Verdammnis
keine logische Erklärung für dieses Drama finden. Schließlich stand er auf, zog sich Pantoffeln und Bademantel an und ging ins Wohnzimmer. Es war kühl, also legte er ein paar Scheite Holz in den Kachelofen. Dann machte er sich eine Flasche Bier auf, setzte sich hin und starrte in die Dunkelheit.
Was weiß ich?
Dragan Armanskij konnte mit Sicherheit behaupten, dass Lisbeth Salander verrückt und unberechenbar war. Daran bestand kein Zweifel.
Er wusste, dass im Winter 2003 irgendetwas passiert sein musste, als sie plötzlich aufgehört hatte, für ihn zu arbeiten, und für ihr einjähriges Sabbatjahr ins Ausland verschwunden war. Er war überzeugt, dass Mikael Blomkvist irgendetwas mit ihrer Abwesenheit zu tun haben musste - aber Mikael wusste auch nicht, was vorgefallen sein könnte.
Sie war zurückgekommen und hatte ihm einen Besuch abgestattet. Und sie hatte behauptet, »finanziell unabhängig« zu sein, was Armanskij so verstanden hatte, dass sie genug Geld hatte, um erst einmal eine Weile zurechtzukommen.
Das ganze Frühjahr über hatte sie Holger Palmgren regelmäßig besucht. Mit Blomkvist hatte sie keinen Kontakt aufgenommen.
Sie hatte drei Menschen erschossen, von denen ihr zwei anscheinend völlig unbekannt waren.
Das stimmt doch alles nicht. Das ist doch völlig unlogisch .
Armanskij nahm einen Schluck Bier direkt aus der Flasche und zündete sich einen Zigarillo an. Er hatte ein schlechtes Gewissen, was nur noch mehr zu seiner miesen Laune an diesem Wochenende beitrug.
Als Bublanski ihn aufsuchte, hatte er ihm so viele Informationen gegeben, wie er konnte, damit Lisbeth so schnell wie möglich gefasst werden konnte. Dass sie gefasst werden musste, stand für ihn außer Frage - je schneller, desto besser. Aber er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er so schlecht von ihr dachte - weil er die Nachricht von ihrer Schuld akzeptierte, ohne sie im Mindesten zu hinterfragen. Armanskij war Realist. Die Polizei musste gute Gründe für ihren Verdacht haben. Vermutlich war Lisbeth Salander tatsächlich schuldig.
Was die Polizei jedoch nicht berücksichtigte, war die Frage, ob Lisbeth Salander vielleicht einen Grund für ihre Tat gehabt haben könnte - ob es mildernde Umstände gab oder zumindest eine einleuchtende Erklärung für ihre Raserei. Die Polizei musste nur beweisen, dass sie die Schüsse abgegeben hatte - sie musste nicht ihre Seele erforschen und erklären, warum sie es getan hatte. Die Polizei war schon zufrieden, wenn sie ein leidlich logisches Motiv für die Tat finden konnte; und gab es keine Erklärung, war sie durchaus bereit, das Ganze als Tat einer Wahnsinnigen hinzustellen. Lisbeth Salander als wirre Serienmörderin. Armanskij schüttelte den Kopf.
Diese Erklärung gefiel ihm ganz und gar nicht.
Lisbeth Salander machte niemals etwas, was sie nicht wollte, und sie analysierte vorher immer sämtliche Konsequenzen ihres Handelns.
Außergewöhnlich - ja. Wahnsinnig - nein.
Also musste es eine Erklärung geben, wie obskur und unwahrscheinlich sie für Außenstehende auch wirken mochte.
Irgendwann gegen zwei Uhr morgens fasste er einen Entschluss.
17.
Kapitel
Ostersonntag, 27. März - Dienstag, 29. März
Nach einer durchgrübelten Nacht stand Dragan Armanskij am Sonntagmorgen früh auf. Er schlich sich ganz leise nach unten, um seine Frau nicht zu wecken, kochte Kaffee und schmierte sich ein paar Brote. Dann nahm er seinen Laptop und begann zu schreiben.
Er benutzte dasselbe Formular, das auch Milton Security für die Untersuchung des persönlichen Hintergrundes eines Objekts benutzte. Er füllte es mit so vielen wichtigen Basisfakten aus, wie ihm zu Lisbeth Salanders Persönlichkeit nur einfielen.
Gegen neun kam Ritva herunter und nahm sich Kaffee von der Warmhalteplatte. Als sie ihn fragte, was er da machte, gab er ihr nur eine ausweichende Antwort und schrieb verbissen weiter. Sie kannte ihren Mann gut genug, um zu wissen, dass an diesem Tag nichts mehr mit ihm anzufangen war.
Mikael hatte sich geirrt, was höchstwahrscheinlich daran lag, dass Osterferien waren und es im Präsidium relativ leer war. Erst am Morgen des Ostersonntags kamen die Massenmedien dahinter, dass er es war, der Dag und Mia gefunden hatte. Der Erste war ein Reporter vom Aftonbladet , ein alter Bekannter von Mikael.
»Hallo, Blomkvist. Hier ist Nicklasson.«
»Hallo, Nicklasson«, sagte Mikael.
»Du hast also das Paar in Enskede gefunden.«
Mikael bestätigte es.
»Ich habe eine
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