Verdammt (German Edition)
nach hinten. »Diese Missgeburt.«
Das Wort war kaum ausgesprochen, da hatte das Wesen seine Beute schon überwältigt und fixiert. Die Wand aus Erde, hart unter den Schultern des Mannes.
Lachen perlte unaufhörlich.
»Es
war
Spaß.«
Der Griff des Anderen an der Schulter des Leuchtenden wurde fester. Daumen drückten sich durch Fleisch und Muskeln, trafen auf Knochen. »Und das hier ist auch Spaß.« Der Andere entblößte seine Zähne und zog sie dem Mann übers Gesicht. Dann biss er ihm den Hals durch.
Schälte Haut ab.
Kein Lachen mehr.
Nur Verlust.
Fünfzehn
Blut, Tod, Verlust, Qual, Wut brodelten ätzend in seinem Magen. Er entleerte seine Gedärme, da er nichts mehr in sich haben wollte, und schleppte sich blind zurück zu der Öffnung, aus der er gekommen war.
Erneut erreichte er den Eingang.
Durch ihn war sie freigekommen, und durch ihn wurde er jetzt eingesperrt.
Die Sonne ging allmählich unter, doch für dieses Wesen war das Licht bereits geschwunden.
Er hatte nichts
und sehnte sich nach allem.
Ein Flüstern. Ein Name. Kam vom Mond herabgeschwebt und küsste sein Herz.
Rheena.
Sol trat in die Nacht.
KELLY ARMSTRONG
Hunting Kat
Ich streckte mich auf dem Liegestuhl vor unserem Motelzimmer aus.
»Aalst du dich in der Sonne, mon chaton?« Marguerites Stimme mit dem französischen Akzent ertönte hinter mir. »Das hast du in letzter Zeit ziemlich oft gemacht.«
»Hautkrebs kann ich ja keinen mehr kriegen.«
»Nein, dir macht es einfach Spaß, dem Mythos eine lange Nase zu drehen.«
Ich grinste. »Eine sonnenbadende Vampirin. Total Dracula-Retro.«
Sie seufzte. Ich ließ den Kopf in den Nacken fallen, um sie anzusehen, als sie aus der Fliegentür trat. Genau wie ich ist Marguerite eine Vampirin. Allerdings schon wesentlich länger. Seit über hundert Jahren, obwohl sie aussieht wie zwanzig, das Alter, in dem sie gestorben ist. Für immer schön. Zumindest in Marguerites Fall – sie ist zierlich und hat blonde Locken und große blaue Augen. Ich hatte sie für einen Engel gehalten, als ich sie zum ersten Mal sah. Und sie war tatsächlich mein Engel und hat mich vor einem wissenschaftlichen Experiment und vor Eltern gerettet, die überhaupt nicht meine Eltern waren, sondern Leute, die dafür bezahlt wurden, dass sie sich um mich kümmerten.
Das war vor zehn Jahren gewesen. Jetzt war ich sechzehn und seit einem halben Jahr untot. Marguerite hatte nichts damit zu tun, mich zum Vampir zu machen. Das war das Experiment plus eine Kugel ins Herz.
Marguerite hatte die ganze Zeit gewusst, was ich war. Deshalb hatte sie mich aufgenommen. Allerdings hat sie mir nie die Wahrheit gesagt. Die fand ich auf die harte Tour heraus, als ich auf einer Totenbahre im Leichenschauhaus aufwachte. Ich verstehe, warum sie es geheim gehalten hat – sie wollte, dass ich normal aufwachse –, aber ich habe es immer noch nicht ganz verkraftet. Das sage ich ihr nicht. Wenn es um Schuldgefühle geht, braucht Marguerite keine Unterstützung.
»Hast du Hunger?«, fragte sie und hielt mir einen Warmhaltebecher hin.
»Nicht darauf.«
Sie stellte den Becher neben mir ab. Ich roch das auf Körpertemperatur erwärmte Blut. Als ob das einen Unterschied machte.
»Du musst etwas trinken, Katiana«, sagte sie. »Es ist abgestanden. Aber das …« Ich gestikulierte zu einem Mann drei Türen weiter hinüber, der im Freien seinen Rausch ausschlief. »Das wäre ein ordentliches Frühstück. Dabei würde er es nicht mal mitkriegen. Er wird nämlich so oder so einen brutalen Kater haben. Ein halber Liter Blut weniger würde den Kohl nicht fett machen.«
»Du bist zu jung, um Alkohol zu trinken.«
»Ha, ha.«
»Das ist mein Ernst, Kat. Was in seinem Blut ist, geht in deines über. Drogen, Alkohol … Das darfst du nicht vergessen.«
»Vor allem darf ich nicht vergessen, was ich bin. Eine Jägerin. Ich muss jagen, Mags. Wie du.«
»Das sollst du auch, mon chaton, wenn du erst mal …«
»Psychisch und emotional so weit bist.« Ich versuchte, die Gereiztheit aus meiner Stimme herauszuhalten. »Aber du wirst mit den anderen Vamps darüber reden, oder? Deshalb fahren wir doch zu diesem Treffen in New York.«
»Wir fahren aus vielen Gründen.«
»Aber du willst sie doch fragen, ob ich mit Jagen anfangen soll.«
»Ja, will ich. Und jetzt trink. Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns.«
Marguerite ging hinein, um zu packen. Ich trank das Blut. Es war, wie wenn man Schokoladenplätzchen aus dem Laden isst – ich konnte
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