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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Morde gesteht, aber wenn sie es doch tun sollte, werde ich versuchen, sie zu überreden, dass sie aufgibt und zur Polizei geht. Und dann werde ich auch versuchen, ihr beizustehen - sie wird einen Freund brauchen.«
    »Herr Blomkvist, ganz unter uns und ohne das Ganze hier unnötig aufzublasen: Ich hoffe, Sie sehen ein, dass Lisbeth Salander gefasst werden muss und dass Sie keine Dummheiten machen sollten, wenn sie sich bei Ihnen rührt. Falls Sie sich irren und sie schuldig ist, könnte es lebensgefährlich sein, die Situation nicht ernst zu nehmen.«
    Mikael nickte.
    »Ich hoffe, wir müssen Sie nicht überwachen lassen. Sie sind sich doch der Tatsache bewusst, dass es gesetzwidrig ist, einer polizeilich gesuchten Person zu helfen. Wenn Sie eine Verbrecherin schützen, kommt eine Strafe wegen Beihilfe auf Sie zu.«
    »Und ich für meinen Teil hoffe sehr, dass Sie auch ein paar Minuten darauf verwenden, über alternative Täter nachzudenken.«
    »Das werden wir. Nächste Frage: Wissen Sie, mit was für einem Computer Dag Svensson gearbeitet hat?«
    »Er hatte ein gebrauchtes Mac iBook 500, weiß, mit 14-Zoll-Bildschirm. Sah genauso aus wie meines, nur mit größerem Monitor.«
    Mikael zeigte auf seinen Mac, der auf dem Wohnzimmertisch stand.
    »Wissen Sie, wo er den Laptop aufbewahrt hat?«
    »Dag hatte ihn immer in so einem schwarzen Rucksack. Ich gehe davon aus, dass er bei ihm zu Hause ist.«
    »Ist er leider nicht. Könnte er noch an seinem Arbeitsplatz stehen?«
    »Nein. Ich habe Dags Schreibtisch schon durchgesehen, da ist er nicht.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Kann ich daraus schließen, dass Dag Svenssons Laptop nicht auffindbar ist?«, erkundigte sich Mikael schließlich.
     
    Mikael und Malin arbeiteten eine beträchtliche Anzahl von Personen heraus, die theoretisch ein Mordmotiv gehabt haben könnten. Jeder Name wurde auf einem großen Zettel notiert, den Mikael mit Klebeband an der Wohnzimmerwand befestigte. Auf dieser Liste standen nur Männer - entweder Freier oder Zuhälter -, die im Buch vorkamen. Um acht Uhr abends hatten sie bereits eine Liste mit siebenunddreißig Namen erstellt, von denen neunundzwanzig identifiziert werden konnten und nur acht ein Pseudonym trugen. Zwanzig der Identifizierten waren Freier, die bei verschiedenen Gelegenheiten Mädchen missbraucht hatten.
    Mikael und Malin diskutierten auch, ob man Dag Svenssons Buch in dieser Form noch drucken konnte. Das praktische Problem bestand darin, dass viele der Behauptungen auf dem Wissen basierten, das sich Dag und Mia im Laufe vieler Jahre erworben hatten. Aber ein Journalist, der über dieses Detailwissen nicht verfügte, musste sich erst einmal von Grund auf in die Materie einarbeiten.
    Sie stellten fest, dass ungefähr 80 Prozent des vorliegenden Manuskripts problemlos veröffentlicht werden konnten, aber um auch die Veröffentlichung der restlichen 20 Prozent wagen zu können, musste Millennium noch einiges an Recherchearbeit erledigen. Sie bezweifelten zwar keinesfalls die Richtigkeit der Angaben, aber sie waren im Thema eben nicht gut genug zu Hause. Wären Dag und Mia noch am Leben gewesen, hätten sie sich selbst mit eventuellen Einwänden oder Kritik auseinandersetzen können.
    Mikael blickte aus dem Fenster. Es war dunkel geworden und regnete. Er fragte, ob Malin noch mehr Kaffee wollte. Sie wollte nicht.
    »Also …«, fasste Malin zusammen. »Über das Manuskript haben wir jetzt eine gute Übersicht. Aber gibt es irgendeine Spur von Dags und Mias Mörder?«
    »Es könnte einer von den Namen an der Wand sein«, meinte Mikael.
    »Es könnte aber auch jemand sein, der nicht das Geringste mit dem Buch zu tun hat. Vielleicht deine Freundin.«
    »Lisbeth«, sagte Mikael.
    Malin warf ihm einen scheuen Blick zu. Sie arbeitete jetzt seit achtzehn Monaten bei Millennium und hatte damals im wüstesten Chaos der Wennerström-Affäre angefangen. Nach jahrelangen Urlaubsvertretungen und Volontariaten war die Arbeit bei Millennium die erste Festanstellung ihres Lebens. Sie gefiel ihr hervorragend. Bei Millennium zu arbeiten bedeutete auch ein gewisses Prestige. Sie hatte ein vertrautes Verhältnis zu Erika Berger und den anderen Mitarbeitern, doch in Mikael Blomkvists Gesellschaft war ihr immer ein wenig unbehaglich zumute. Es gab keinen konkreten Grund, aber sie empfand Mikael einfach als den verschlossensten und unzugänglichsten ihrer Kollegen.
    Im Laufe des vergangenen Jahres war er immer erst spät in die Redaktion gekommen und war

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