Verdeckte Fouls
Konzept haben wir inzwischen geändert, weil wir damit wenig Erfolg hatten. Jetzt wollen wir aussichtsreiche Vereine und Clubs direkt übernehmen. Zuerst im Fußball, weil er am populärsten ist. Wir brauchen einen europäischen Spitzenclub. Stell dir einmal die Möglichkeiten vor, die sich für uns daraus ergeben: Wir werden im Fernsehen, in den Zeitungen, überhaupt in allen Medien präsent sein. Je stabiler die Situation für uns wird, umso mehr werden wir an die Öffentlichkeit treten. Wir werden mit unserer Trikotwerbung für Futurio Millionen von Menschen erreichen und das für unsere Botschaft nutzen. Wir werden im Aktionsfeld Europa Zulauf haben wie nie zuvor, und wir sind mit dabei in einem boomenden Millionengeschäft!«
Alberto hörte die ganze Zeit zu und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er gehörte zwar zu Futurio – das war jetzt klar –, aber offenbar ging ihm die Vorrede gehörig auf die Nerven. Ungeduldig wartete er auf den Punkt, weshalb ihn die beiden zu sich gerufen hatten.
»In den nächsten Tagen ist bei uns ein Spitzenclub zu Gast«, fuhr Mr Toll fort. »Der 1. FC Borussia aus Deutschland wird hier sein Wintertrainingslager aufschlagen!« Toll machte eine Kunstpause.
Alberto regte sich. »Der 1. FC Borussia? Da spielt doch mein Bruder!«
»Genau darum haben wir dich hergebeten«, antwortete Toll mit einem kühlen Lächeln. »Dein Bruder Julio, du hast ihn jahrelang nicht mehr gesehen.«
Alberto verschränkte die Arme. »Und was soll ich dabei tun?«
»Du weißt, er hängt sehr an dir. Es war schwer genug, ihn damals von uns abzuschütteln. Nun ist die Zeit gekommen, auf ihn zuzugehen. Öffne die Arme. Empfange ihn. Hol ihn in unsere wundervolle Gemeinschaft.« Tolls Stimme wurde wieder schärfer. »Und wenn er da nicht mitspielt, dann bring ihn wenigstens dazu, uns zu helfen, den Trainer von Borussia zu entfernen!«
Foules Spiel
»Ich soll mich plötzlich um meinen Bruder kümmern?«, rief Alberto entsetzt. » Futurio hat doch von mir verlangt, dass ich ihn nie mehr wiedersehe! Das war mein größtes Opfer für euch! Und nun soll ich einfach zu ihm hingehen, ihm einen guten Tag wünschen und ihn in eure miesen Geschäfte mit reinziehen?«
»Pass auf, was du sagst!«, entgegnete Toll scharf. »Es sind immer noch auch deine Geschäfte, mein Freund. Zum Wohle der Menschheit. Vergiss das nicht!«
»Ich mache mir schon lange meine Gedanken darüber, ob das alles richtig ist, was wir machen.«
»Das wissen wir, mein Freund. Besser als du denkst. Wir haben deinen Futurio -Beichtpaten gesprochen.« Alberto sprang auf, doch Toll sprach weiter. »Uns hier zu helfen ist deine letzte Chance. Sonst müssen wir dich leider in das Reinheitszentrum einweisen. Um dich wieder auf den sauberen Pfad zu bringen. Du weißt, was das bedeutet!«
Alberto war wütend. Das sah Peter trotz der ungünstigen Kameraperspektive. »Ihr habt wohl Rückendeckung von ganz oben?« Toll zuckte mit den Schultern und sagte nichts. Alberto atmete durch. »Und, was soll mein Bruder nun genau machen? Den Trainer abmurksen?«
»Aber, aber, das sind doch nicht unsere Methoden!« Toll beugte sich vor. »Ein bisschen anschwärzen, ein paar kleine Lügengeschichten, dies und jenes – Material und Ideen haben wir genug. Julio spielt so eine wichtige Rolle in der Mannschaft und auch für die Medien, dass das hochgehen würde wie eine Bombe.« Tolls Stimme wurde süßlich. »Julio ist so rein, so ehrlich, so unschuldig … Man würde ihm alles glauben!«
Burt griff ein. »Und er hat Unterstützung in der Mannschaft. Strasser, der Mittelfeldspieler, ist einer von uns. Wenn der Trainer abgesägt ist, installieren wir Cortes – du hast von ihm gehört – unseren obersten Psychotrainer. Wenn er mit seinen neuen Trainingskonzepten Erfolg hat, werden uns die Kids in Europa hinterherlaufen wie jetzt ihren dämlichen Popstars.«
Peter spürte, dass Toll und Burt – völlig fasziniert von ihren eigenen Gedanken – die Verfassung Albertos deutlich unterschätzten. Der kochte innerlich. »Und wenn mein Bruder nicht mitmacht?«
»Alberto …«, die Stimme Tolls klang herablassend freundlich, »… in unser Reinheitszentrum werden wir ihn natürlich nicht stecken können. Aber mitunter soll es ja – so rein zufällig – kleine Unfälle geben. Sodass man nicht mehr Fußball spielen kann. Ein paar Monate, ein Jahr, ein Leben lang …«
»Ihr Schweine!« Alberto brüllte. »Da mache ich nicht mit!« Er sprang aus dem
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