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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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auf einen Kaffee im »Aveny« in der Kungsgatan.
    Tony Scalas hervorstechendste Eigenschaft war seine ungeheure Fettleibigkeit.
    »Wenn du Informationen haben willst, musst du aber zwei Sachen versprechen.«
    »Lass hören.«
    »Erstens darf Milton Security nicht genannt werden. Unsere Rolle ist nur eine beratende, und wenn Miltons Name fällt, könnte jemand darauf kommen, dass die Informationen von mir stammen.«
    »Obwohl es ja nicht unbedingt das Allerneueste ist, dass Salander bei Milton gearbeitet hat.«
    »Als Putzhilfe und so«, behauptete Eriksson. »Das ist nichts Neues.«
    »Okay.«
    »Zweitens muss es sich so anhören, als ob die Informationen von einer Frau kämen.«
    »Warum denn das?«
    »Um den Verdacht von mir abzulenken.«
    »Geht klar. Also, was kannst du mir erzählen?«
    »Salanders lesbische Freundin ist aufgetaucht.«
    »Hoppla. Dieses Mädchen, das in der Lundagatan gemeldet ist und die ganze Zeit verschwunden war?«
    »Miriam Wu. Ist das was?«
    »Ja, ja, durchaus. Wo ist sie denn gewesen?«
    »Im Ausland. Sie behauptet, dass sie nichts von den Morden gehört hat.«
    »Wird sie irgendwie verdächtigt?«
    »Nein, momentan nicht. Sie ist tagsüber verhört worden und wurde vor drei Stunden entlassen.«
    »Aha. Nimmst du ihr die Story ab?«
    »Ich glaube, die lügt wie gedruckt. Sie weiß irgendwas.«
    »Okay.«
    »Aber überprüf ihren Hintergrund noch weiter. Diese Tussi hat Sadomaso-Sex mit Salander.«
    »Und darüber weißt du Bescheid?«
    »Sie hat es im Verhör zugegeben. Wir haben Handschellen, Lederoutfits, Peitschen und noch mehr bei der Hausdurchsuchung gefunden.«
    Das mit den Peitschen war eine leichte Übertreibung, eigentlich sogar eine Lüge, aber das Chinesenmädchen hatte sicher auch schon mit Peitschen gespielt.
    »Machst du Witze?«, fragte Tony Scala.
     
    Paolo Roberto war einer der letzten Besucher, als die Bibliothek zumachte. Er hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, jede Zeile zu lesen, die bis jetzt über die Jagd auf Lisbeth Salander geschrieben worden war.
    Als er auf den Sveavägen hinaustrat, fühlte er sich niedergeschlagen und verwirrt. Und hungrig. Er ging zu McDonald’s, wo er sich einen Hamburger bestellte und sich in eine Ecke setzte.
    Lisbeth Salander als dreifache Mörderin . Er konnte es einfach nicht glauben. Nicht dieses zarte, kleine verrückte Mädchen. Er fragte sich verzweifelt, ob er etwas unternehmen konnte. Und wenn ja, was.
     
    Miriam Wu nahm ein Taxi zurück in die Lundagatan und besah sich das Ausmaß der Zerstörung in ihrer frisch renovierten Wohnung. Schränke, Kartons, Kommodenschubladen, alles war ausgeleert und durchwühlt worden. In der gesamten Wohnung das Geschmier des Fingerabdruckpulvers. Ihr höchst privates Sexspielzeug lag auf dem Bett. Soweit sie erkennen konnte, fehlte nichts.
    Gleich als Erstes rief sie den Schlüsseldienst von Södermalm an, um ein neues Türschloss installieren zu lassen. Der Schlosser wollte innerhalb einer Stunde vorbeikommen.
    Sie setzte Kaffee auf und schüttelte den Kopf. Lisbeth, Lisbeth, wo zum Teufel bist du da nur reingeraten?
    Sie zückte ihr Handy und rief Lisbeths Nummer an, bekam aber nur die Mitteilung zu hören, dass der Teilnehmer vorübergehend nicht erreichbar sei. Miriam blieb lange am Küchentisch sitzen und versuchte, sich ein klares Bild von der ganzen Sache zu machen. Die Lisbeth Salander, die sie kannte, war keine psychisch kranke Mörderin, aber andererseits kannte Miriam sie auch nicht sonderlich gut. Lisbeth war zwar heiß im Bett, konnte aber auch kalt wie ein Fisch sein, wenn sie entsprechender Laune war.
    Sie beschloss, sich noch keine endgültige Meinung zu bilden, bis sie Lisbeth getroffen und eine Erklärung bekommen hatte. Auf einmal stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie beschäftigte sich die nächsten Stunden damit, die Wohnung aufzuräumen und zu putzen.
    Um sieben Uhr abends hatte sie ein neues Schloss, und die Wohnung war wieder einigermaßen bewohnbar. Sie duschte und hatte sich gerade in ihrem schwarz-goldenen orientalischen Morgenmantel in die Küche gesetzt, da klingelte es an der Tür. Als sie aufmachte, stand sie einem außergewöhnlich fetten und unrasierten Mann gegenüber.
    »Guten Tag, Frau Wu, ich heiße Tony Scala und bin Journalist. Können Sie mir ein paar Fragen beantworten?«
    Neben ihm stand ein Fotograf, der ihr prompt ins Gesicht blitzte.
    Miriam Wu erwog, ihm den Ellbogen gegen die Nase zu rammen, war dann jedoch geistesgegenwärtig genug, sich

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