Verfehlung: Thriller (German Edition)
Amerikaner, aber er sprach so sonderbar.
Er erhob sich, und sie roch Kiefernharz an ihm.
»Wie heißt du?«, fragte sie.
Er schien einen Augenblick lang zu überlegen. »Zuerst du.«
»Ellie Grant.«
»Du kannst mich Mr. Drake nennen, okay?« In seinen Augen blitzte ein Lächeln auf. »Möchtest du jetzt etwas essen?«
»Ja.«
Er wandte sich um und verließ den Raum.
Ellie begann zu weinen.
Nachdem er Ellie zurückgelassen hatte, ging Drake ins Wohnzimmer. Eine Frau war dabei, etwas an einem primitiven Herd zu kochen. Der kleinere der beiden Männer aus dem Lieferwagen fläzte sich in einem alten Sessel und sah ihr zu, während der größere am Fenster stand und hinausblickte. Drake griff sich ein Messer von der Anrichte, an der die Frau das Essen zubereitete, und ging damit schnellen Schrittes auf den größeren Mann zu. Als dieser ihm ausweichen wollte, schlug Drake ihn mit voller Kraft in die Nierengegend. Der Mann sank auf die Knie. Drake versetzte ihm einen Tritt, durch den der Mann der Länge nach hinschlug und sich das Kinn an den Bodenbrettern aufschürfte. Der kleinere Mann blieb scheinbar emotionslos in seinem Sessel sitzen und verfolgte die Attacke mit
wenig sichtbarem Interesse. Die Frau wusste es besser, als sich einzumischen, und fuhr mit ihrer Arbeit fort.
Drake kniete sich auf den Rücken des größeren Mannes, riss seinen Kopf mit einem Ruck nach hinten und hielt ihm das Messer an die Kehle, wobei er es so fest gegen die Haut presste, dass erste Blutstropfen zu sehen waren. Der Mann grunzte und wollte sich aus dem Griff winden.
»Du solltest die Frau lebend herbringen, du blödes Arschloch«, zischte Drake auf Russisch, seiner Muttersprache. »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
Der kleinere Mann hatte anscheinend genug gesehen. Jetzt beugte er sich in dem Sessel vor und legte Drake eine Hand auf die Schulter.
»Er ist ein verdammter Idiot, Yuri, aber das Letzte, was wir jetzt brauchen, ist seine Leiche, die hier stinkend verwest, während wir darauf warten, dass sich die Situation entschärft.«
Drake wandte sich um und starrte den kleineren Mann an. Seine Gesichtshaut war straff gespannt, seine Wangen waren rot angelaufen.
»Nenn mich nicht noch einmal so. Von jetzt an heiße ich nur noch Drake. Wo warst du eigentlich, als er sie umgebracht hat?«
Der andere Mann seufzte und nahm die Hand von Drakes Schulter.
»Niemand hat uns etwas von dem Mädchen gesagt, verstehst du? Ich meine, einer musste doch auf sie aufpassen, also habe ich ihn bei der Frau gelassen. Okay, es war mein Fehler. Wir wissen doch beide, dass er die Kontrolle verliert, wenn sein Blut kocht.«
»Es ist nicht das erste Mal, dass er so etwas getan hat«, sagte Drake. »Du hättest auf ihn aufpassen müssen. Oder
gab es noch einen anderen Grund, wegen dem du in das Zimmer des Mädchens gegangen bist, Sergei?«
Sergei ignorierte die Anspielung, als er bemerkte, dass Drake außer sich vor Wut war. Er lehnte sich wieder in seinen Sessel zurück, machte eine hilflose Geste und überließ es Drake, den Boss zu spielen.
Nachdem sie daheim in Russland damit aufgehört hatten, auf der Straße Leute auszurauben, und sich Gabriels Netzwerk angeschlossen hatten, hatte Drake die internationalen Verbindungen geknüpft, sodass er bei diesem Job ihr Anführer war, aber die Sache war derart aus dem Ruder gelaufen, dass seine Zeit als Verantwortlicher wohl nur kurz bemessen sein dürfte – was Drake vermutlich auch wusste. Also begnügte Sergei sich damit abzuwarten, bis seine Stunde kam. Dann würde er nur zu gern derjenige sein, der Drake eine Kugel in den Schädel jagte und an seine Stelle trat – ungeachtet der langen Zeit, die die beiden einander schon kannten. In ihrem Metier gab es keine wahren Freundschaften.
»Was geschehen ist, ist geschehen«, sagte er zu Drake. »Wir können es jetzt nicht mehr ändern, und es hat keinen Zweck, den Idioten deswegen umzulegen.«
Drake nahm dem Mann das Messer von der Kehle und ließ dessen Kopf auf den Boden fallen, bevor er selbst auf stand. Auch der andere kam wieder auf die Beine, warf Drake einen hasserfüllten Blick zu und wischte sich das Blut vom Kinn und vom Hals.
»Ganz ruhig, Vasiliy«, sagte Sergei. »Du hast in dem Haus Mist gebaut und kannst von Glück reden, dass ich dich auf dem Weg hierher nicht einfach kaltgemacht und irgendwo aus dem Wagen geschmissen habe. Ein Anruf bei Gabriel, und du bist Fischfutter.«
Sergei wusste, dass die Erwähnung Gabriels
Weitere Kostenlose Bücher