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Verfemte des Alls

Verfemte des Alls

Titel: Verfemte des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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zuerst von meinen Fesseln befreite.
    »Maelen – in meinem Gurt … das Messer!«
    Langsam hob sie den Kopf und sah mich an. Selbst diese Bewegung schien ihr Schmerzen zu bereiten. Es gelang ihr nicht, wieder aufzustehen, und leise wimmernd kroch sie auf dem Bauch zu mir heran. Sie stützte sich gegen meinen Körper und versuchte, mit ihrer Schnauze das Messer aus meinem Gurt zu zerren. Sie brauchte viel Zeit dazu, obgleich ich mich drehte und wand, um ihr zu helfen, so gut ich konnte.
    Schließlich lag das Werkzeug eine lange Weile auf dem Boden – oder so kam es mir wenigstens vor –, bis sie wieder genügend Kraft gesammelt hatte, um es mit dem Maul aufzuheben und gegen die unterste Schlinge der Netzfessel zu führen. Zweimal entglitt ihr das Messer, bis es ihr gelang. Es machte mich ganz elend, ihren Bemühungen zusehen zu müssen, ohne ihr helfen zu können.
    Endlich schaffte sie es, und die scharfe Schneide zerschnitt genügend Fesseln, daß ich mich von dem Rest befreien konnte. Meine Arme waren taub, und ich hatte Mühe, sie zu heben. Schmerzhaft kehrte die Blutzirkulation zurück. Ich holte die Rationen aus meinem Vorratsbeutel, stützte Maelens Kopf und flößte ihr Wasser und eine halbe Tube E-Ration ein. Erst dann stillte ich meinen eigenen Durst und Hunger.
    Während ich mich stärkte, sah ich mich zum erstenmal um. Wir befanden uns in einem weiteren pyramidenförmigen Zimmer – eine abgeschnittene Pyramide, da die vier Wände nicht zu einer Spitze zusammenliefen, sondern eine viereckige Decke trugen, die wesentlich kleiner war als der Fußboden. Auch waren hier die Wände nicht aus Glas, sondern aus Felsgestein. Maelen und ich saßen auf einem Vorsprung in halber Höhe zwischen Decke und Boden, von dem eine steile Treppe nach unten führte. Ich wandte den Kopf, um die Tür zu sehen, durch die ich gekommen war – aber da war nichts, keine Öffnung! Ich erinnerte mich, daß ich von einer Sekunde zur anderen aus der Dunkelheit ins Licht gekommen war – als wäre ich durch einen Vorhang getreten.
    Unten auf dem Boden stand eine Reihe von Blöcken, einige groß, andere kleiner, und auf jedem dieser Blöcke ruhte eine Kugel aus irgendeiner halbdurchsichtigen Substanz, in derem Innern ein schwaches Licht glomm. Die Kugeln waren farbig – rot, blau, grün, gelb, violett und orange, in allen Schattierungen, einige ganz blaß, andere wieder so dunkel, daß sie fast schwarz wirkten. Auf der Oberfläche der helleren Kugeln bemerkte ich eingravierte Symbole, und als ich näher hinsah, erkannte ich darunter einen Reptilkopf ähnlich der Krone jenes Fremden, der Griss jetzt gefangenhielt. Ich erkannte das Tier, den Vogel und, am weitesten von mir entfernt, die Katzenmaske. Was diese Kugeln mit den Symbolen allerdings zu bedeuten hatten, konnte ich nicht erraten.
    Ich lehnte mich an die Wand. Maelen rührte sich nicht. Wahrscheinlich schlief sie, und ich wollte ihren Schlaf nicht stören. Auch ich hatte Schlaf nötig, und ich schloß die Augen. Zweifellos hätte ich Wache halten sollen, da wir uns vermutlich im Herzen des feindlichen Lagers befanden, aber mein Körper forderte sein Recht.

 
11
 
Krip Vorlund
     
    Ich träumte von Maelen, nicht in ihrer Tiergestalt, sondern so, wie ich sie zuerst auf Yiktor gesehen hatte. Und sie deutete mit ihrem Zauberstab auf die Frau mit der Katzenkrone, die auf einem schmalen Bett lag. Die Katzenköpfe der Krone bewegten sich wild hin und her, als wären sie auf das höchste beunruhigt. Maelen achtete nicht auf sie, sondern sah mich an, um mir zu zeigen, daß sie wußte, daß ich bei ihr war.
    »Erinnere dich an sie, wenn die Zeit kommt und es nötig ist«, sagte sie, und es klang, als wären wir weit voneinander entfernt, obgleich ich sie mit der Hand hätte berühren können.
    Ich öffnete die Augen. Nacken und Schultern waren steif von der verkrampften Haltung an der Steinwand. Meine Hände berührten staubiges Fell. Maelen hob ihren Glassia-Kopf von meinem Arm, der ihr als Kopfkissen gedient hatte. So lebendig war mein Traum gewesen, daß ich halb erwartete, sie wieder in ihrer früheren Gestalt vor mir zu sehen.
    Ich erzählte ihr von meinem Traum, erzählte ihr von den vier Gekrönten und von meiner Gefangennahme durch jenen, der jetzt Griss’ Körper trug.
    »Ich hätte nie geglaubt, daß jemand die Thassa an inneren Kräften übertreffen kann«, sagte Maelen schließlich, »aber verglichen mit diesen stehen wir am Anfang. Ich glaube, daß diese Fremdlinge hier

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