Verdammnis
entweder in seinem Büro oder bei Erika Berger gewesen. Oftmals kam er auch gar nicht, und in den ersten Monaten war es Malin so vorgekommen, als sähe sie ihn öfter auf irgendeinem Talkshow-Sofa im Fernsehen als im wirklichen Leben. Zudem war er oft auf Reisen oder hatte anderswo etwas zu erledigen. Für ein geselliges Beisammensein war er definitiv der Falsche, und Malin hatte den Kommentaren der Kollegen entnommen, dass Mikael sich verändert hatte. Er war stiller und unzugänglicher geworden.
»Wenn ich bei der Suche nach Dags und Mias Mörder mitarbeiten soll, muss ich mehr über Lisbeth wissen. Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll, wenn ich nicht …«
Sie ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen. Mikael warf ihr einen Blick zu. Schließlich setzte er sich auf einen Sessel, der in einem 90-Grad-Winkel zu ihr stand, und legte seine Füße neben ihre auf den Tisch.
»Gefällt es dir eigentlich bei Millennium ?«, erkundigte er sich plötzlich. »Ich meine, du bist seit anderthalb Jahren bei uns, aber ich bin so viel durch die Gegend gerast, dass wir uns noch gar nicht richtig kennenlernen konnten.«
»Es gefällt mir wahnsinnig gut«, beteuerte Malin. »Seid ihr denn auch zufrieden mit mir?«
Mikael lächelte.
»Erika und ich stellen immer wieder fest, dass wir noch nie so eine kompetente Redaktionssekretärin gehabt haben. Wir halten dich für einen absoluten Glücksgriff. Und entschuldige bitte, dass ich das nicht schon mal früher gesagt habe.«
Malin lächelte zufrieden. Lob vom großen Mikael Blomkvist war ihr mehr als willkommen.
»Aber das war eigentlich gar nicht meine Frage«, bemerkte sie.
»Du fragst dich, was für eine Beziehung Lisbeth Salander zu Millennium hat.«
»Erika Berger und du, ihr rückt nicht gerade viel Information darüber heraus.«
Mikael nickte und sah Malin an. Erika und er vertrauten Malin vollkommen, aber es gab Dinge, die er nicht mit ihr besprechen konnte.
»Ich stimme dir zu«, sagte er. »Wenn wir diesen Mordfall untersuchen wollen, musst du mehr Informationen haben. Ich bin das Bindeglied zwischen Dag und Mia und Lisbeth, und außerdem bekommst du die Informationen aus erster Hand, wenn du mich nach Lisbeth fragst. Also, schieß los und stell mir Fragen, dann beantworte ich sie dir, so weit es geht. Und wenn ich sie nicht beantworten kann, dann sag ich dir Bescheid.«
»Warum denn diese ganze Heimlichtuerei? Wer ist Lisbeth Salander, und was hat sie mit Millennium zu tun?«
»Es ist folgendermaßen: Vor zwei Jahren habe ich Lisbeth für einen extrem komplizierten Job als Researcherin engagiert. Und da beginnt auch schon das Problem. Ich kann dir nicht erzählen, was für einen Job Lisbeth für mich erledigt hat. Erika ist eingeweiht, aber auch sie ist an ihre Schweigepflicht gebunden.«
»Vor zwei Jahren … da hast du doch gerade Wennerström fertiggemacht. Kann ich davon ausgehen, dass sie in diesem Zusammenhang recherchiert hat?«
»Nein, davon kannst du nicht ausgehen. Ich werde es weder bestätigen noch bestreiten. Aber so viel kann ich sagen, dass ich Lisbeth für eine völlig andere Aufgabe engagiert hatte, die sie perfekt gelöst hat.«
»Du hast ja damals in Hedestad gewohnt und wie ein Eremit gelebt, wenn ich das richtig verstanden habe. Und in dem Sommer war Hedestad auf der medialen Landkarte nicht unbedingt ein blinder Fleck. Harriet Vanger erstand von den Toten auf und so weiter. Nur wir bei Millennium haben aber kein Wort über Harriets Wiederauferstehung geschrieben.«
»Du kannst bis in alle Ewigkeit weiterraten, aber die Wahrscheinlichkeit, dass du irgendwann ins Schwarze triffst, geht gegen null, würde ich sagen.« Er grinste. »Dass wir nichts über Harriet geschrieben haben, ist darauf zurückzuführen, dass sie in unserem Führungskreis sitzt. Und was Lisbeth angeht … glaub mir eines: Die Arbeit, die sie damals für mich gemacht hat, lässt sich nicht im Entferntesten mit den Geschehnissen von Enskede in Verbindung bringen. Es gibt ganz einfach keine Verbindung.«
»Okay.«
»Ich möchte dir einen Rat geben. Belass es einfach dabei, dass sie für mich gearbeitet hat und ich nicht darüber sprechen kann. Und du kannst ruhig wissen, dass sie noch etwas anderes für mich getan hat. Sie hat mir damals das Leben gerettet. Buchstäblich. Ich bin ihr zu tiefstem Dank verpflichtet.«
Malin zog verblüfft die Augenbrauen hoch. Davon hatte sie bei Millennium noch nie ein Wort gehört.
»Wenn ich das richtig verstanden habe,
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