Vereint
jetzt ist er ja da. Mal sehen, was ihn eigentlich hergeführt hat. Ich möchte dich für mich allein. Meine ganze verflixte Familie kann mir gestohlen bleiben.«
Ohne meine Hand loszulassen, ließ Rush den Motor an und bog auf die Straße. Ich lehnte mich zurück und betrachtete ihn. Sein unrasiertes Kinn ließ ihn älter wirken, ungezähmt. Sehr sexy. Ich wünschte, er würde sich öfter mal nicht rasieren. Auch wie er sich dann anfühlte, mochte ich. Seinen Ohrring hatte er herausgenommen und trug ihn nun so gut wie gar nicht mehr.
»Was meinst du, wieso ist dein Vater wohl hier?«, fragte ich.
Rush warf mir einen Blick zu. »Ich hatte gehofft, er wäre gekommen, um dich kennenzulernen. Aber so überrascht, wie er aussah, wusste er wohl noch gar nichts von dir. Was heißt, dass es sich gut und gern auch um Nan drehen kann.«
Nan. Seit ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus war Rushs Schwester noch nicht wieder nach Rosemary zurückgekehrt. Er schien sich deswegen keinen Kopf zu machen, aber er liebte seine Schwester. Ich fand es schrecklich, dass ich der Grund war, weshalb sie fernblieb. Nun, wo sie ihren wirklichen Vater kannte und ihr somit auch klar war, dass ich ihr nie etwas weggenommen hatte, hoffte ich, wir könnten Rush zuliebe Freundinnen werden. Im Augenblick sah es allerdings eher nicht danach aus.
»Glaubst du, Nan ist zu Kiro gefahren?«, fragte ich.
Rush zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Seit ihrem Unfall hat sie sich irgendwie verändert.«
Rush parkte den Wagen vor dem großen Strandhaus, das sein Vater ihm gekauft hatte, als er noch ein Kind war. Rush drückte mir die Hand. »Ich liebe dich, Blaire. Und es macht mich ungeheuer stolz, dass du die Mutter meines Sohnes wirst. Ich möchte, dass jeder es weiß. Daran brauchst du nie zu zweifeln!«
Mir kamen die Tränen, und ich nickte, bevor ich seine Hand hob und sie küsste. »Leider gehen meine Gefühle jetzt immer so oft mit mir durch. Am besten beachtest du mich dann einfach gar nicht.«
Rush schüttelte den Kopf. »Das kommt ja gar nicht infrage. Wenn’s so ist, dann will ich dich doch beruhigen.«
Die Beifahrertür ging auf, und ich riss den Kopf herum. Dean stand grinsend davor. »Rush, lass die Frau aus dem Wagen steigen. Es wird Zeit, dass ich die Mutter meines Enkelkinds besser kennenlerne!«
Dean streckte mir die Hand entgegen, und da ich mir nicht sicher war, was ich sonst tun sollte, ergriff ich sie. Er schlang die langen Finger um meine Hand und half mir aus dem Range Rover. Im Nu war Rush da, entzog seinem Vater meine Hand und riss mich an sich. Sein Dad schüttelte den Kopf und lachte in sich hinein. »Ich glaub’s einfach nicht!«
»Gehen wir rein«, erwiderte Rush nur.
D ean ging zum Sofa hinüber, ließ sich darauf fallen und fischte eine Zigarettenschachtel aus der Tasche. Scheiße. Eigentlich hatte ich augenblicklich überhaupt keine Lust, mich mit ihm abzugeben. »Sorry, aber hier drinnen und in Blaires Nähe wird nicht geraucht. Das ist nicht gut für das Kind.«
Dean zog eine Augenbraue nach oben. »Herrgott, Junge, ich bin mir hundertpro sicher, deine Mama hat geraucht, als sie mit dir schwanger war!«
Dass sie das getan hatte – und mehr! –, glaubte ich ihm aufs Wort. Aber mein Kind setzte ich diesem Zeug garantiert nicht aus. »Heißt ja noch lange nicht, dass es deswegen gesund ist. Zwischen Blaire und Mom besteht ein Riesenunterschied.«
Genau in dem Moment, als ihr Name erwähnt wurde, kam Blaire mit zwei Bieren ins Wohnzimmer. Ich hatte sie gar nicht darum gebeten, weil ich es nicht gern sah, wenn sie jemanden bediente. Sie tat es trotzdem. Ich kam ihr auf halbem Weg entgegen. »Danke, aber das hättest du nicht zu machen brauchen«, sagte ich, nahm ihr das Bier ab und küsste sie auf die Schläfe.
»Schon klar. Aber schließlich haben wir einen Gast, und der soll sich willkommen fühlen.«
Sie verzog die Lippen zu so einem süßen Lächeln, dass es mir schwerfiel, mich weiter auf meinen Dad zu konzentrieren. Am liebsten wäre ich sofort mit ihr im Schlafzimmer verschwunden.
»Jetzt mal her mit dem Bier, Junge, und hör auf, sie so furchtbar zu betüddeln. Lass dem Mädel doch noch Luft zum Atmen. Weiß der Himmel, was in dich gefahren ist!«
Blaire entfuhr ein perlendes Lachen, das mich veranlasste, seine Worte zu übergehen.
»Hier«, sagte ich und drückte ihm das Bier in die Hand. »Und jetzt sag doch mal, wieso du eigentlich hier bist.«
»Was? Kann ein Dad nicht einfach mal seinen
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