Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
Vom Netzwerk:
nicht aus meinem Bewusstsein verschwinden: Das Zeichen hat nichts in den Händen eines Kindes zu suchen!
    Ja, ich bin auf der Stufe des Kindes stehen geblieben. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber es stimmt. Natürlich habe ich versucht, mich weiterzubilden und die Geheimnisse des Kristalls zu verstehen, aber ich habe auf dieser Welt keine Hinweise gefunden, noch nicht einmal die heiß ersehnte Transfer-Kammer. Ich weiß doch nur, dass es in den Herzen der Menschen wirkt, sobald ich den Kristall einsetze – und das habe ich ja nicht gedurft.
    Ich hätte auch niemand anderen in die Angelegenheiten der Sieben-Welten mit hineinziehen dürfen, trotzdem ist genau das geschehen. Durch meine Schuld hat Yannik alle Schülerpolis benachrichtigt. Hätte ich damals meinen Mund gehalten, dann würden sie jetzt wahrscheinlich über ihren Hausaufgaben hocken und wie immer über ihre Lehrer fluchen.
    Doch stattdessen verfluchen sie nun mich.
    Noch mehr dieser Gedanken stauen sich mit brutaler Härte in meinem Kopf. Ich lasse es geschehen, denn endlich kann ich das volle Ausmaß meiner Handlung – den Friedenskristall einzusetzen, um nach Hause zu kommen – überschauen. Noch vor Wochen war ich eine Schülerin von vielen gewesen, geschützt durch ihre Anwesenheit und so unbedeutend und normal wie sie selbst. Ich war fernab aller Gefahren, obwohl ich mir ständig eingeredet habe, dass es jeden Moment passieren könnte. Durch Anna wurde ich behütet und wäre sie nicht gewesen, hätte ich niemals so sorglos leben können. Ich hatte meine Freunde, meine kleine Welt, in der ich glücklich war – nur dass ich es nicht wusste.
    Aber mit dem Einsatz des Kristalls hat sich mein Leben schlagartig verändert. Mir sind die wahrhaft gefährlichsten Menschen begegnet. Denen ist weder das eigene Leben noch das eines anderen nur einen Schokoriegel wert. Und in ihrer Begleitung befindet sich eine Kreatur, die schlimmer ist als jeder Albtraum. Sie hat mich durch die halbe Stadt gehetzt, hat mich an den Rand des Wahnsinns getrieben, indem sie alle meine Schritte, jede Bewegung und – ja, ich glaube sogar – meine Gedanken vorausberechnet hat. Ich hatte nicht einmal den Hauch einer Chance und trotzdem habe ich mich wie ein Regenwurm gewunden, der zwischen zwei Fingern zerquetscht wird. Anna habe ich in Gefahr gebracht, außerdem Dulack und Steinkaul, die mit dem Krieg der Sieben-Welten gar nichts am Hut haben. Yannik und Steinkaul werden ihre Köpfe hinhalten müssen, um vom Einfluss des Kristalls entbunden zu werden. Und das Ganze – das hätte ich jetzt beinahe vergessen – wird mit dem Leben von 27 Schülerpolizisten und einem Hausmeister gekrönt, die als Zeugen sicher die nächste Stunde nicht mehr erleben werden.
    ‚Nadine, jetzt hör mir doch endlich zu!‘, dringt Steinkauls Stimme energisch zu mir durch. Ich bin so überrascht, dass ich beinahe von der Pritsche rutsche. Obwohl ich mich wieder verzweifelt abwende, bohrt Steinkaul beharrlich weiter in meinem Kopf. ‚Du darfst jetzt nicht aufgeben!‘, sagt er entschieden. ‚Wir wollen wissen, was auf uns zukommt! Rede mit uns! Es gibt sicher noch Hoffnung!‘
    ‚Hoffnung?‘, gebe ich zurück und ich schmecke die Worte wie bittere Medizin. ‚Das ist vorbei. Sie werden uns vom Friedenskristall entbinden, so wie ich Anna entbinden sollte. Und das ist unser Tod – daran führt kein Weg vorbei.‘
    Für einige Zeit herrscht Stille und ich bin wirklich froh darüber. Was soll ich Steinkaul und Yannik auch vormachen? Sie werden es sowieso bald erfahren. Unser Weg ist zu Ende, ich habe die Macht niedergelegt und versagt. Da gibt es nichts zu bereden.
    ‚Ich habe Yannik erzählt, was ich weiß‘, sagt Steinkaul in meinem Kopf. Seine Stimme klingt nicht so, als ob er mich wirklich verstanden hätte. ‚Aber eines ist mir noch nicht klar: Der Kristall hat uns drei als Hüter ausgewählt, um den Frieden zu verbreiten?‘
    Ich nicke, doch dann erinnere ich mich, dass er das nicht sehen kann. ‚Ja. Allerdings ist der Kristall in unserer Welt erschaffen worden und der Wolf will, dass er nur dort eingesetzt wird.‘
    ‚Bist du dir sicher, dass der Kristall das ebenfalls will?‘ Ich antworte nicht und Steinkaul fährt fort: ‚Ich weiß nicht viel über diesen wunderbaren Stein, aber ich habe den Eindruck, dass er sich gegen den Wolf wehrt. Dieser Wolf steht unter dem Schutz des Kristalls, das ist sicher, doch er will nicht zurück zu den Sieben-Welten.‘
    ‚Wir können nichts tun. Die

Weitere Kostenlose Bücher