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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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Macht liegt nun in den Händen des Wolfs …‘
    ‚Glaubst du das wirklich?‘, unterbricht mich Steinkaul. ‚Das Zeichen wartet doch nur darauf, dass wir drei uns zusammenschließen! Wir müssen verhindern, dass es sich mit einer dritten Person verbindet , hat die Frau gesagt, das wäre die höchste Stufe der Macht!‘
    Ich seufze. ‚Ohne das Zeichen werden wir diese Macht nicht ausüben können! Und selbst wenn wir es hätten – ich habe schon alles versucht, um den Wolf und die Schlangenmenschen an ihrem Plan zu hindern. Es gibt keinen Weg …‘
    ‚Ich knall diesem Wolf eine, wenn der mir unter die Finger kommt!‘, höre ich Yannik rufen. „Das ist doch bloß ’ne Trantüte! Den mach ich alle!‘
    Steinkaul lacht herzlich. ‚Wer hier die Tugend vertritt, ist nicht zu überhören! Fragt sich nun noch, wer von uns beiden weise beziehungsweise ehrgeizig ist …‘
    ‚Ich hab zu viel Mist gebaut!‘, sage ich leise. ‚Ich bin weder ehrgeizig noch weise, vermutlich hat sich der Kristall geirrt.‘
    ‚Wie auch immer, wir drei sitzen nun in einem Boot und müssen uns gegenseitig vertrauen – und dazu gehört keine förmliche Anrede. Sagt bitte Du zu mir! Ich heiße Hans Michael und als Kind wurde ich von meinen Freunden Motte gerufen, weil ich mich immer und überall niedergelassen habe. Aber das bleibt unser Geheimnis, einverstanden?‘
    ‚Okay, Motte‘, sage ich und zum ersten Mal seit langer Zeit muss ich lächeln.
    ‚Jawohl, Dr. Steinkaul!‘, grunzt nun auch Yannik, dann hustet er und würgt hervor: ‚Jawohl, Motte! Ich werd Sie jetzt immer so nennen!‘
    ‚Das müssen wir wohl noch üben …‘, seufzt der Schulleiter, doch dann ändert sich seine Stimme schlagartig. ‚Jemand ist an meiner Tür! Sie kommen!‘
    Auch an dem Schloss meines Gefängnisses wird hantiert, dann schlägt die schwere Eisentür auf. Die Fledermaus steht mit bedeutungsschwangerem Gesicht im Rahmen. Mit einem kurzen Kopfnicken bedeutet er mir, ihm zu folgen. Als ich in den dunklen Flur hinaustrete, schiebt Lederjacke einige Schritte entfernt Steinkaul vor sich her und hinter mir gehen Yannik und die Schlangenfrau.
    ‚Solange das Zeichen nicht in der Nähe ist, können wir nichts riskieren‘, sagt Steinkaul.
    ‚Das können wir sowieso nicht!‘, antworte ich mit einem bitteren Unterton. ‚Es ist vorbei, siehst du das nicht ein, Motte?‘
    ‚So schnell gebe ich nicht auf! Wir werden kämpfen, hörst du?‘
    ‚Auch wenn wir Lennons und Annas Leben dabei opfern müssen?‘, frage ich, doch ich bekomme auf dem langen Weg zum Herrenhaus keine Antwort.
    Wir drei lassen uns widerstandslos in ein prunkvolles Wohnzimmer führen, das noch aus einer Zeit stammen muss, als Ritterspiele an der Tagesordnung waren. Zumindest schließe ich das aus den vielen Bildern, die die holzvertäfelten Wände bedecken. Auch Stühle, Tische und Schränke sind eindeutig massiv und mit Schnitzereien übersät, die es heute wahrscheinlich nur noch in Museen zu bewundern gibt. Ein Aschenbecher mit zerdrückten Zigarettenstummeln und ein Hundenapf, in dem Fliegen um die Reste einer stinkenden Mahlzeit kreisen, deuten auf den Verwalter mit seinem Hund hin. Wo mögen sie sein? Für einen Moment keimt in mir die Angst auf, dass den beiden etwas Schreckliches zugestoßen sein könnte. Dann tröste ich mich jedoch mit der Erinnerung an Yanniks Worte, es gäbe genügend Kerker hier, und ich hoffe inständig, dass man sie einfach nur dort eingesperrt hat.
    Anna und Dulack sind geknebelt und an hohen Lehnstühlen festgebunden worden. Ich sehe, dass Annas Hände schneeweiß sind und die Fesseln sich sehr tief ins Fleisch eingegraben haben. Die bloße Furcht in ihrem Gesicht jagt mir einen riesigen Schre-cken ein. Sie hat sich schon einmal damit abgefunden, zu sterben, aber ein zweites Mal so eine Tortur durchzumachen, scheint über ihre Kräfte zu gehen. Dulack dagegen verfolgt jede unserer Bewegungen mit aufmerksamem Interesse, so, als wolle er beim kleinsten Zeichen von uns sofort aufspringen und dem Wolf sein Stuhlbein ins Gesicht drücken. Zu dumm nur, dass er bewegungslos festgebunden ist und nicht mal den kleinen Finger rühren kann. Hinter ihnen steht abwartend und mit finsterer Miene der Wolf.
    „Wenn euch das Leben der beiden lieb ist, habt ihr keine andere Wahl“, sagt er gelassen. „Es geschieht den beiden nichts, sofern ihr meine Anweisungen befolgt. Ansonsten …“ Er beendet den Satz nicht, sondern grinst so jugendlich überheblich, dass ich

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