Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
Vom Netzwerk:
elektronische Kopie von Mias Doktorarbeit. Er wusste nicht, ob Lisbeth Salander seinen Computer gecheckt hatte oder nicht, aber auf diesem Wege hätte sie herausfinden können, dass er Dag Svensson kannte.
    Das Problem war nur, dass Mikael sich kein Motiv vorstellen konnte, das Lisbeth veranlasst haben könnte, wegen dieser Geschichte nach Enskede zu fahren und Dag und Mia zu erschießen. Im Gegenteil - sie arbeiteten an einer Reportage, in der es um Gewalt gegen Frauen ging und die Lisbeth in jeder Hinsicht unterstützt hätte. Wenn Mikael sie denn überhaupt ein bisschen kannte.
    »Du siehst aus, als wäre dir gerade was eingefallen«, stellte Malin fest.
    Mikael hatte nicht vor, ein einziges Wort über Lisbeths Computertalent fallen zu lassen.
    »Nein, ich bin nur vor Müdigkeit schon ganz wirr im Kopf«, wehrte er ab.
    »Jetzt ist sie ja nicht mehr nur des Mordes an Dag und Mia verdächtig, sondern auch an ihrem Betreuer, und da ist die Verbindung dann wieder sonnenklar. Was weißt du von ihm?«
    »Überhaupt nichts. Ich habe noch nie von einem Rechtsanwalt Bjurman gehört - ich wusste ja nicht einmal, dass sie einen Betreuer hatte.«
    »Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer alle drei ermordet hat, ist verschwindend gering. Selbst wenn jemand Dag und Mia wegen ihrer Story ermordet haben sollte, hätte der doch keinen Grund, auch noch Lisbeths Betreuer umzubringen.«
    »Ich weiß, und darüber hab ich mir ja auch schon den Kopf zerbrochen. Aber ich könnte mir zumindest ein Szenario vorstellen, in dem ein Außenstehender sowohl Dag und Mia als auch Lisbeths Betreuer umbringen könnte.«
    »Und zwar?«
    »Sagen wir mal, Dag und Mia wurden ermordet, weil sie Nachforschungen im Zusammenhang mit Mädchenhandel betrieben haben, und Lisbeth ist irgendwie als Dritte daran beteiligt. Lisbeth könnte Bjurman als ihrem Betreuer eventuell etwas anvertraut haben, und dieses Wissen führte dann dazu, dass er auch umgebracht wurde.«
    Malin überlegte eine Weile.
    »Ich weiß, was du meinst«, erwiderte sie zögernd. »Aber du hast nicht den geringsten Beweis für deine Theorie.«
    »Nein. Gar keinen.«
    »Was glaubst du selbst? Ist sie schuldig oder nicht?«
    Mikael überlegte lange, bevor er antwortete.
    »Wenn die Frage lauten würde: ›Ist Lisbeth zu einem Mord fähig?‹, dann wäre meine Antwort Ja. Lisbeth Salander ist gewaltbereit. Ich habe sie schon in Aktion erlebt, als …«
    »Als sie dir das Leben gerettet hat?«
    Mikael nickte.
    »Ich kann nicht erzählen, worum es damals ging. Aber ein Mann wollte mich töten, und es fehlte nicht mehr viel, dann wäre es ihm gelungen. Sie ging dazwischen und verprügelte ihn brutal mit einem Golfschläger.«
    »Und davon hast du der Polizei nichts erzählt?«
    »Absolut nichts. Das muss unter uns bleiben.«
    »In Ordnung.«
    Er sah sie scharf an.
    »Malin, ich muss mich in dieser Angelegenheit hundertprozentig auf dich verlassen können.«
    »Ich werde nichts von dem weitererzählen, was wir hier besprechen. Nicht mal Anton. Du bist nicht nur mein Chef - ich mag dich auch, und ich will dir nicht schaden.«
    Mikael nickte.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich.
    »Hör auf, mich immer um Entschuldigung zu bitten.«
    Er musste lachen, wurde aber sogleich wieder ernst.
    »Wenn sie ihn hätte töten müssen, um mein Leben zu retten, dann hätte sie es auch getan, davon bin ich überzeugt.«
    »Verstehe.«
    »Aber gleichzeitig habe ich sie als vollkommen rationalen Menschen erlebt. Seltsam, ja, das schon, aber im Rahmen ihrer eigenen Beweggründe eben völlig rational. Sie wendete Gewalt an, weil es in diesem Moment nötig war, nicht, weil sie es wollte. Um zu töten, muss sie schon einen Grund haben - man müsste sie extrem bedrohen oder provozieren.«
    Er dachte weiter nach. Malin beobachtete ihn geduldig.
    »Über ihren Betreuer kann ich nichts sagen. Ich weiß überhaupt nichts über ihn. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie Dag und Mia erschossen haben könnte. Ich glaube es einfach nicht.«
    Sie schwiegen eine geraume Weile. Malin warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es schon halb zehn war.
    »Es ist spät. Ich sollte langsam mal nach Hause gehen«, meinte sie.
    Mikael nickte.
    »Wir haben den ganzen Tag durchgearbeitet. Morgen können wir weiter überlegen. Nein, lass den Abwasch stehen, ich mach das schon.«
     
    In der Nacht auf Ostersonntag lag Armanskij schlaflos im Bett und horchte auf Ritvas ruhige Atemzüge. Er konnte einfach

Weitere Kostenlose Bücher