Verdammt (German Edition)
warmherzig und normal. Die meiste Zeit hatte Stephen geredet, wobei sein sympathisches Gesicht nachdenklich ausgesehen hatte, während Rhea einfach zuhörte. Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, und ihre Strahlen ließen Rheas Haar leuchten wie Goldfeuer. Eric konnte den Blick nicht abwenden und fragte sich eifersüchtig, was sie da wohl zu bereden hatten.
Als sie nun ihren Namen hörte, suchte Rhea mit verwirrter Miene die Menge ab. Stephen stupste sie an und zeigte auf Eric. Ihr Blick fiel auf ihn, und sie riss erschrocken die Augen auf. Einen Moment lang begriff er nicht. Wenn sie erschrocken war, dann hätte dies der Fall sein müssen, als ihre Namen aufgerufen wurden – nicht als sie ihn sah. Doch dann ging ihm ein Licht auf. Rhea hatte bis jetzt nicht gewusst, wer er war. Das hatte er bereits an dem Abend auf der Jacht vermutet, jedoch angenommen, dass sie es mittlerweile erfahren hätte. Offenbar nicht.
Stephen grinste und bedeutete ihr, zu Eric zu gehen. Während sie sich auf die Lippe biss, stapfte sie zögernd auf ihn zu und wirkte dabei, als wäre jeder Schritt eine Qual für sie. Als er einen Blick dorthin warf, wo Emma neben Fiona stand, gewann Eric den Eindruck, als bedeute auch für sie jeder einzelne von Rheas Schritten eine Qual.
Eric und Rhea sprachen kein Wort, während weitere Namen verlesen wurden. Sie sprachen nicht einmal dann, als sie ihren Hinweis bekamen. Während alle anderen eilig aufbrachen, sah Eric auf ihren Zettel herab.
Such mich unterm Palmenbaum
An des weißen Wassers Schaum.
Er starrte ratlos darauf hinab und hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte. Seufzend nahm ihm Rhea den Zettel ab.
»Es ist ein Brunnen«, sagte sie. »Ich habe ihn gestern Abend gesehen. Es gibt einen schmalen Weg dorthin, der hinter dem Hof anfängt.«
Sie marschierte los, und er beeilte sich, mit ihr Schritt zu halten. Wortlos führte sie ihn zum Brunnen. Zierlich und aus Marmor, war er von Schwänen gekrönt, aus deren Schnäbeln Wasser sprudelte. Eric war sich nicht sicher, ob er geschmacklos oder elegant war. Er und Rhea musterten ihn eine Weile und versuchten herauszufinden, was der nächste Schritt war. Eric kam schließlich darauf. Ein glattes Holzstückchen war in einen kleinen Spalt in der Skulptur geschoben worden. Darauf waren Worte eingeritzt.
Überall Musik und Klang
Und der Blick schweift weit und lang.
»Das Musikzimmer«, sagte Rhea wie aus der Pistole geschossen. »Es liegt im Obergeschoss.«
Erneut lief sie los, während Eric den Schritt beschleunigte, um nicht zurückzufallen. »Warst du schon mal hier? Woher weißt du, wo alles ist?«
»Ich hab mich gestern Abend ein bisschen umgesehen«, erklärte sie kurz angebunden. Es lag auf der Hand, dass sie nicht reden wollte. Zumindest nicht mit ihm.
Schon bald waren sie im Musikzimmer angelangt, dessen breite Fensterfront einen atemberaubenden Meerblick bot. Ein anderes Team verließ den Raum gerade, unsicher,
ob sie den Hinweis richtig verstanden hatten. Der erste Hinweis sandte jedes Team zu einem anderen Ort, und das Ziel war, sie schließlich alle zusammenzufügen. Der Hinweis im Musikzimmer war auf dem Klavier versteckt. Wie zuvor, interpretierte ihn Rhea und wollte schon wieder hinausgehen, doch da packte Eric sie am Arm.
»Warte mal, ich muss mit dir reden.«
Sie zog eine Braue hoch. »Worüber?«
Er seufzte. »Also, ich will einfach wissen, warum du heute so wütend auf mich bist. Was hab ich denn diesmal gemacht? Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich mich gestern Abend nicht über dich und Stephen lustig gemacht habe.«
Rhea musterte ihn ein paar Sekunden lang, und er überlegte schon, ob sie sich jetzt einfach umdrehen und gehen würde, doch stattdessen beantwortete sie seine Frage mit einer Gegenfrage. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ein Dragomir bist?«
Damit hatte er nicht gerechnet. »Es … es erschien mir nicht wichtig. Außerdem dachte ich, das wüsstest du wahrscheinlich sowieso.«
»Klar. Denn wie könnte es überhaupt jemanden auf der Welt geben, der nicht weiß, wer du bist?«, fragte sie sarkastisch.
»Das meine ich ernst! Und … na ja, es hat mir irgendwie gefallen, dass du es nicht gewusst hast. Du hast wie ein normaler Mensch mit mir gesprochen, auch wenn du mich die meiste Zeit angeschrien hast.«
»Ich habe nicht geschrien«, entgegnete sie. »Und irgendwie glaube ich nicht, dass du nur mit mir reden wolltest. Ich habe von dir gehört. Du hast einen enormen
Verschleiß
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