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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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auszurechnen, dass das nur noch reißerischere Bilder geben würde.
    »Waren Sie mit Lisbeth Salander im Ausland? Wissen Sie, wo sie sich aufhält?«
    Miriam Wu schlug die Tür zu und sperrte mit dem neuen Schloss ab. Tony Scala drückte die Klappe des Briefschlitzes nach innen auf.
    »Früher oder später müssen Sie mit den Medien sprechen, Frau Wu. Ich kann Ihnen helfen.«
    Sie ballte ihre Hand zu einer Faust und donnerte sie auf den Briefschlitz. Mimmi hörte Tony Scala vor Schmerz aufheulen, als seine Finger eingeklemmt wurden. Dann ging sie ins Bett und schloss die Augen. Lisbeth, wenn ich dich in die Finger kriege, dann erwürg ich dich.
     
    Nach dem Besuch in Smådalarö hatte Mikael Blomkvist den Nachmittag über noch weitere Freier von Dag Svenssons Liste aufgesucht. Damit hatte er in dieser Woche sechs der siebenunddreißig Namen abgehakt. Der letzte war ein pensionierter Richter in Tumba, der mehrere Urteile in Prostitutionsprozessen gesprochen hatte. Erfrischenderweise hatte der verdammte Richter weder geleugnet noch gedroht oder um Gnade gebettelt. Im Gegenteil, er gab ohne Umschweife zu, Ostblockfotzen gevögelt zu haben. Nein, Reue verspüre er nicht. Prostitution sei ein ehrenwertes Gewerbe, und er meinte, er tue den Mädchen einen Gefallen, wenn er ihr Kunde war.
    Es war zehn Uhr abends und Mikael gerade auf der Höhe von Liljeholmen, als Malin Eriksson anrief.
    »Hallo«, sagte sie. »Hast du dir die Internetausgabe vom Morgendrachen angeguckt?«
    »Nein, was gibt’s da?«
    »Lisbeth Salanders Freundin ist nach Hause gekommen.«
    »Was? Wer?«
    »Diese Lesbe namens Miriam Wu, die in der Wohnung in der Lundagatan wohnt.«
    Wu , dachte Mikael. Salander - Wu, das Namensschild an der Tür.
    »Danke. Bin schon auf dem Weg.«
    Schließlich zog Miriam Wu ihren Telefonstecker aus der Buchse und schaltete ihr Handy aus. Die Neuigkeit war um halb acht Uhr abends in der Internetausgabe einer der Morgenzeitungen veröffentlicht worden. Wenig später rief auch schon das Aftonbladet an und drei Minuten später der Expressen und baten sie um einen Kommentar. Aktuellt brachte die Nachricht, ohne ihren Namen zu nennen, aber um neun Uhr hatten nicht weniger als sechzehn Reporter verschiedener Medien versucht, ihr einen Kommentar zu entlocken.
    Zweimal klingelte es auch an der Tür. Miriam Wu machte nicht auf und löschte alle Lampen in der Wohnung. Sie hatte große Lust, dem nächsten Journalisten, der sie belästigte, das Nasenbein zu brechen. Schließlich schaltete sie ihr Handy ein und bat eine Freundin, die ganz in der Nähe wohnte, bei ihr übernachten zu dürfen.
    Fünf Minuten bevor Mikael Blomkvist parkte und vergeblich an ihrer Tür klingelte, schlich sie sich aus dem Haus.
     
    Bublanski rief Sonja Modig am Samstagmorgen um kurz nach zehn an. Sie hatte bis neun geschlafen und danach eine Weile mit ihren Kindern gespielt, bis ihr Mann sie auf einen Spaziergang mitnahm, um ihnen Süßigkeiten zu kaufen.
    »Hast du heute schon die Zeitungen gelesen?«
    »Nein. Ich bin erst vor einer Stunde aufgewacht und war mit meinen Kindern beschäftigt. Ist was passiert?«
    »Irgendjemand aus dem Team gibt Informationen an die Presse weiter.«
    »Das wussten wir doch schon die ganze Zeit. Vor ein paar Tagen hat irgendjemand Salanders rechtsmedizinischen Bericht rausgegeben.«
    »Das war Staatsanwalt Ekström selbst.«
    »Im Ernst?«
    »Ja, natürlich. Auch wenn er das niemals zugeben würde. Er versucht, das Interesse anzuheizen, weil ihm das zugute kommt. Doch hiermit hat er nichts zu tun. Ein Journalist namens Tony Scala hat mit jemandem von der Polizei gesprochen, der eine Menge Informationen über Miriam Wu weitergegeben hat. Unter anderem Details aus dem gestrigen Verhör. Ekström ist außer sich vor Wut.«
    »Verdammt!«
    »Der Journalist nennt keinen Namen. Die Quelle wird als Person beschrieben, die bei den Ermittlungen eine zentrale Rolle spielt.«
    »Scheiße!«, sagte Sonja Modig.
    »An einer anderen Stelle in diesem Artikel wird die Quelle als ›sie‹ bezeichnet.«
    Sonja Modig schwieg zwanzig Sekunden, bis ihr die Bedeutung dieser Tatsache klar geworden war. Sie war die einzige Frau in ihrem Ermittlungsteam.
    »Ich habe kein einziges Wort an einen Journalisten weitergegeben! Ich habe mit niemandem außerhalb unserer Korridore über die Ermittlungen gesprochen. Nicht mal mit meinem Mann.«
    »Ich habe auch keine Sekunde lang geglaubt, dass du Informationen rauslässt. Aber Staatsanwalt Ekström glaubt es

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