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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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nicht mehr sehen werden. Er gefällt ihr, mit seinem jungenhaften Gesicht und den offen blickenden blauen Augen. Er hat eine Stupsnase und im Kinn ein hübsches Grübchen, das gibt ihm etwas Lausbübisches. Die dunkelblonden Haare sind kurz geschnitten und links gescheitelt. In dem anscheinend maßgeschneiderten Anzug macht er eine gute Figur und wirkt auf eine männliche Art sogar elegant. Und er ist ein echter Gentleman. Im Keller, als sie dicht nebeneinander auf dem kleinen Sofa saßen, allein und ungestört, hat er nicht einmal versucht, die Situation auszunutzen. Eigentlich war das ganz schön unvorsichtig von ihr. Vater wäre außer sich, wenn er es erführe.
    Viel hat sie nicht von ihm erfahren. Wohl hat er von seiner Kindheit in Southampton erzählt, über die Rückkehr nach Deutschland und auch ein wenig über seine Anfangszeit bei der deutschen Marine, aber den größten Teil der Unterhaltung hat doch sie bestritten. Nachträglich wird sie verlegen, er hält sie hoffentlich nicht für eine Plaudertasche. Sie hat über das College gesprochen und darüber, wie kleinstädtisch und langweilig Cheltenham ist, wie sie die Ferien bei ihrem Vater in London verbringt und daß er nie mit ihr verreist, weil er keine Zeit hat, er muß ja den Buchladen führen und hat niemand, der ihn einmal vertreten könnte. Doch, einmal hat er sie nach Deutschland mitgenommen, drei Wochen immerhin, und sie hat Hamburg und Berlin gesehen und eine Kunstausstellung besucht. Als Mutter noch lebte, da war sie dreizehn, waren sie einmal vier Monate in Deutschland. Aber der Gedanke an das letzte Jahr mit ihrer Mutter hatte sie traurig gemacht. Ob sie ihm zuviel von ihrem Interesse für moderne Kunst vorgeschwärmt hat? Von ihrer Sympathie für die Maler der deutschen Sezession, Max Liebermann, Walter Leistikow und so weiter? Daß sie selbst zeichnet, hat sie ihm nicht gesagt. Sie tut es heimlich und wagt nicht, ihre Arbeiten irgend jemandem zu zeigen, Vater ausgenommen, aber er hat auch nur die Bilder gesehen, die sie im Kunstunterricht gemalt hat.
    Zum Schluß hatten sie sich dann auch noch über diese unsägliche Deutschenfurcht unterhalten. Sie hatte ihn gefragt, ob er glaube, daß man in Deutschland über eine Invasion in England nachdenke, aber er hatte gelacht und gesagt: » Ausgeschlossen! Die Armee schielt nur nach Frankreich und Rußland, und unsere Marine ist längst nicht stark genug, um es mit der mächtigen Royal Navy aufzunehmen, und wird es wohl auch nie werden. Nein, keine Angst, niemand denkt an so etwas. Im Gegenteil, wir bewundern England und möchten es zum Freund haben. Es ist in jeder Hinsicht unser Vorbild.« Er hatte einen Augenblick gezögert und hinzugefügt: » Wenigstens von unserer Marine kann ich das mit Sicherheit behaupten.«
    Sie kehrt in den Laden zurück, stellt die Klappleiter an ihren Platz und nimmt das Teegeschirr mit hinauf. O weh, ich hab mich ein bißchen in ihn verschossen, denkt sie, aber es hat ja keinen Sinn. Trotzdem, das muß ich unbedingt Emmeline erzählen. Wenn er wüßte, daß ihre beste Freundin in der WSPU , der Women’s Social and Political Union, ist, die für das Wahlrecht der Frauen kämpft. Würde er das billigen? Was er wohl gesagt hätte, hätte ich ihm erzählt, daß ich mit ihr zusammen vorige Woche sieben Fensterscheiben im Carlton Club eingeworfen hab? Spätabends natürlich, als es längst dunkel war. Sie hatten auch den Zettel gemeinsam geschrieben, den sie vorher an den Zaun des Clubs geheftet haben: Wir wählen mit Steinen, Jungs. Da seht ihr’s.
    Sie lacht vor sich hin. Das hatte Spaß gemacht, obwohl sie ganz schön Angst dabei hatte.
    London, Secret Service Bureau, 5. Juli 1911, Mittwoch
    » Kurz vor eins kam der Deutsche wieder heraus, Sir«, berichtet Drummond, » er hatte ein Päckchen dabei, der Größe nach ein eingewickeltes Buch, und eine Papprolle. Er ist dann zur Botschaft zurückgegangen. Dort angekommen, habe ich mich überzeugt, daß er hineingegangen ist, und bin dann sofort hierher.«
    Captain Vernon Kell notiert die Anschrift des Buchladens auf einen Zettel und murmelt: » Also, dieser Peterman schließt sich mit dem Deutschen in seinem Laden ein, und das drei Stunden lang. Zwei Kunden sind ihm dadurch entgangen. Na, die kommen wahrscheinlich morgen wieder.« Er legt den Bleistift weg und fragt: » Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?«
    » Nun ja, Sir«, erwidert Drummond, » ich kann mich irren, aber ich hatte den Eindruck, er war einigermaßen

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