Verdammt, wo ist der Braeutigam
sein und damit gar Ähnlichkeit mit einem Brautkleid haben. Schwarz geht auch nicht, schließlich soll darin gefeiert und nicht getrauert werden.
Stellen Sie sich eine Frau vor, die mit diesen Vorgaben shoppen gehen soll. Es ist ein ganz und gar unmögliches Unterfangen. Manche Frauen greifen deswegen zum Äußersten. Sie wühlen in den Tiefen ihres Kleiderschranks in der verzweifelten Hoffnung, dort etwas Passendes zu finden, von dem sie schon längst vergessen hatten, dass sie es besitzen. Die Chance, dass sie etwas finden, ist groß – aber ob es passend ist?
Meine Kollegin Beate zum Beispiel erzählte einmal mit Begeisterung, wie sie aus reiner Ratlosigkeit schließlich einen beigen Indie-Rock aus einer Schublade kramte, den sie mal für fünf Euro im Angebot gekauft hatte: »Du, ich hab das dann mit so einem durchsichtigen Top und einer Herrenweste kombiniert – richtig schick, ich sag’s dir!« Wenn Sie mich fragen: Klingt verdächtig schräg, fehlt nur noch das Piratenkopftuch. (Auf meinen Vorschlag, das Outfit doch mal wieder anzuziehen, ist sie bis heute nicht eingegangen.)
Wirklich aufgefallen ist sie damit aber wohl nicht. Denn Hochzeitsgesellschaften sehen, betrachtet man sie als Ganzes, zum Beispiel, wenn alle vor der Kirche beisammen stehen, nicht wirklich schön aus. Es fehlt die Harmonie. Sie ähneln einer Schar schräger bunter Vögel, von denen der eine nicht zum anderen passt. In ihrer Mitte strahlt die wunderschöne weiße Braut, immerhin.
Eine besondere Herausforderung erlebte einmal mein Friseur. Er war zu einer Hochzeit eingeladen, bei denen den Gästen schon auf der Einladung verkündet worden war, dass sie bitte drei Garderoben mitbringen sollten. Das Fest fand in edler Kulisse auf einem Schloss statt. Damit die Gäste in das schöne Ambiente passten, sollten sie mal in einem dunklen Anzug oder Cocktailkleid, mal in einem Smoking oder langem Kleid erscheinen. Für den Tag der Abreise war »Casual Wear« erlaubt. Man wagt es kaum, sich den Einkaufsmarathon der Gäste, der diesem Fest voranging, vorzustellen.
Einfühlsame Brautpaare, die ihren Gästen den Kleiderstress ersparen möchten, haben im Grunde nur zwei Möglichkeiten: Sie können sich für eine Nudisten-Hochzeit entscheiden. Das ist in den USA, spätestens seit Pamela Anderson im Stringtanga vor den Traualtar trat, stark im Kommen. Auch in Österreich heirateten bereits die ersten Brautleute nackt. »Wir waren unglaublich nervös, die Beine haben gezittert, dennoch haben wir es wahnsinnig genossen«, ließ sich im Anschluss die glückliche Braut vernehmen. Kein Wunder: Unter ihren Gästen wurde von den anwesenden Fotografen kein Po im Format Pippa Middletons gesichtet. Und das bringt uns zur zweiten Lösungsvariante: Die schönsten Pos bleiben zu Hause. Wenn Sie sich also nächstes Mal wundern, warum Sie nicht zu einer Hochzeit eingeladen sind – es könnte an Ihrem Allerwertesten liegen.
Die Trauzeugen
ÜBER DIE HERAUSFORDERUNG, DEN BUND DER EHE ZU BEZEUGEN
Trauzeugen sind ziemlich mutig. Sie leben mit der Gefahr, eine falsche Entscheidung zu unterstützen. Was ist, wenn sich beim Brautpaar nicht zusammengefunden hat, was zusammenpasst? Wenn ihre Ehe statt ins Glück in einen Scheidungskrieg führt? 190.000 Scheidungen jährlich lassen diese unschöne Möglichkeit ziemlich real erscheinen. Dass sich das Brautpaar selbst mit solchen eventuellen Entwicklungen nicht auseinandersetzt, ist völlig klar. Wer denkt beim Heiraten schon an eine Scheidung? (Außer unserem Freund Max, für den eine mögliche Scheidung ein Grund ist, gar nicht erst zu heiraten.) Aber ein Trauzeuge sollte über die nötige emotionale Distanz verfügen, die Bindung, die er unterstützen soll, einmal ganz nüchtern zu betrachten.
So in etwa waren die Überlegungen meiner Freundin Leonore, als ihrer besten Freundin Simone einfiel zu heiraten. In den darauffolgenden Monaten erlebte Leonore ein typisches Trauzeugenschicksal – wenn sie auch etwas dabei übertrieb. Meist werden zum Trauzeugen sehr gute Freunde und Freundinnen gewählt, ohne dass die Brautleute groß darüber nachdenken, ob sie für diese Aufgabe wirklich geeignet sind. Es müssen ja nicht nur die Trauzeugen die Partnerwahl der Brautleute mittragen. Umgekehrt müssen die Partner die Trauzeugen ertragen. Dabei lassen sich Trauzeugen grob in vier Typen einteilen. Es gibt sie in der engagierten, der resignierten, der treuen und der überforderten Ausführung.
Leonore gehört definitiv zu den
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