Verdammt, wo ist der Braeutigam
Weil sie sich das zweite nicht leisten konnte, behauptete sie einfach, das Kleid sei nie angekommen und forderte vom Verkäufer das Geld zurück. Leider schlich sich ein Kriminalkommissar am Tag ihrer Hochzeit unter die Gäste und ertappte sie in flagranti – sie trug das Kleid, das angeblich nie angekommen war. Ihre Strafe: 50 Tagessätze à fünf Euro. Und das nur, weil sie sich als Braut wohlfühlen und schön aussehen wollte.
Brautkleider können sogar süchtig machen. Oder wie ist es anders zu erklären, dass eine Ehefrau jedes Jahr aufs Neue heiraten will und das jedes Jahr in einem neuen Kleid? Das tat zumindest Heidi Klum, als sie noch mit ihrem Gatten Seal zusammen war. Auf sieben Hochzeiten haben es die zwei auf diese Weise gebracht.
Dabei ist so ein Kleid nur der äußerlich sichtbare Teil einer Brautausstattung. Mindestens ebenso wichtig ist das Zubehör, das Untendrunter, auch wenn es außer dem Bräutigam keiner sieht. Alles muss perfekt sein, da geht es ums Prinzip und darum, sich selbst schön zu fühlen. Deswegen würde es auch nichts helfen, im Dunkeln zu heiraten. Die Bräute würden trotzdem alles dafür tun, so atemberaubend wie möglich auszusehen und weiterhin Hunderte und Tausende von Euros dafür ausgeben.
Es ist schon auffallend, dass Bräutigame deutlich weniger Bohei um den Anzug machen, den sie zur Hochzeit tragen. Und das in einer Zeit, in der es bereits Nachtcremes und Brusthaar-Waxing für Männer gibt. Bei Seal wurde jedenfalls nie thematisiert, ob er Heidi jedes Jahr in einem neuen Anzug ehelichte.
Es muss am Anzug liegen, der offenbar weniger Macht hat als ein Kleid. Anzüge schaffen es nicht, diesen »Das-muss-ich-haben«-Effekt auszulösen. Deswegen wäre der einzige Weg, Bräute etwas von dem Stress mit dem Brautkleid zu entlasten: sie in Hosen heiraten zu lassen.
Die Maske
WARUM ES KEINE GUTE IDEE IST, ZUM VISAGISTEN ZU GEHEN
Was ist das Schlimmste, was auf einer Hochzeit passieren kann? Gäste, die erst bei wenigen Trauungen dabei waren, denken bei dieser Frage an einen plötzlichen Wolkenbruch oder an eine fristlose Kündigung des Kochs, womit das Hochzeitsessen gefährdet wäre, oder vielleicht auch an einen Streit der Schwiegereltern. Erfahrene Hochzeitsgäste wissen, dass all dies nichts ist, verglichen mit der einzig wahren Katastrophe, die jedes Fest zum Wanken bringen kann: Das Schlimmste bei einer Heirat ist, wenn die Braut mit ihrem Aussehen nicht zufrieden ist. Das ist der Super-GAU.
Es ist nämlich so: Es reicht nicht, eine Braut zu sein. Das Ziel ist, eine schöne Braut zu sein.
Deswegen ist es richtig, Bräute zu bewundern. Das ist eine Kunst, die gelernt sein will. Ein einfaches, womöglich nur einmaliges: »Du siehst toll aus!« oder »So eine schöne Braut« wirkt unglaubwürdig. Eine Braut muss umschmeichelt werden. Sie ist der Star der ganzen Veranstaltung. Sie überstrahlt alle und alles. So muss es sein und nicht anders. Das ist schließlich ihr Tag.
Gäste, die auf ein angenehmes Fest hoffen, tun gut daran, sich entsprechend zu verhalten. Die goldenen Regeln dabei: mit Komplimenten um sich werfen (angebracht sind Wörter wie »atemberaubend«, »wunderschön«, »einmalig«, »hinreißend«), selbst möglichst unscheinbar kleiden (das gilt vor allem für weibliche Gäste und damit Schönheitskonkurrentinnen der Braut), sooft wie möglich applaudieren (beim Kuss, beim Walzer, ach, Sie wissen schon) und, falls nötig: lügen.
Dies wird auf alle Fälle nötig sein, wenn die Braut aus Übereifer und in dem vermeintlichen Glauben, auf Nummer sicher zu gehen, einen Visagisten engagiert hat.
Bräute sind naturschön. Sie strahlen sowieso, weil sie verliebt sind und aufgeregt und sich freuen. Bräute, die meinen, ein professionelles Make-up zu benötigen, leben dagegen gefährlich. Denn es gibt zwei Sorten von Visagisten. Da ist zum einen der Profi, der seine Kundin so schminkt, dass sie auf dem Hochzeitsfoto perfekt (also: einfach umwerfend) rüberkommt. Der Nachteil: Derart geschminkt wird sie keiner erkennen, die Gäste nicht, und ihr Zukünftiger leider auch nicht. Wer weiß, ob nicht die Gefahr der Brautverwechslung der Grund ist, warum Standesbeamte bei der Trauung die Namen der Brautleute vorlesen.
Und dann gibt es den Schein-Visagisten, der großes Rambazamba macht, mit Unmengen Tiegeln und Zeug hantiert und nach einer Stunde Chaos-Schminken nicht einmal die Wimperntusche aufgetragen hat. Das ist fatal, denn so wird die Braut keine Zeit mehr
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