Verdammnis
war von unten aufgenommen. Ebenso wie bei den Evil Fingers waren ihre Augen mit einem schwarzen Balken verdeckt. Im Text wurde sie als »die 31-Jährige« bezeichnet.
Salanders Freundin schrieb über LESBISCHEN SM -SEX.
Die 31-Jährige ist in Stockholms In-Kneipen bekannt. Sie machte kein Geheimnis daraus, dass sie Frauen aufreißt und ihre Partnerinnen beim Sex dominieren will.
Der Artikel tat kund, dass es sich hier um eine zwielichtige und elitäre feministische Abart in der Gay-Szene handle, die unter anderem in einem Bondage-Workshop auf dem Gay-Pride-Festival Ausdruck fand. Ansonsten gründete sich dieser Artikel auf Zitate aus einem sechs Jahre alten und provozierenden Text von Miriam Wu, der in einem feministischen Magazin erschienen war. Bublanski überflog den Text und schmiss die Abendzeitung anschließend in den Papierkorb.
Er dachte eine Weile über Hans Faste und Sonja Modig nach. Zwei kompetente Ermittler. Aber Faste war ein Problem. Er ging den Leuten einfach auf die Nerven. Bublanski war klar, dass er sich mit Faste unterhalten musste, aber er konnte sich nicht recht vorstellen, dass er die undichte Stelle im Ermittlungsteam war.
Als Bublanski wieder aufblickte, stand er in der Lundagatan und betrachtete Lisbeth Salanders Haustür. Es war kein bewusster Entschluss gewesen, hierherzukommen. Er wurde einfach nicht schlau aus ihr.
Er ging die Treppe zum oberen Teil der Lundagatan hinauf, wo er lange stehen blieb und über Mikael Blomkvists Version des Überfalls auf Lisbeth Salander nachdachte. Doch diese Geschichte brachte ihn auch nicht weiter. Es lagen keine Anzeige, keine Namen und nicht einmal eine brauchbare Personenbeschreibung vor. Blomkvist behauptete, er habe das Nummernschild des wegfahrenden Lieferwagens nicht sehen können.
Wenn das Ganze denn überhaupt passiert war.
Mit anderen Worten: noch eine weitere Sackgasse.
Bublanski blickte zu dem weinroten Honda hinunter, der die ganze Zeit vor dem Haus gestanden hatte. Plötzlich näherte sich Mikael Blomkvist der Haustür.
Miriam Wu erwachte erst spät, das Laken um sich geschlungen. Sie setzte sich auf und blickte sich in dem fremden Zimmer um.
Natürlich war die Zudringlichkeit der Medien der Grund gewesen, warum sie eine Freundin angerufen und sie um einen Schlafplatz gebeten hatte. Aber sie gestand sich auch ein, dass sie geflohen war, weil sie Angst hatte, dass Lisbeth Salander an die Tür klopfen könnte.
Das Polizeiverhör und das Geschreibsel der Zeitungen hatten ihr mehr zugesetzt, als sie gedacht hätte. Obwohl sie Lisbeth die Chance geben wollte, alles zu erklären, fing sie allmählich an, sie für schuldig zu halten.
Sie warf einen Blick zu Viktoria Viktorsson hinüber, 37 Jahre alt, genannt »Doppel-V« und hundertprozentige Lesbe. Sie lag auf dem Bauch und murmelte im Schlaf. Miriam Wu schlich sich ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Danach ging sie aus dem Haus, um Brötchen zum Frühstück zu holen. Erst an der Kasse im Lebensmittelgeschäft neben dem »Café Cinnamon« fiel ihr Blick auf die Schlagzeilenplakate. Sie flüchtete sich wieder in Doppel-Vs Wohnung.
Mikael Blomkvist ging am Honda vorbei zu Lisbeths Haustür, gab den Code ein und ging hinein. Nach zwei Minuten kam er zurück. Niemand zu Hause? Blomkvist blickte die Straße hinunter und schien unschlüssig. Bublanski betrachtete ihn seinerseits nachdenklich.
Er machte sich Sorgen, denn falls Blomkvist den Überfall in der Lundagatan erfunden hatte, musste das bedeuten, dass er ein Spiel spielte und schlimmstenfalls sogar an den Morden beteiligt gewesen war. Aber wenn er die Wahrheit sagte - und es gab ja eigentlich keinen Grund, das zu bezweifeln -, dann waren in diesem Drama noch mehr Akteure beteiligt als die bisher sichtbaren, und der Mordfall nahm bedeutend kompliziertere Formen an, als er anfangs gedacht hatte.
Als Blomkvist sich Richtung Zinkensdamm entfernen wollte, rief Bublanski ihm hinterher. Mikael blieb stehen, entdeckte den Polizisten und ging ihm entgegen. Direkt vor der Treppe blieben sie stehen.
»Hallo, Blomkvist. Suchen Sie Lisbeth Salander?«
»Nein. Ich suche Miriam Wu.«
»Sie ist nicht zu Hause. Jemand hat den Medien auf die Nase gebunden, dass sie wieder aufgetaucht ist.«
»Was hatte sie zu erzählen?«
Bublanski sah Mikael Blomkvist forschend an. Kalle Blomkvist.
»Gehen Sie ein Stückchen mit mir mit«, forderte Bublanski ihn auf. »Ich brauche eine Tasse Kaffee.«
Schweigend gingen sie an der
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