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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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psychiatrische Gutachten über sie vorlagen.
    Hingegen konnte sie bestätigen, dass Lisbeth Salander und sie zusammen in der »Mühle« gewesen waren, rumgeknutscht hatten, danach zusammen in die Lundagatan, und früh am nächsten Morgen wieder getrennte Wege gegangen waren. Ein paar Tage später war Miriam Wu nach Paris gefahren und hatte die Schlagzeilen in den schwedischen Tageszeitungen völlig verpasst. Abgesehen von einem kurzen Besuch, bei dem Lisbeth ihre Autoschlüssel vorbeigebracht hatte, hatte sie sie seit dem Abend in der »Mühle« nicht mehr gesehen.
    »Autoschlüssel?«, fragte Bublanski. »Salander hat doch gar kein Auto.«
    Miriam Wu erklärte ihm, dass Lisbeth einen weinroten Honda gekauft hatte, der vor der Wohnung parkte. Bublanski stand auf und sah Sonja Modig an.
    »Kannst du das Verhör übernehmen?«, bat er und verließ das Zimmer.
    Er musste Jerker Holmberg suchen und ihn auf die technische Untersuchung eines weinroten Honda ansetzen. Außerdem wollte er ein bisschen allein sein und nachdenken.
     
    Der krankgeschriebene Gunnar Björck, stellvertretender Chef der Auslandsabteilung der Sicherheitspolizei, saß wie ein graues Gespenst in seiner Küche. Mikael betrachtete ihn gleichmütig. Er war mittlerweile überzeugt davon, dass Björck nicht das Geringste mit den Morden in Enskede zu tun hatte. Da Dag Svensson ihn nie mit seinen Rechercheergebnissen konfrontiert hatte, wusste Björck auch nicht, dass er demnächst mit Namen und Bild in einer Enthüllungsreportage über Mädchenhandel auftauchen würde.
    Björck konnte nur mit einem einzigen interessanten Detail aufwarten. Wie sich herausstellte, war er mit dem Rechtsanwalt Nils Bjurman persönlich bekannt. Sie hatten sich im Schützenverein der Polizei kennengelernt, in dem Björck achtundzwanzig Jahre lang aktives Mitglied gewesen war. Eine Weile war er sogar mit Bjurman zusammen im Vorstand gewesen. Obwohl sie nicht befreundet gewesen waren, hatten sie sich manchmal auch in ihrer Freizeit gesehen und waren zusammen essen gegangen.
    Nein, er hatte Bjurman schon seit einigen Monaten nicht mehr zu Gesicht bekommen. Soweit er sich erinnerte, hatte er ihn zum letzten Mal gegen Ende des letzten Sommers gesehen, in einem Biergarten. Er bedauerte sehr, dass Bjurman von dieser Psychopathin ermordet worden war, hatte jedoch nicht vor, auf sein Begräbnis zu gehen.
    Mikael dachte über dieses Zusammentreffen nach, aber langsam gingen ihm die Fragen aus. Bjurman musste durch sein Vereins- und Berufsleben Hunderte von Menschen gekannt haben. Dass er zufällig auch eine Person kannte, die in Dag Svenssons Material vorkam, war weder unwahrscheinlich noch statistisch auffällig. Mikael hatte entdeckt, dass er selbst mit einem Journalisten in Dag Svenssons Buch entfernt bekannt war.
    Es wurde Zeit, die Dinge abzuschließen. Björck hatte alle erwarteten Phasen durchlaufen. Zunächst hatte er alles geleugnet, dann - als Mikael ihm einen Teil des Beweismaterials zeigte - Mikael gedroht und zu bestechen versucht und schließlich angefleht. Mikael hatte alles gleichermaßen ignoriert.
    »Ist Ihnen klar, dass Sie mein Leben zerstören, wenn Sie das hier veröffentlichen?«, fragte Björck schließlich.
    »Ja«, gab Mikael zurück.
    »Und Sie werden es trotzdem tun.«
    »Selbstverständlich.«
    »Warum? Können Sie keine Rücksicht nehmen? Ich bin krank.«
    »Interessant, dass ausgerechnet Sie mit Rücksicht argumentieren.«
    »Es kostet doch nichts, ein wenig menschlich zu sein.«
    »Da haben Sie völlig recht. Aber während Sie jammern, dass ich Ihr Leben zerstöre, haben Sie das Leben mehrerer junger Mädchen zerstört. Wir können drei dieser Verbrechen dokumentieren. Der Herrgott weiß, wie viele es sonst noch waren. Wo war denn da Ihre Menschlichkeit?«
    Er stand auf, sammelte seine Unterlagen zusammen und steckte sie wieder in seine Laptoptasche.
    »Ich finde allein hinaus.«
    Er ging zur Tür, blieb aber noch einmal stehen und wandte sich an Björck.
    »Haben Sie schon einmal von einem Mann namens Zala gehört?«, erkundigte er sich.
    Björck starrte ihn an. Er war immer noch so perplex, dass er Mikaels Worte kaum wahrnahm. Der Name Zala hatte keine besondere Bedeutung für ihn. Doch plötzlich weiteten sich seine Augen.
    Zala!
    Das ist unmöglich!
    Bjurman!
    Wie kann das sein?
    Mikael bemerkte die Veränderung und trat wieder einen Schritt an den Küchentisch heran.
    »Warum fragen Sie nach Zala?«, wollte Björck wissen. Er sah fast aus, als stünde

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