Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
bevor ich mich von dem Aufschlag auf dem Boden erholt habe. Ungeachtet der vielen Adlerangriffe kommt er auf mich zu und starrt mich an, als wolle er mich mit seinen Blicken erstechen.
Verzweifelt rutsche ich zurück, doch ich schaffe es nicht, mich aufzurichten, dazu habe ich auch viel zu viel Schiss. Hast du vielleicht gesehen, wie die Frau dem Schulleiter eins verpassen wollte? Ich schon! Und er hat einen Blick drauf, der dir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Als er die Hand hebt, wehre ich sie verzweifelt ab, aber er packt mich nur am Handgelenk und zieht mich zu sich hoch. Eine weitere Drehung und ich spüre seinen Atem in meinen Nacken.
So viel dazu, wie ich Dulack beschütze …
„Befiehl ihnen, aufzuhören!“, knurrt der Mann.
Er setzt das Messer an meine Kehle. Seine Stimme ist dunkel und scharf, sie lässt keine Widerworte zu. Ich schlucke und spüre die Schneide an meinem Hals – ich bin nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. (7)
Drei Adler stürzen sich wütend auf Lederjacke und ihre Krallen bohren sich in seine Arme und seine Schultern. Das Messer ritzt dabei tiefer in meine Kehle und ich hoffe, dass der Schlangenmann es bei dem Handgemenge bemerkt, denn sonst werde ich gleich leblos in seinen Armen liegen.
Doch plötzlich schlingen sich zwei weitere Arme um uns. Dulack ist aufgesprungen, packt Lederjackes Handgelenk und versucht, das Messer von meinem Hals zu zerren. „Lässt du sie endlich los?!“, keucht er, ohne dass sich die Schneide auch nur einen klitzekleinen Millimeter entfernt. „Also gut, du willst es nicht anders …“ (8) Dulack rammt ihm das Knie zwischen die Beine, der Mann gibt einen Würgelaut von sich, dann sackt er zu Boden. Trotzdem lässt er mich nicht los, sondern reißt mich mit.
Wie ein hoffnungslos verwickeltes Knäuel wälzen wir uns im Staub. Ich halte es kaum für möglich, aber meine rechte Hand kommt frei und ich versuche, das Messer von meinem Hals zu bekommen. Meine Fingernägel graben sich in eine sehnige Hand und so kräftig ich nur kann stoße ich meine Zähne in das Fleisch. Da fällt mir plötzlich ein, dass es auch Dulacks Hand sein kann, und sofort lasse ich wieder los.
„Du hättest ruhig länger zubeißen können!“, keucht Dulack. Er versucht, dem Mann einen Kinnhaken zu geben, den dieser aber geschickt abfängt. Gleichzeitig krallt sich ein Adler in die Jacke des Schlangenmannes. Die Flügel flattern so wild, als versuche er, mit ihm in die Luft abzuheben. Ich komme frei und rolle mich schnell zur Seite, doch da hat der Schlangenmann Dulack schon wieder fest im Griff.
„ Zurück! “, schreie ich und hebe warnend die Hand.
Die Adler hören auf, ihre Gegner anzugreifen, sie ziehen aufgeregt zwei Runden über das Schlachtfeld, ehe sie sich auf dem Wehrstreifen niederlassen. (9)
Alle befolgen meinen Befehl – bis auf Yannik. (10) Er läuft auf mich zu und japst nach Luft. „Nicht zurückschicken! Der Kerl da ist doch höchstens sechzehn, den machen wir platt!“, brüllt er und zeigt auf den Blechmonster-Wolf.
„Warum bist du kein Adler?“, frage ich verwundert.
Ich schaue zu den Vögeln hinauf, die abwartend auf dem Wehrstreifen hocken. Hat sich Yannik nicht verwandelt, weil er zu den Hütern des Friedenskristalls gehört?
Steinkaul hat die Angriffe der Frau und der Fledermaus abgewehrt, doch sie haben Anna in ihrer Gewalt. Nur der Wolf steht noch immer mit verschränkten Armen an derselben Stelle und hat die Kämpfe mit einer solchen Seelenruhe beobachtet, als sähe er sich gerade einen langweiligen Western an.
‚Yannik, warum habt ihr den Wolf nicht angegriffen?‘, frage ich ihn in Gedanken. Yannik schüttelt sich wie ein begossener Pudel. Er scheint nicht zu verstehen, dass ich mit ihm rede und trotzdem nicht die Lippen bewege. ‚Du kannst in Gedanken zu mir sprechen!‘, sage ich. ‚Versuch es mal!‘
‚Wie denn?‘, mault Yannik, doch dann scheint er zu merken, dass es ganz einfach ist. ‚Die Adler haben es versucht, aber niemand kam an ihn heran!‘
„Falls ihr nicht noch weiter miteinander raufen wollt“, höhnt der Wolf und geht auf mich zu, „dann solltest du dir meine Forderungen anhören! Ich verschone deine Kameraden, wenn der Greis, dein komischer Rabenfreund und du mit mir ins Gasthaus kommt! Entgegen meiner sonstigen Angewohnheit bin ich bereit, sie laufen zu lassen – vorausgesetzt sie alarmieren nicht gleich die Polizei! Folgt ihr mir nicht, wirst du Anna und deinen Lehrer nicht
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