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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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sondern schwang sie mit einer Hand von unten nach oben, während sie ihr Gewicht ganz auf die unverletzte Hüfte verlagerte.
    Als Zalatschenko auf den Lichtschalter drückte, spaltete die Axt die rechte Seite seines Gesichts, zerschmetterte seinen Wangenknochen und drang ein paar Millimeter weit in seine Stirn ein. Es ging so schnell, dass er gar nicht begreifen konnte, was mit ihm geschah, doch in der nächsten Sekunde registrierte sein Gehirn einen höllischen Schmerz, und er brüllte los wie ein Besessener.
     
    Ronald Niedermann erwachte mit einem Ruck und setzte sich verwirrt auf. Er hörte ein Heulen, das ihm im ersten Moment gar nicht menschlich vorkam. Es kam von draußen. Dann begriff er, dass es Zalatschenko war, der da brüllte. Hastig sprang er auf.
     
    Lisbeth Salander nahm Anlauf und schwang die Axt ein zweites Mal, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Sie hatte die Axt heben und den Kopf ihres Vaters spalten wollen, aber ihre Kräfte waren am Ende, und so traf sie ihn unterhalb der Kniescheibe. Das Gewicht trieb die Klinge jedoch so weit hinein, dass die Axt stecken blieb und ihr aus den Händen gerissen wurde, als Zalatschenko vornüber zu Boden stürzte. Er schrie ununterbrochen.
    Sie bückte sich, um sich die Axt zurückzuholen. Unter ihren Füßen schwankte der Boden, und in ihrem Kopf zuckten wilde Blitze. Sie musste sich hinsetzen. Mit ausgestreckter Hand tastete sie nach seiner Jackentasche, in der immer noch die Pistole steckte. Sie zog sie heraus.
    Eine Browning Kaliber 22.
    Eine verdammte Pfadfinderpistole .
    Darum lebte sie auch noch. Hätte sie eine Kugel aus Niedermanns Sig Sauer oder aus einer anderen Waffe mit gröberer Munition getroffen, dann hätte sie ein riesengroßes Loch im Schädel gehabt.
    Im selben Augenblick, als sie diesen Gedanken fasste, hörte sie die Schritte eines verschlafenen Niedermann, der in der Türöffnung des Holzschuppens auftauchte. Er starrte mit verständnislosen und weit aufgerissenen Augen auf die Szene, die sich ihm bot. Zalatschenko brüllte wie ein Wahnsinniger. Sein Gesicht war eine einzige blutige Maske. In seinem Knie steckte eine Axt. Eine blutige und verdreckte Lisbeth Salander hockte neben ihm auf dem Boden. Sie sah aus wie ein Zombie aus einem der Horrorfilme, von denen Niedermann eindeutig zu viele gesehen hatte.
    Ronald Niedermann, schmerzunempfindlich und gebaut wie ein Panzerschrank, hatte die Dunkelheit immer gehasst. Solange er sich erinnern konnte, hatte er sie mit Bedrohung assoziiert.
    Er hatte mit eigenen Augen die Schemen gesehen, und er verspürte immer ein unbeschreibliches Grauen, wenn er im Finstern stand. Und nun hatte sich dieses Grauen materialisiert.
    Das Mädchen auf dem Boden war tot. Daran konnte es keinen Zweifel geben.
    Er selbst hatte sie begraben.
    Also war dieses Wesen auf dem Boden kein Mädchen, sondern ein Geschöpf, das von der anderen Seite des Grabes wiedergekehrt war und nicht mit menschlicher Kraft bekämpft werden konnte.
    Die Verwandlung vom Menschen zum Untoten hatte bereits eingesetzt. Ihre Haut war ein eidechsenähnlicher Panzer, ihr Gebiss voller nadelspitzer Reißzähne, mit denen sie Fleischstücke aus ihrer Beute riss. Ihre blutigen Hände hatten lange, rasiermesserscharfe Klauen. Er sah ihre Augen glühen. Er konnte hören, wie sie knurrte, und sah, wie sie die Muskeln anspannte, um ihm an die Kehle zu springen.
    Plötzlich sah er auch klar und deutlich, dass sie einen Schwanz hatte, der sich krümmte und hasserfüllt auf den Boden peitschte.
    Da hob sie die Pistole und schoss. Die Kugel flog so nah an Niedermanns Ohr vorbei, dass er den Luftzug spürte. Für ihn sah es aus, als würde eine Flamme aus ihrem Mund schlagen.
    Das war zu viel.
    Sein Denken setzte aus.
    Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte um sein Leben. Sie gab noch einen Schuss ab, der ihn weit verfehlte, ihm aber Flügel zu verleihen schien. Mit einem Riesensatz sprang er über den Zaun und wurde auf seinem Weg Richtung Landstraße von der Dunkelheit verschluckt.
    Fassungslos sah Lisbeth ihm hinterher, als er aus ihrem Blickfeld verschwand.
    Sie hinkte zur Tür und spähte ins Dunkel, aber sie konnte ihn nirgends mehr sehen. Nach einer Weile hörte Zalatschenko auf zu schreien und wimmerte nur noch leise vor sich hin. Lisbeth stellte fest, dass sie noch eine Patrone im Magazin hatte. Einen Moment überlegte sie, ob sie Zalatschenko in den Kopf schießen sollte. Aber dann fiel ihr ein, dass Niedermann immer noch irgendwo da

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