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Verfehlung: Thriller (German Edition)

Verfehlung: Thriller (German Edition)

Titel: Verfehlung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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halbe Stunde lang wand sich die Straße nach links und rechts. Sie führte einen Abhang hinunter und einen Hügel hinauf, bis der Wagen seine Fahrt verlangsamte und stehen blieb. Wie von einer schwarzen Welle wurde Ellie wieder von Todesangst überwältigt. Sie bezweifelte, dass sie sich nun noch zusammennehmen könnte. Dann öffneten sich die vorderen Türen, und die Männer stiegen aus. Kalte Luft drang in den Wagen und durch Ellies Baumwollpyjama hindurch, dessen lange Ärmel und Beine sie kaum wärmten.
    Sie hörte, wie eine Tür geöffnet wurde – es klang nach einer Haustür – und ein dritter Mann auf die ersten beiden einredete. Sie konzentrierte sich auf die Geräusche, lauschte den Stimmen, und ihre Angst ebbte ein wenig ab.
    Draußen näherten sich Schritte, dann wurden die Hecktüren geöffnet. Ellie kniff die Augen gegen das plötzlich in den Wagen flutende Licht zusammen und sog die eiskalte Luft ein. Sie roch Kiefern und frisch gesägtes Holz. Zwei kräftige Arme schoben sich unter ihre Beine und um ihren Rücken, und sie wurde aus dem Wagen gehoben. Als sie
einen Arm um die breiten Schultern des Mannes legte, der sie trug, spürte sie, wie seine Muskeln sich bei der unerwarteten Berührung anspannten. In diesem Augenblick wusste sie, dass man sie hier nicht töten würde. Zumindest nicht jetzt. Und der Mann würde auch nicht ihr Mörder sein.
    Sie hielt die Augen geschlossen und spürte die Wärme des Inneren eines Hauses. Dann roch es nach Essen: Speck und Spiegeleier. Unwillkürlich lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Eine Frauenstimme sagte etwas in der Sprache, die auch die beiden Männer im Wagen benutzt hatten.
    Der dritte Mann trug sie weiter ins Haus hinein, blieb stehen, um eine Tür zu öffnen, und legte sie dann auf etwas Weichem ab. Sie streckte die Arme nach beiden Seiten aus und spürte, dass sie sich auf einem Bett befand. Der Mann ließ sie liegen und zog die Tür hinter sich zu, dann rastete ein Schloss ein.
    Als er fort war, öffnete Ellie die Augen und atmete ein wenig ruhiger. Regungslos saß sie einige Minuten – die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen – in der Finsternis. Das Zimmer war klein, maß höchstens zweieinhalb mal drei Meter, und an der Wand gegenüber der Tür stand das Einzelbett, auf dem sie lag. Die Wände waren vollkommen aus Holz, und das einzige Fenster am Fuß des Bettes war mit Brettern vernagelt, zwischen denen nur schmale Lichtstreifen in den Raum hineindrangen. Weitere Möbel gab es nicht. Es roch muffig, als wäre das Zimmer lange Zeit nicht benutzt worden, und an der Decke konnte sie Schimmelflecken ausmachen.
    Sie hörte draußen Schritte und schloss rasch wieder die Augen, als die Tür entriegelt wurde, jemand hereinkam und sich neben das Bett kniete. Ellie blinzelte, und die dunkle Silhouette vor ihr verwandelte sich in einen Mann. Sie
wunderte sich, warum sie sein Gesicht nicht sehen konnte, bis sie merkte, dass er eine Mütze trug, deren Schirm er sich tief ins Gesicht und über die Augen gezogen hatte.
    »Hallo«, sagte er.
    Sein Akzent klang nicht so wie der der anderen. Sie schwieg.
    »Du weißt, dass das nicht deine Schuld ist. Nichts von alldem.«
    Seine Stimme klang weich, besaß aber gleichzeitig eine Gefühllosigkeit, die ihr Angst machte. Sie versuchte ihm in die Augen zu sehen, konnte aber in dem Halbdunkel nichts erkennen.
    »Es war nicht so geplant, aber du musst ein paar Tage hierbleiben. Hast du mich verstanden?«
    Sie saß regungslos da.
    »Du kannst ruhig antworten. Ich werde dich nicht schlagen.«
    Sie zögerte einen Moment, dann nickte sie – sie hatte verstanden.
    »Aber du musst tun, was ich dir sage.«
    Sie nickte erneut. Seine Stimme wurde tiefer.
    »Wenn du nicht gehorchst, werde ich dich bestrafen müssen.«
    Ellies Hals war wie zugeschnürt. Sie fühlte, wie sich auf ihrer Stirn Schweißtropfen bildeten. Als der Mann sie berühren wollte, schrak sie vor seiner Berührung zurück. Er legte ihr eine Hand in den Nacken und zog ihren Kopf zu sich heran. Er war kräftig. Mit der anderen Hand hielt er ihr ein kühles, feuchtes Tuch auf die geschwollene Gesichtshälfte. Das Tuch roch komisch wie im Krankenhaus. Nach einer Weile merkte sie, wie der Schmerz in ihrer Wange etwas nachließ.
    Der Mann nahm seine Hand von ihrem Nacken und führte eine ihrer Hände an ihr Gesicht, damit sie das Tuch selbst halten konnte.
    »Wenn du möchtest, dass ich zu dir so nett bleibe, musst du brav sein.«
    Ellie nickte. Sie dachte, der Mann wäre

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