Gefahr für die Allgemeinheit betrachtete. Das gleiche Argument konnte man auch bei Lisbeth Salander vorbringen, und somit beschloss Ekström, dass ihr Name genannt werden sollte.
    Ekström hob eine Hand, um sich im Stimmengewirr der Reporter Gehör zu verschaffen. Die Neuigkeit, dass wegen dreifachen Mordes nach einer Frau gefahndet wurde, hatte eingeschlagen wie eine Bombe. Er gab Bublanski ein Zeichen zu übernehmen. Bublanski räusperte sich zweimal, rückte seine Brille zurecht und starrte auf das Papier mit der vereinbarten Formulierung.
    »Die Polizei sucht eine 26-jährige Frau namens Lisbeth Salander. Ein Bild aus dem Ausweisregister wird demnächst verteilt. Wir haben bis dato keine Kenntnis von ihrem Aufenthaltsort, aber wir glauben, dass sie sich im Bezirk Stockholm befinden könnte. Die Polizei bittet die Öffentlichkeit um Hilfe, um diese Frau so schnell wie möglich zu finden. Lisbeth Salander ist 1 Meter 50 groß und schmächtig gebaut.«
    Bublanski atmete tief durch. Er schwitzte vor Nervosität und spürte, dass er unter den Achseln schon ganz nass war.
    »Lisbeth Salander wurde früher in einer psychiatrischen Klinik betreut und stellt unserer Meinung nach eine Gefahr für sich und die Allgemeinheit dar. Wir wollen unterstreichen, dass wir derzeit nicht mit Sicherheit sagen können, dass sie die Morde begangen hat. Dennoch besteht ein dringendes Interesse, sie so schnell wie möglich ausfindig zu machen.«
    »Was soll das heißen?«, rief der Reporter einer Abendzeitung. »Wird sie jetzt der Morde verdächtigt oder nicht?«
    Hilflos sah Bublanski Staatsanwalt Ekström an.
    »Die Polizei hat ihre Ermittlungen sehr breit angelegt, und wir haben stets mehrere Möglichkeiten im Auge. Im Moment liegt ein gewisser Verdacht gegen die genannte Frau vor, und der Polizei ist es ein äußerst dringendes Anliegen, sie festzunehmen. Der Verdacht gegen sie gründet auf technische Beweise, die bei der Untersuchung des Tatorts gefunden wurden.«
    »Was sind das für Beweise?«, kam es sofort von unten.
    »Auf die Details der technischen Untersuchung können wir noch nicht eingehen.«
    Jetzt redeten alle durcheinander. Ekström hob erneut die Hand und zeigte dann auf einen Reporter vom Dagens Eko , den er für einen besonnenen Menschen hielt.
    »Kriminalinspektor Bublanski sagte, sie sei in einer psychiatrischen Klinik gewesen. Warum?«
    »Diese Frau hatte eine … eine problematische Jugend und in späteren Jahren auch noch einige Probleme. Sie steht unter rechtlicher Betreuung, und die Person, der die Waffe gehörte, war ihr Betreuer.«
    »Wie heißt er?«
    »Es handelt sich um die Person, die in der Wohnung am Odenplan erschossen wurde. Wir möchten den Namen zu diesem Zeitpunkt nicht nennen, aus Rücksicht auf die Angehörigen, die bis jetzt noch nicht benachrichtigt werden konnten.«
    »Was für ein Motiv hatte sie für die Morde?«
    »Wir wollen zu diesem Zeitpunkt noch nichts über die Motive sagen«, antwortete Bublanski.
    »Hat sie bereits Einträge im Strafregister?«
    »Ja.«
    Es folgte die Frage eines Reporters, dessen kraftvolle, charakteristische Stimme in der Menge gut zu hören war.
    »Können Sie präzisieren, warum sie eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt?«
    Ekström zögerte kurz. Dann nickte er.
    »Uns liegen Informationen vor, dass sie als gewaltbereit gelten muss, wenn sie in die Enge getrieben wird. Wir geben diese Fahndungsmeldung heraus, weil wir sie so schnell wie möglich finden wollen.«
    Bublanski biss sich auf die Unterlippe.
     
    Um neun Uhr abends war Kriminalinspektorin Sonja Modig immer noch in Bjurmans Wohnung. Sie hatte zu Hause angerufen und ihrem Mann die Situation erklärt. Nach elfjähriger Ehe hatte ihr Mann akzeptiert, dass ihre Arbeit niemals ein Nine-to-five-Job sein würde. Sie setzte sich in Bjurmans Arbeitszimmer hinter den Schreibtisch und sortierte die Papiere, die sie in den Schubladen fand. Auf einmal hörte sie ein Klopfen am Türrahmen, blickte auf und sah Bublanski mit zwei Kaffeetassen und einer Tüte Zimtschnecken in der Hand. Sie winkte ihn müde herein.
    »Was darf ich nicht anfassen?«, erkundigte sich Bublanski automatisch.
    »Die Techniker sind hier drinnen so weit fertig. Sie sind immer noch mit Schlafzimmer und Küche zugange. Die Leiche ist noch hier.«
    Bublanski zog einen Stuhl heran und setzte sich seiner Kollegin gegenüber. Modig machte die Tüte auf und nahm sich eine Schnecke.
    »Danke. Ich hatte so einen Kaffeedurst, ich hätte sterben

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