Verdammt (German Edition)
wahrscheinlich weil Stephen ihr auch andauernd sagte, dass sie nicht genug feierte. Sie war aber tatsächlich draußen im Partygetümmel gewesen und hatte versucht, an seiner ausgelassenen Seite teilzuhaben, genau wie er sich manchmal bemühte, sich ihr zurückhaltendes Benehmen anzueignen. Natürlich war Stephen ein Meister darin, sich selbst in Szene zu setzen, doch er besaß auch eine stillere Seite. »Nur weil ich mich nicht selbst zum Idioten mache, heißt das nicht, dass ich eine Spaßbremse bin.«
»Das hab ich nicht … verdammt noch mal!« Eric ging einen Schritt auf sie zu. Völlig frustriert fuhr er sich durch das platinblonde Haar. »So hab ich mir das überhaupt nicht vorgestellt.«
Ihre Wut verebbte einen Moment lang und wurde zu Verwirrung. »Was hast du dir denn vorgestellt?«
»Ich – ach, nichts, gar nichts. Vergiss es. Sei einfach vorsichtig
im Umgang mit Dennis. Nimm nächstes Mal einen anderen Spender.«
»Danke für den Ratschlag, um den ich nicht gebeten habe.«
Er seufzte und schien schwer mit sich zu ringen, um nicht zu explodieren. »Ich passe nur auf dich auf, weiter nichts.«
Auf einmal hob er den Blick zu etwas hinter ihr. Als sie sich umdrehte, sah Rhea das braunhaarige Mädchen, mit dem er zuvor zusammen gewesen war, ein Stück weiter hinten im Flur stehen und sie beobachten. Genau wie Eric war auch sie tropfnass. Ihr Gesichtsausdruck war nicht genau zu entschlüsseln, aber Rhea war sich ziemlich sicher, dass sie nicht erfreut war.
»Hi, Emma«, sagte Eric und wirkte dabei, als wäre er in diesem Augenblick lieber sonst wo als ausgerechnet in diesem Flur.
»Hey«, antwortete Emma steif. »Ich hab dich gesucht, und jemand hat gesagt, er hätte dich hier unten gesehen. Wolltest du dich nicht umziehen?«
»Ja, aber dann ist mir zufällig Rhea begegnet, und wir haben über Stephens sagenhaften Sprung geredet.«
Rhea zog eine Braue hoch und spielte mit dem Gedanken, ihm zu widersprechen. Doch je mehr sie Emma studierte, desto mehr sah Rhea ihr an, dass sie eifersüchtig war. Damit wollte Rhea nichts zu tun haben, und so ließ sie Erics Lüge durchgehen.
Eric setzte ein breites Lächeln auf, was Rhea verblüffte. In ihrer kurzen Bekanntschaft waren die wenigen Male, die er gelächelt hatte, zurückhaltend oder melancholisch gewesen. Doch dieses Lächeln strahlte regelrecht und ließ
Emmas Groll dahinschmelzen, und auch Rhea merkte, wie ihr der Atem ein wenig stockte.
»Wir sehen uns«, sagte er leichthin zu Rhea. Dann ging er an ihr vorbei, legte einen Arm um Emma und hielt sein Gesicht dicht an ihres. »Jetzt, da du hier bist, kannst du mir ja vielleicht doch beim Umziehen helfen.«
Rhea verkniff sich eine Grimasse, doch seine Bemerkung ließ auch noch die letzten Anzeichen von Eifersucht von Emmas Miene verschwinden. Sie schmiegte sich an Eric und warf Rhea einen angedeuteten Abschiedsgruß zu. Rhea sah die beiden tuschelnd und kichernd davonspazieren und registrierte erstaunt einen kleinen Anflug von Traurigkeit in der Herzgegend.
Augenblicklich schüttelte sie ihn ab und beschloss, schnurstracks zu Bett zu gehen. Was kümmerte es sie, was dieser Eric sagte oder tat? Schließlich hatte sie kaum ein Dutzend Worte mit ihm gewechselt. Entschlossen machte sie sich auf den Weg nach oben, zu ihrem Zimmer, doch im nächsten Moment überlegte sie es sich anders und beschloss, Stephen gute Nacht zu sagen.
Wenig verwunderlich war er immer noch draußen, im Herzen der Party. Er war klatschnass, und sie fragte sich, wie oft er wohl im Pool gewesen war. Vampire mochten Chile im Winter gern, da die Sonne dort kürzer schien, doch allmählich wurde die Nacht immer kühler. Alkohol wärmte einen auch nur bis zu einem gewissen Grad. Stephen schien die Temperatur allerdings nicht zu bemerken und erzählte gerade eine Geschichte darüber, wie er und ein paar Freunde ins Arbeitszimmer ihres Mathelehrers eingebrochen waren. In der Story kamen Wodka und Frettchen vor.
Rhea musste unwillkürlich schmunzeln und winkte ihm zu, als sie aus dem Haus trat. Sowie er sie sah, warf er ihr ein breites Lächeln zu und unterbrach seine Schilderung.
»Hey, Babe«, sagte er, kam zu ihr herüber und wollte sie, nass wie er war, umarmen.
Sie lachte. »Untersteh dich.«
Er zog ein übertrieben trauriges Gesicht und gab sich mit einem kurzen Kuss auf den Mund zufrieden, wobei er sich weit genug von ihr fernhielt, damit sie nicht nass wurde.
»Gut so?«, fragte er triumphierend.
»Bestens. Ich wollte dir
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