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Verfemte des Alls

Verfemte des Alls

Titel: Verfemte des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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eigenen Talent unendlich überlegen.
    Er winkte mir mit dem Finger. »Komm mit!«
    Ich hatte nicht die geringste Chance, diesem Befehl Widerstand zu leisten. Willenlos folgte ich ihm durch den Raum, durch eine Tür in einen langen Gang, der mehrmals um Ecken bog. Zu beiden Seiten waren offene Türen, aber alle Räume waren leer.
    Daß diese Kreatur, die Griss’ Körper trug, nichts Gutes mit mir vorhatte, war deutlich, aber was es war, konnte ich nicht ahnen.
    Schließlich trat er in eines dieser Zimmer, ohne sich auch nur nach mir umzusehen. Hilflos in seinem Bann, folgte ich ihm.
    Er streckte wieder seine Hand aus und deutete auf die Wand zur Linken. Dann begann er dicht über der Oberfläche des Steins Linien zu zeichnen, und während sein Finger sich bewegte, erglühte auf der Wand ein glitzernder Faden und wob ein Muster.
    Ich wußte, daß es ein Symbol war. Wir haben auch Vorrichtungen wie Personenschlösser, die nur von der Körperwärme und dem Daumenabdruck desjenigen, der es angebracht hat, geöffnet werden kann. Was ich hier sah, konnte etwas Ähnliches sein, etwas, das erst funktionierte, wenn sich ein Wille darauf richtete.
    Die Linien dieses Symbols waren in meinen Augen so verzerrt, daß es mir weh tat, sie anzusehen, und doch konnte ich nicht fortblicken. Endlich schien der Fremde mit dem komplizierten Muster zufrieden zu sein. Jetzt richtete sich sein Finger direkt auf den Mittelpunkt der Zeichnung.
    Ein Geräusch war zu hören, ein Knirschen, als ob der Mechanismus seit langem nicht benutzt worden wäre. Dann teilte sich die Wand genau in der Mitte der Zeichnung, wich nach beiden Seiten zurück, und wieder war ich gezwungen, ihm zu folgen. Hinter uns schloß sich die Wand sofort wieder.
    Hier war es dunkel, und ich wußte nicht, ob wir uns in einem Zimmer oder in einem Gang befanden. Aber der Fremde schien zu wissen, wohin es ging, und mich trieb der unwiderstehliche Zwang ihm nach.
    Ich weiß nicht, wielange wir so gingen, denn in der Dunkelheit werden Minuten zu Stunden – und dann endlich Licht. Geblendet schloß ich die Augen.
    Als ich sie wieder öffnete, standen wir in einem Raum, dessen vier Wände sich einwärts neigten und sich hoch über unseren Köpfen trafen. Die Wände waren durchsichtig, so daß ich mir vorkam wie in einem pyramidenförmigen Zimmer aus Glas.
    Durch die transparenten Wände blickten wir in vier Räume, und jeder Raum hatte einen Bewohner – einen reglosen, nichtatmenden Bewohner, der dennoch ein lebendes Wesen zu sein schien.
    Ich sagte »Wesen«, weil diese Geschöpfe jenseits der Wände äußerlich zumindest neun Zehntel humanoid waren, innerlich aber etwas ganz und gar Fremdes zu beherbergen schienen. Das heißt, bei dreien von ihnen hatte ich dieses Gefühl, bei dem vierten – ich starrte ihn am längsten an – wußte ich plötzlich, wen ich vor mir hatte.
    Griss – das war Griss! Gefangen in jenem Körper wie ich in meinem Fesselnetz. Er war sich nur vage dessen bewußt, was mit ihm geschehen war, aber doch genügend, um in einem ständigen Alptraum zu leben. Und wie lange sein Verstand das aushalten würde …
    Ich zwang mich, fortzublicken und statt dessen die anderen drei näher zu betrachten. Die Zimmer selbst waren kostbar eingerichtet, mit geschnitzten und eingelegten, edelsteinverzierten Möbeln. In zwei Zimmern standen schmale Betten, deren Pfosten die Körper merkwürdiger Tiere oder Vögel darstellten; in den zwei anderen standen Sessel, die Ähnlichkeit mit dem Thron von Qur hatten. Außerdem waren da Tische, kleine Kästchen und große Truhen. Die Bewohner dieser Räume trugen alle vier Helme oder Kronen, und im Gegensatz zu den eingefrorenen Schläfern in den Kästen besaßen sie Wimpern und Augenbrauen. Jede der Kronen war anders geformt, und auch sie stellten groteske Kreaturen dar.
    Die Krone des Körpers, in dem Griss gefangen gehalten wurde, war braun-gelb und hatte die Form einer breitmäuligen Urechse, ähnlich dem Kopf, den ich vorher in dem flüchtigen geistigen Bild wahrgenommen hatte. Dieser Körper saß auf einem Sessel. Der Körper hinter der nächsten Wand ruhte auf einem Sessel. Der Körper hinter der nächsten Wand ruhte auf dem schmalen Bett, der dritte saß wieder. Die Krone des zweiten stellte einen Vogel dar, die Krone des dritten ein scharfmäuliges, spitzohriges Tier.
    Aber der vierte unter ihnen war eine Frau! Und alle vier waren bis auf ihre Kronen nackt – mit makellosen Körpern, die dem Schönheitsideal meiner Rasse

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