Verdammnis
können.«
Sie knabberten schweigend an ihrem Gebäck.
»Ich hab gehört, in der Lundagatan lief es nicht so toll«, sagte Modig, als sie das letzte Stückchen Zimtschnecke hinuntergeschluckt und sich die Finger abgeleckt hatte.
»Es war niemand zu Hause. Es lag ungeöffnete Post für Salander herum, aber wohnen tut dort eine gewisse Miriam Wu. Wir haben sie noch nicht ausfindig machen können.«
»Und wer ist diese Miriam Wu?«
»Faste versucht das herauszukriegen. Sie ist vor einem knappen Monat in den Vertrag mit aufgenommen worden, aber es sieht so aus, als würde nur eine Person in der Wohnung leben. Ich glaube, Salander ist umgezogen, ohne sich umzumelden.«
»Vielleicht hat sie das Ganze ja geplant.«
»Was? Den dreifachen Mord?« Bublanski schüttelte resigniert den Kopf. »Ekström bestand auf seiner Pressekonferenz, und jetzt haben wir in der nächsten Zeit erst mal massiv die Presse auf dem Hals. Hast du etwas gefunden?«
»Abgesehen von Bjurman im Schlafzimmer … eine leere Schachtel für eine Magnum. Sie wird gerade auf Fingerabdrücke untersucht. Bjurman hat eine Mappe mit Kopien der monatlichen Berichte über Salander, die er an das Vormundschaftsgericht geschickt hat. Wenn man den Berichten Glauben schenken darf, ist Salander der absolute Engel.«
»Der nicht auch noch!«, platzte Bublanski heraus.
»Der nicht auch noch was?«
»Noch ein Bewunderer von Lisbeth Salander.«
Bublanski fasste kurz zusammen, was er von Dragan Armanskij und Mikael Blomkvist erfahren hatte. Sonja Modig hörte ihm zu, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen. Als er fertig war, fuhr sie sich mit den Fingern durchs Haar und rieb sich die Augen.
»Das klingt ja total verrückt«, meinte sie schließlich.
Bublanski nickte nachdenklich und sog die Unterlippe nach innen. Sonja Modig musterte ihn verstohlen und musste ein Grinsen unterdrücken. Sein Gesicht war eher grob geschnitten und ließ ihn fast brutal aussehen. Wenn er jedoch verwirrt oder unsicher war, nahm er einen schmollenden Ausdruck an. In solchen Augenblicken nannte sie ihn heimlich auch Inspektor Bubbla. Sie hatte diesen Spitznamen noch nie benutzt und wusste nicht recht, wie er dazu gekommen war. Aber er passte hervorragend.
»Okay«, sagte sie. »Wie sicher sind wir?«
»Der Staatsanwalt scheint sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Heute Abend wurde landesweiter Alarm ausgelöst«, erzählte Bublanski. »Salander hat das vergangene Jahr im Ausland verbracht, und es wäre möglich, dass sie versucht, heimlich das Land zu verlassen.«
»Wie sicher sind wir?«
Er zuckte die Achseln.
»Wir haben schon Leute festgenommen, gegen die wir bedeutend weniger Beweise hatten«, antwortete er.
»Ihre Fingerabdrücke wurden auf der Mordwaffe von Enskede sichergestellt. Ohne vorgreifen zu wollen, würde ich tippen, dass nebenan dieselbe Waffe verwendet wurde. Morgen wissen wir es genau - die Techniker haben in der Matratze ein ziemlich gut erhaltenes Kugelfragment gefunden.«
»Sehr gut.«
»In der untersten Schreibtischschublade liegen Patronen für den Revolver. Kugeln mit Urankern und Goldspitze.«
»Okay.«
»Wir haben außerdem eine ziemlich umfangreiche Akte über Lisbeth Salander, aus der hervorgeht, dass sie psychisch gestört ist. Bjurman war ihr rechtlicher Betreuer, und die Waffe gehörte ihm.«
»Mmm …«, brummte Bublanski mürrisch.
»Wir haben mit Mikael Blomkvist eine Verbindung zwischen Salander und dem Paar in Enskede.«
»Mmm …«
»Du scheinst Zweifel zu haben.«
»Ich kann mir einfach kein richtiges Bild von Salander machen. Die Akte sagt dies und Armanskij und Blomkvist sagen das. Der Akte nach zu urteilen, ist sie eine verhaltensgestörte Psychopathin. Den Aussagen dieser Männer nach zu urteilen, ist sie kompetent und zuverlässig. Die beiden Versionen gehen meilenweit auseinander. Für Bjurman fehlt uns jedes Motiv, und wir wissen auch noch nicht sicher, ob sie das Paar in Enskede wirklich kannte.«
»Wie viele Motive braucht eine durchgeknallte Psychopathin?«
»Ich war noch nicht im Schlafzimmer. Wie sieht es aus?«
»Ich habe Bjurman bäuchlings auf dem Bett gefunden, die Knie auf dem Boden, als hätte er gerade sein Abendgebet sprechen wollen. Er ist nackt … und wurde ins Genick geschossen.«
»Ein einziger Schuss? Genau wie in Enskede.«
»Soweit ich das erkennen konnte, war es nur ein Schuss. Der Täter hat ihn womöglich gezwungen, sich vors Bett zu knien, bevor er den Schuss abgab. Die Kugel durchschlug
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