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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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sein eigenes Vermögen versteckt hatte. Er hatte die Mittel und die Kompetenz, die er brauchte, um das Geschäft weiterzuführen. Das Vernünftigste war also, nicht zurückzublicken. Wenn es etwas gab, das Zalatschenko ihm eingeschärft hatte, dann war es die Fähigkeit, sich ohne Sentimentalität aus einer Situation zu befreien, die nicht mehr kontrollierbar war. Das war die Grundregel des Überlebens. Mach keinen Finger krumm für eine verlorene Sache.
    Sie war kein übernatürliches Wesen. Aber er hatte sie unterschätzt.
    Ronald Niedermann war hin und her gerissen. Er wollte nicht zurückgehen. Auf dem Hof war nichts, was er noch brauchte.
    Außer einem Auto vielleicht.
    Er stand immer noch zögernd auf der Straße, als er sah, wie sich von der anderen Seite das Licht von Autoscheinwerfern näherte. Er drehte den Kopf. Vielleicht konnte er sich anderweitig ein Fahrzeug beschaffen. Alles, was er brauchte, war ein Auto, mit dem er nach Göteborg fahren konnte.
     
    Zum ersten Mal in ihrem Leben - zumindest seit ihren frühesten Kindertagen - war Lisbeth Salander nicht Herrin der Situation. Im Laufe der Jahre war sie in Schlägereien verwickelt und misshandelt, vom Staat in die Psychiatrie gesteckt und privaten Übergriffen ausgesetzt worden. Körperlich wie seelisch hatte sie mehr Faustschläge eingesteckt, als es irgendeinem Mensch zugemutet werden durfte.
    Aber jedes Mal hatte sie aufbegehren können. Sie hatte sich geweigert, auf Teleborians Fragen zu antworten, und wenn sie physischer Gewalt ausgesetzt war, konnte sie sich zurückziehen.
    Mit einem gebrochenen Nasenbein konnte sie leben.
    Aber mit einem Loch im Schädel war das nicht möglich.
    Diesmal konnte sie sich nicht nach Hause in ihr eigenes Bett verkriechen, sich die Decke über den Kopf ziehen und zwei Tage schlafen, um danach aufzustehen und ihre tägliche Routine wieder aufzunehmen, als wäre nichts passiert.
    Sie war so schwer verletzt, dass sie sich nicht allein mit der Situation auseinandersetzen konnte. Sie war so müde, dass ihr Körper ihren Befehlen nicht mehr gehorchte.
    Ich brauche eine Weile Schlaf , dachte sie. Doch plötzlich war sie ganz sicher, dass sie nie wieder aufwachen würde, wenn sie jetzt die Augen schloss. Sie analysierte diese Schlussfolgerung und stellte schließlich fest, dass es ihr egal war. Im Gegenteil. Sie fand den Gedanken fast schon anziehend. Ausruhen dürfen. Nicht mehr aufwachen müssen.
    Ihre letzten Gedanken galten Miriam Wu.
    Verzeih mir, Mimmi.
    Sie hatte immer noch Sonny Nieminens entsicherte Pistole in der Hand, als sie die Augen schloss.
    Mikael Blomkvist sah Ronald Niedermann schon von Weitem im Licht der Scheinwerfer und erkannte ihn sofort wieder. Man konnte sich ja auch schwerlich irren bei einem 2 Meter 5 großen blonden Riesen, der wie ein Panzerschrank gebaut war. Niedermann wedelte mit den Armen. Mikael blendete ab und bremste. Mit der Rechten griff er ins Außenfach seiner Laptoptasche und holte den Colt 1911 Government heraus, den er auf Lisbeths Schreibtisch gefunden hatte. Knapp fünf Meter von Niedermann entfernt blieb er stehen und stellte den Motor ab, bevor er die Autotür öffnete.
    »Danke, dass Sie anhalten«, keuchte Niedermann atemlos. Er war gerannt. »Ich hatte einen … einen Autounfall. Können Sie mich in die Stadt mitnehmen?«
    Seine Stimme war eigenartig hell.
    »Natürlich kann ich dafür sorgen, dass Sie in die Stadt kommen«, sagte Mikael Blomkvist. Er richtete die Waffe auf Niedermann. »Legen Sie sich auf den Boden.«
    Die Prüfungen, die in dieser Nacht über Ronald Niedermann hereinbrachen, wollten einfach kein Ende nehmen. Er starrte Mikael ungläubig an.
    Niedermann hatte nicht die geringste Angst vor der Pistole oder der Gestalt, die sie in der Hand hielt. Doch er hatte Respekt vor der Waffe. Sein ganzes Leben hatte er mit Waffen und Gewalt zu tun gehabt. Wenn jemand mit einer Pistole auf ihn zielte, dann ging er davon aus, dass diese Person verzweifelt war und sie auch benutzen würde. Er blinzelte und versuchte, den Mann hinter der Pistole einzuschätzen, doch mit den Scheinwerfern im Rücken war er nur ein dunkler Schatten . Ein Polizist? Er klingt nicht wie ein Polizist. Polizisten geben sich zu erkennen. Zumindest in den Filmen machen sie das immer .
    Er schätzte seine Chancen ab. Wenn er ihn einfach überrannte, konnte er ihm die Waffe entreißen, das wusste er. Aber der Mann mit der Pistole wirkte kühl und stand geschützt hinter der Autotür. Er würde ihn mit

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