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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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zu erwartender Medienhetze nur verschlimmern würde, wenn ihre Namen auch noch mit einem Mord in Verbindung gebracht würden.
    Mikael machte sein iBook auf und sah nach, ob etwas Neues von Lisbeth gekommen war. Nichts. In ihrer letzten Mail hatte sie behauptet, die Freier seien uninteressant, und er verschwende nur seine Zeit. Er verfluchte sie mit einer Tirade, die Erika Berger sexistisch, aber innovativ genannt hätte. Mikael hatte Hunger, wollte sich jedoch nichts zu essen machen. Außerdem hatte er seit zwei Wochen nicht mehr eingekauft, abgesehen von ein paar Litern Milch. Also zog er seine Jacke über und ging in die griechische Taverne in der Hornsgatan, wo er sich einen gegrillten Lammspieß bestellte.
     
    Lisbeth Salander ging zuerst ins Treppenhaus, dann drehte sie in der Dämmerung zwei diskrete Runden um die Nachbarhäuser. Es war ein niedriges Lamellenhaus, das sie als hellhörig einschätzte und nicht unbedingt das Ideale für ihre Pläne war. Der Journalist Per-Åke Sandström wohnte in einer Eckwohnung im dritten Stock, der gleichzeitig der oberste war. Das Treppenhaus ging noch bis zur Dachbodentür. Das war akzeptabel.
    Das Problem war freilich, dass alle Fenster seiner Wohnung dunkel waren, was darauf hindeutete, dass der Besitzer nicht zu Hause war.
    Sie ging ein paar Blocks weiter in eine Pizzeria, wo sie sich eine Pizza Hawaii bestellte und sich in eine Ecke setzte, um die Abendzeitungen zu lesen. Um kurz vor neun kaufte sie sich einen Kaffee am Zeitungskiosk und ging zurück zu Sandströms Haus. Es war immer noch dunkel. Schließlich ging sie hinein und setzte sich auf den Treppenabsatz vorm Dachboden, von wo aus sie Sandströms Wohnungstür im Auge behalten konnte. Während sie wartete, trank sie ihren Kaffee.
     
    Schließlich gelang es Kriminalinspektor Hans Faste, Cilla Norén aufzuspüren, die 28-jährige Leadsängerin der Satanistengruppe Evil Fingers . Er fand sie im Studio von Recent Trash Records in einem alten Industriegebäude in Älvsjö. Eine Kulturkollision, deren Ausmaß ungefähr der ersten Begegnung der Portugiesen mit den karibischen Indianern entsprach.
    Cilla Norén hatte pechschwarze lange Haare mit roten und grünen Strähnchen sowie schwarzes Make-up. Sie war eher rundlich und trug ein kurzes Shirt, das einen Bauch mit gepierctem Nabel entblößte. Um die Hüften trug sie einen Nietengürtel. Sie sah aus, als wäre sie einem französischen Horrorfilm entstiegen.
    Faste hielt seinen Polizeiausweis hoch und bat sie um ein Gespräch. Sie kaute Kaugummi und sah ihn skeptisch an. Schließlich zeigte sie auf eine Tür und führte ihn in eine Art Pausenraum. Fast wäre er über eine Mülltüte gestolpert, die genau am Eingang stand. Cilla Norén ließ Wasser in eine leere Plastikflasche laufen, trank ungefähr die Hälfte davon aus, setzte sich an einen Tisch und steckte sich eine Zigarette an. Sie fixierte Hans Faste mit ihren hellblauen Augen. Der wusste plötzlich nicht mehr, wo er anfangen sollte.
    »Was ist Recent Trash Records?«
Sie wirkte gelangweilt.
»Das ist eine Plattenfirma, die neue junge Bands produziert.«
»Und was spielen Sie hier für eine Rolle?«
»Ich bin die Tontechnikerin.«
Faste sah sie an.
»Haben Sie eine Ausbildung dafür?«
»Nee. Hab ich mir selbst beigebracht.«
»Kann man davon leben?«
»Warum fragen Sie?«
    »Ich frag nur so. Ich nehme an, Sie haben in letzter Zeit von Lisbeth Salander gelesen?«
    Sie nickte.
»Man hat uns gesagt, dass Sie sie kennen. Stimmt das?«
»Kann schon sein.«
»Stimmt es oder stimmt es nicht?«
»Kommt ganz drauf an, worauf Sie hinauswollen.«
    »Ich will eine entlaufene Irre und dreifache Mörderin finden. Ich will Informationen über Lisbeth Salander.«
    »Ich habe seit letztem Jahr nichts mehr von Lisbeth gehört.«
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Irgendwann im Herbst vor zwei Jahren. In der ›Mühle‹. Da ging sie regelmäßig hin, aber dann tauchte sie auf einmal nicht mehr auf.«
    »Haben Sie versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen?«
    »Ich hab es ein paarmal auf ihrem Handy probiert. Kein Anschluss unter dieser Nummer.«
    »Und Sie wissen nicht, wo Sie sie erreichen könnten?«
    »Nein.«
    »Wer sind die Evil Fingers ?«
    Cilla Norén wirkte amüsiert.
    »Haben Sie keine Zeitung gelesen?«
    »Warum?«
    »Da steht doch drin, dass wir eine Satanistengruppe sind.«
    »Sind Sie das?«
    »Sehe ich aus wie eine Satanistin?«
    »Wie sieht eine Satanistin denn aus?«
    »Also, ich weiß ja nicht,

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