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Verdammt, wo ist der Braeutigam

Verdammt, wo ist der Braeutigam

Titel: Verdammt, wo ist der Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Holzapfel
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Freunde in letzter Zeit erhalten haben. Man reist zum Heiraten ins Ausland. Nach Apulien, nach Athen, mindestens aber in die Emilia Romagna. Das ist für die Gäste gar nicht schlecht. Es macht etwas her, wie mein Bekannter Klaus sagen zu können: »Wir sind auf einer Hochzeit in Las Vegas eingeladen« – das klingt so herrlich nach Mensch von Welt. Und außerdem lohnt sich die Anreise an solch ferne Orte nur, wenn man das Fest mit einem Urlaub verbindet. Wie praktisch.
    Manchen Paaren ist so eine Auslandsheirat jedoch viel zu läppisch. Sie sind mit den Schnapszahlen-Ehelichern verwandt. Während jene nur an bestimmten Tagen heiraten, tun es die anderen ausschließlich an gewissen Orten, an Schnapszahlen-Orten sozusagen. Sie trauen sich unter Wasser, über Wasser (dann aber nur auf einer Bohrinsel), unter der Erde, selten auf der Erde (dann aber nackig, siehe das Kapitel »Die Kleiderfrage« auf Seite 29), in der Luft (also im Flugzeug, Hubschrauber oder am Fallschirm).
    Ihren Gästen wäre es allerdings meist lieber, statt in Badehose am Baggersee bei einer Unterwassertrauung zu applaudieren, in einer kühlen Kapelle auf einer griechischen Insel zu sitzen, selbst ein Landgasthof im Münstertal wäre ihnen recht. Aber wer fragt sie schon?
    Das Schwierige an ausgefallenen Hochzeiten ist: Sie müssen immer ausgefallener werden. Vor ein paar Jahren reichte es noch, sich im Zoo zu vermählen. Das wäre ja heute so was von altbacken. Heute muss es schon das Jawort im Schokoladenbrunnen des Schokoladenmuseums sein oder mindestens eine togolesische Zeremonie im tropischen Gewächshaus. Es ist nicht einfach, als Gast im schwülen botanischen Garten Haltung zu bewahren, während man neben einer übel riechenden Titanwurz sitzt. Ja, die unschuldigen Gäste sind tapfere Opfer eines Wettkampfs der Trauungssuperlative. Nur manchmal, da stellen sie sich die Frage: Was ist überhaupt das Besondere daran, wenn alle ausgefallen heiraten?
    Kluge Gäste in spe, die in ihrem Verwandten- oder Freundeskreis glückliche noch unverheiratete Paare mit einer Neigung zu Schnapszahlen-Orten haben, sorgen deswegen vor. Sie streuen rechtzeitig das Gerücht von dem neuesten Trend: die Retrohochzeit. Wer wirklich einen ganz besonders ausgefallenen Weg sucht, um einander das Jawort zu geben, heiratet ganz normal.

Die heimliche Trauung
WAS MANCHE PAARE BEWEGT, UNTER SICH ZU BLEIBEN
    Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Sie eines der letzten Bücher zum Thema Heiraten in den Händen halten? Wenn es so weitergeht, wird es bald nichts mehr darüber zu erzählen geben. Schuld ist ein gefährliches Phänomen: die Trauung pur, auch die heimliche Trauung genannt. Paare heiraten ganz allein, nur für sich, ohne Schwiegermütter, ohne Trauzeugen, ohne Fest.
    Dabei ist die Trauung pur nicht mit einer Steuerklassenhochzeit zu verwechseln. Der wesentliche Unterschied ist der romantische Ansatz. So etwas Profanes wie Steuererleichterungen sind Anhängern der Trauung pur völlig egal. Ihnen geht es darum, ihre Liebe mit dem Jawort zu krönen, nur für sich. Damit bietet die heimliche Trauung eine echte Chance auf eine schöne, unvergessliche Hochzeit. »Wir haben in Italien geheiratet. In einem kleinen Fischerstädtchen. Nur wir zwei. Eine kleine Pension am Hafen – es war einfach herrlich«, so schwärmt Silvana, eine frühere Kollegin von mir, seit Jahren von ihrer einsamen Hochzeit.
    So gesehen ist die Trauung pur die reinste Verkörperung des Hochzeitsgedankens: Zwei Menschen feiern ihre Liebe und die gemeinsame Entscheidung, ihr Leben lang zusammenzubleiben. Bestenfalls. Manchmal ist sie aber auch nur eine Notlösung. Sie rettet vor der Verwandtschaft. »Wir wollen verheiratet sein, aber wir wollen nicht den ganzen Stress drum herum«, entschuldigte sich meine Freundin Jenny kürzlich bei mir. Gerade hatte sie sich verplappert. »Warum heiratet ihr eigentlich nicht?«, hatte ich gefragt, als sie mit ihrem Schatz Frank mal wieder eng umschlungen auf unserem Sofa saß.
    »Machen wir ja«, sagte sie.
    Doch als ich begeistert nach dem Datum fragte, wiegelten beide sofort ab. »Nein, nein, wir heiraten nur zu zweit«, sagte Frank.
    »Wenn ich allein an den Stress mit dem Kleid denke. Nee, danke. Darauf verzichte ich gerne«, sagte Jenny schnell.
    Ich war sehr enttäuscht. Ich mag die zwei und hätte gerne mit ihnen und ihren Freunden gefeiert und ihre Familien kennengelernt. Was war das außerdem für eine vorgeschobene Begründung mit dem Kleid – als ob sich

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