Verdammnis
ausdrücken wollte. Selbstverständlich wusste er, dass sie in seinem Computer war, also lag die Schlussfolgerung auf der Hand, dass sie lesen sollte, was er schrieb. Die Frage war jedoch, was er nicht aufschrieb. Er konnte bestimmen, welche Informationen sie bekam oder auch nicht bekam. Sie bemerkte nebenbei, dass er in der Zwischenzeit wohl nicht viel mehr zuwege gebracht hatte, als Bublanski zu einem Duell um ihre eventuelle Unschuld herauszufordern. Irgendwie ärgerte sie sich darüber. Mikael Blomkvist gründete seine Schlüsse nicht auf Fakten, sondern auf Gefühle. Naiver Dummkopf.
Aber er konzentrierte sich jetzt auch auf Zala. Richtig gedacht, Kalle Blomkvist. Sie fragte sich, ob er sich jemals für Zala interessiert hätte, wenn sie ihm nicht den Namen geschickt hätte.
Dann stellte sie mit gelinder Verwunderung fest, dass auf einmal Paolo Roberto auf der Bildfläche erschienen war. Das war eine erfreuliche Neuigkeit. Plötzlich musste sie lächeln. Sie mochte den großmäuligen Mistkerl. Er war ein Macho bis in die Fingerspitzen. Er schlug ganz schön zu, wenn sie zusammen in den Ring stiegen. Soll heißen: Die wenigen Male, die er traf, schlug er ganz schön zu.
Als sie jedoch Mikael Blomkvists letzte Mail an Erika Berger entschlüsselte, setzte sie sich kerzengerade auf ihrem Stuhl auf.
Gunnar Björck, Sicherheitspolizei, hat Informationen über Zala.
Gunnar Björck kennt Bjurman.
Lisbeths Blick war in unbestimmte Weiten gerichtet, als sie im Kopf ein Dreieck zeichnete. Zala. Bjurman. Björck. Yes, that makes sense. Aus dieser Perspektive hatte sie das Problem noch nicht betrachtet. Mikael Blomkvist war vielleicht doch nicht so blöd. Aber den Zusammenhang verstand er trotzdem noch nicht. Sie verstand ihn ja selbst nicht einmal, obwohl sie wesentlich mehr über die Dinge wusste, die hier vorgefallen waren. Sie dachte ein Weilchen über Bjurman nach und kam zu der Erkenntnis, dass seine Bekanntschaft mit Björck ihm mehr Wichtigkeit verlieh, als sie jemals geahnt hätte.
Sie stellte fest, dass sie wahrscheinlich einen Besuch in Smådalarö machen musste.
Dann ging sie auf Mikaels Festplatte und legte ein neues Dokument im Ordner »LISBETH SALANDER« an, das sie »Ringecke« nannte. Nächstes Mal, wenn er sein iBook startete, würde er es entdecken.
1. Bleib weg von Teleborian. Er ist böse.
2. Miriam Wu hat absolut gar nichts mit dieser Sache zu tun.
3. Du machst das Richtige, wenn Du Dich auf Zala konzentrierst. Er ist der Schlüssel. Aber Du wirst ihn in keinem Register finden.
4. Es gibt eine Verbindung zwischen Bjurman und Zala. Ich weiß nicht, was für eine, aber ich arbeite dran. Björck?
5. Wichtig: Es existiert ein belastender polizeilicher Untersuchungsbericht über mich vom Februar 1991. Ich weiß das Aktenzeichen nicht und kann ihn nicht finden. Warum hat Ekström den nicht an die Medien weitergegeben? Schlussfolgerung: Er weiß nichts davon. Wie ist das möglich?
Sie überlegte ein Weilchen und fügte dann noch einen Absatz hinzu.
P. S.: Mikael, ich bin nicht unschuldig. Aber ich habe Dag und Mia nicht erschossen und habe auch nichts mit diesen Morden zu tun. Ich habe sie am Abend kurz vor den Morden getroffen, bin aber vorher gegangen. Danke, dass Du an mich glaubst. Schöne Grüße an Paolo, sein linker Haken ist zu schwach.
Sie überlegte noch einmal kurz, dann musste sie sich eingestehen, dass es an einem Informationsjunkie ihres Kalibers einfach zu sehr zehrte, nicht genau Bescheid zu wissen. Sie schrieb noch eine Zeile.
P. S. 2: Woher weißt Du das mit Wennerström?
Mikael Blomkvist fand Lisbeths Dokument knapp drei Stunden später. Er las den Brief mindestens fünf Mal Zeile für Zeile. Zum ersten Mal hatte sie ein klares Statement abgegeben, dass sie Dag und Mia nicht ermordet hatte. Er glaubte ihr und war kolossal erleichtert. Und endlich sprach sie wieder mit ihm, wenn auch kryptisch wie immer.
Er bemerkte auch, dass sie nur die Morde an Dag und Mia leugnete, Bjurman jedoch nicht erwähnte. Wie Mikael annahm, lag es daran, dass er in seiner Mail auch nur von Dag und Mia gesprochen hatte. Nachdem er eine Weile überlegt hatte, schrieb er »Ringecke 2«.
Hallo Sally, danke, dass Du endlich gesagt hast, dass Du unschuldig bist. Ich habe an Dich geglaubt, aber das ganze Getöse in den Medien hat mich auch nicht ganz unberührt gelassen, und manchmal kam ich ins Zweifeln. Verzeih mir. Es war schön, es direkt aus Deiner Tastatur zu hören.
Dann
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