Verdammnis
muss jetzt nur noch der wirkliche Mörder enttarnt werden. Das haben wir ja schon mal geschafft. Es würde allerdings helfen, wenn Du nicht immer so kryptisch wärst. Ich nehme an, Du liest mein Recherchetagebuch. Dann weißt Du ja so ungefähr, was ich mache und wie ich argumentiere. Ich glaube, dass Björck etwas weiß, und werde in den nächsten Tagen noch mal mit ihm sprechen. Bin ich auf der falschen Spur, wenn ich all die Freier abklappere?
Das mit dem polizeilichen Ermittlungsbericht überrascht mich. Ich werde meine Mitarbeiterin Malin darauf ansetzen. Wie alt warst Du da, 12, 13 Jahre? Worum ging es bei den Ermittlungen?
Deine Einstellung zu Teleborian ist hiermit zur Kenntnis genommen. M
P. S.: Beim Wennerström-Coup hast Du einen Fehler gemacht. Ich wusste schon während der Weihnachtsferien in Sandhamn, was Du getan hattest, habe aber nicht gefragt, weil Du nichts erwähnt hast. Und wenn ich Dir verraten soll, wo der Fehler war, kommst Du unter einer Tasse Kaffee nicht weg.
Die Antwort kam knapp drei Minuten später.
Die Freier kannst Du getrost vergessen. Nur Zala ist interessant. Und ein blonder Riese. Aber der Ermittlungsbericht ist auch interessant, weil irgendjemand ihn anscheinend verheimlichen will. Das kann kein Zufall sein.
Staatsanwalt Ekström war ziemlich mieser Laune, als er Bublanskis Team am Montag zur Morgenbesprechung zusammenrief. Seit über einer Woche fahndeten sie völlig ergebnislos nach einer namentlich bekannten Verdächtigen mit sehr ausgefallenem Äußeren. Ekströms Laune verbesserte sich auch nicht, als Curt Svensson, der am Wochenende Bereitschaftsdienst gehabt hatte, ihn über die jüngsten Entwicklungen informierte.
»Unbefugt eingedrungen?«, wiederholte Ekström verblüfft.
»Der Nachbar rief am Sonntagabend an, als er zufällig merkte, dass das Absperrband an Bjurmans Tür durchgeschnitten worden war. Ich bin hingefahren und hab es mir angesehen.«
»Und?«
»Das Band war an drei Stellen durchgeschnitten. Wahrscheinlich eine Rasierklinge oder ein Teppichmesser. Professionell gemacht. Es war kaum zu sehen.«
»Ein Einbruch? Es gibt Kriminelle, die sich auf verstorbene …«
»Kein Einbruch. Ich bin durch die Wohnung gegangen. Alle normalen Wertgegenstände, Video und all so was, waren noch da. Dafür lag aber Bjurmans Autoschlüssel auf dem Küchentisch.«
»Autoschlüssel?«, wiederholte Ekström.
»Holmberg war am Mittwoch in der Wohnung, um noch mal zu kontrollieren, ob uns irgendwas entgangen ist. Er hat sich unter anderem auch das Auto angesehen. Und er schwört, dass kein Autoschlüssel auf dem Küchentisch lag, als er die Wohnung verließ und das Absperrband anbrachte.«
»Könnte er den Schlüssel nicht einfach vergessen haben? Niemand ist unfehlbar.«
»Holmberg hat ihn gar nicht benutzt, sondern nur den Zweitschlüssel, der an Bjurmans Schlüsselbund hing und den wir bereits beschlagnahmt hatten.«
Bublanski strich sich übers Kinn.
»Also kein normaler Einbruch?«
»Jemand ist unbefugt eingedrungen und hat herumgeschnüffelt. Es muss zwischen Mittwoch und Sonntagabend passiert sein, als der Nachbar feststellte, dass die Versiegelung aufgebrochen war.«
»Mit anderen Worten, jemand hat etwas gesucht … Jerker?«
»Da gibt es nichts, was wir nicht sowieso schon beschlagnahmt hätten.«
»Soweit wir wissen jedenfalls. Das Mordmotiv ist immer noch völlig unklar. Wir sind davon ausgegangen, dass Salander eine Psychopathin ist, aber auch Psychopathen brauchen ein Motiv.«
»Was schlagen Sie also vor?«
»Ich weiß nicht. Irgendjemand durchsucht Bjurmans Wohnung. Da stellen sich zwei Fragen: Erstens: Wer? Zweitens: Warum? Was ist uns entgangen?«
Einen Moment herrschte Schweigen im Zimmer.
»Jerker …«
Holmberg seufzte resigniert.
»Okay. Ich fahr zu Bjurman und geh die Wohnung noch mal durch. Mit der Pinzette.«
Lisbeth Salander erwachte am Montagmorgen um elf. Sie blieb noch eine halbe Stunde liegen, bevor sie aufstand, Kaffee aufsetzte und duschen ging. Als sie ihre Morgentoilette beendet hatte, machte sie sich zwei Brote und setzte sich an ihr PowerBook, um zu erfahren, was sich in letzter Zeit in Ekströms Computer getan hatte, und um die Internetausgaben diverser Tageszeitungen zu lesen. Dabei konnte sie feststellen, dass das Interesse an den Enskede-Morden bereits abgenommen hatte. Dann öffnete sie Dag Svenssons Rechercheordner und las sorgfältig die Notizen seines Gesprächs mit dem Journalisten Per-Åke
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