Verdammt, wo ist der Braeutigam
Studienfreunden bereits gemacht. Doch während es bei uns damals tatsächlich lustig zuging, erzählte mir meine Freundin Jenny von einer B-Party, bei der alle darauf warteten, dass die gute Stimmung endlich käme. (Tat sie leider nicht.)
Der Haken bei der ganzen Sache ist, dass das niedere Hochzeitsvolk der Revolution nicht abgeneigt ist. Am liebsten würde es, verständlicherweise, auch über sämtliche Rechte verfügen. Manche Gäste gehen deswegen zum Gegenschlag über. Sie teilen Brautpaare in Gruppen ein. Sie sortieren sie in die A-, B- und die C-Liga. Es ist gut, ein A zu sein. Denn dann werden die Gäste in spe alles dafür tun, an der Hochzeit teilnehmen zu können. Es ist wenig erstrebenswert, ein B oder C zu sein. Denn dann werden die Eingeladenen unter einem windigen Vorwand zu spät kommen oder gleich absagen.
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VOM BETTELN UND SPAREN
Manche Begriffe, die oft in einem Atemzug mit der Ehe genannt werden, sind so sperrig und hässlich, dass sie überhaupt nicht zum romantischen Ansatz des Heiratens passen. Ehegattensplitting zum Beispiel – was für ein komisches Wort. Es klingt fast brutal, als würden die Ehegatten, die doch gerade durch eine Zeremonie glücklich vereint wurden, selbst geteilt. Da ist ja die »Zugewinngemeinschaft« noch besser. Sie hat wenigstens etwas Positives, obwohl sie doch eher dem Wirtschaftsvokabular entstammt und damit irgendwie an die »Gesellschaft mit beschränkter Haftung« erinnert. Aber am allerhässlichsten ist das kleine gemeine Wort »Geld«. Denn es ist dafür verantwortlich, dass mancher schöne Hochzeitstraum zerplatzt – und das allein dadurch, dass es fehlt.
Heiraten ist teuer. Schon ein Brautkleid – ein normales, kein außergewöhnliches – kostet ein paar hundert Euro, man kann aber auch ohne Mühe einen vierstelligen Betrag dafür ausgeben. Tausend Euro oder mehr lassen sich viele Paare außerdem die Ringe kosten. Dazu kommt die Bewirtung der Gäste. Alles in allem summieren sich die Ausgaben schnell auf eine fünfstellige Summe. Das ist viel, vor allem, weil es nicht mehr so selbstverständlich ist wie früher, dass die Eltern des Brautpaares das Fest ausrichten.
Was also tun, wenn man keinen Hochzeitskredit zu einem Jahreszins von fünf Prozent aufnehmen oder gar auf Kosten anderer feiern will (was gar nicht so selten vorkommt, wie mir meine Freundin Monika versicherte, die in einem Restaurant arbeitet, in dem zwar viele Hochzeiten gefeiert, aber nicht alle bezahlt werden)?
Eine mögliche Antwort ist: eine Hochzeit gewinnen. Veranstalter von Hochzeitsmessen, Radiosender oder auch Marketingteams von Städten verlosen immer wieder »Traumhochzeiten«, um so die Werbetrommel für sich zu rühren. Die Gefahr ist nur, dass man jahrelang erfolglos auf seinen Gewinn wartet oder umsonst an eine Hochzeit kommt, die man selbst sich so nicht ausgesucht hätte.
Olga Iseppi und Marco Lardelli kamen auf diese Weise zu einer Hochzeit auf dem Rheinfallfelsen bei Schaffhausen. Es gibt Fotos und ein Video von der Zeremonie, die das Paar und den Standesbeamten auf einer Art kleinem Balkon über dem tosenden Rhein zeigen. Der Standesbeamte muss recht schreien, um das Wassertosen zu übertönen, und es sieht nicht gerade gemütlich aus, aber immerhin war es bestimmt ein besonderes Erlebnis. Das hatten auch die Schweizer Katja Kunz und Remo Niklaus. Die beiden mussten fünf Tage aneinandergekettet leben, um eine Traumhochzeit im Wert von 20.000 Franken zu gewinnen. 95 Paare hatten sich für diese »Hochzeitshauptprobe« beworben. Als Katja und Remo schließlich die Fesseln abgenommen wurden, sagte Remo: »Ich bin erleichtert.« Aber natürlich waren sich beide einig, dass sich die Strapazen gelohnt hatten. Einen Termin für ihre Hochzeit verrieten sie allerdings nicht.
Auf eine andere Idee kam ein Brautpaar, zu dessen Trauung meine Bekannte Caro eingeladen war. Das Paar gab unumwunden zu, dass es eigentlich kein Geld zum Heiraten hatte. Die Lösung: eine »Bettelhochzeit«. Die Feier fand im Sommer auf der freien Wiese statt, und die Gäste brachten, wie bei einer Studentenparty, statt Geschenke das Essen fürs Buffet selbst mit. Es war ein sehr schönes Fest, sagt Caro.
Vom Ansatz her ähnlich war eine Hochzeit, bei der meine Kollegin Anna zu Gast war. Auch dieses Paar hatte kein Geld, dafür einen stärker ausgeprägten Geschäftssinn als Caros Freunde. Es bat seine Gäste ebenfalls, etwas fürs Buffet mitzubringen – allerdings reichte eine
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