Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
es vorgeführt habe!“, raunzt mich der Trainer an. Er wird Tako genannt und ich spüre, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Schon gar nicht, als Kara plötzlich vor mir steht, damit ich diesmal ihn über meine Schulter stemme. Der Junge grinst, weil er genau weiß, dass ich unter ihm zusammenbreche. Alle anderen Jungen versuchen, sich das Lachen zu verkneifen, aber ich sehe es in ihren Augen glitzern.
„Kara – setz dich!“ Tako ist zornig, als könnte ich etwas dafür, dass er so eine schwere Übung für uns ausgesucht hat. Er winkt einem schmächtigeren Jungen aus der Reihe zu. „Lutha!“
Der Genannte steht auf und stellt sich mir gegenüber auf. Trotzdem ist er noch einen Kopf größer als ich und seine Schultern sind mindestens doppelt so breit wie meine. Ich sehe ein Bedauern in seinem Gesicht, als wolle er nicht so gerne derjenige sein, der mich gleich blamiert.
Ich mache mich bereit für die Übung, erst den linken Arm und dann das Bein des Gegners zu ergreifen. Doch mitten in der Bewegung entscheide ich mich anders, ich ramme Lutha meinen Kopf mit voller Wucht in den Bauch. Das geht so schnell, dass ich selbst erschrocken bin und auf ihn stürze, als er rückwärts zu Boden taumelt.
Diesmal lachen alle – außer unserem Trainer.
„Was soll denn das werden?“, schreit Tako außer sich vor Zorn.
Hastig springe ich auf. Mein Kopf glüht, denn das Gelächter der Jungen macht mir mehr aus, als ich zugeben will. Und weil das so ist, funkle ich Tako nicht minder zornig an. „Ich werfe niemanden über meine Schulter, wenn ich genau weiß, dass ich unter ihm zusammenbreche!“, brülle ich.
Der Python-Kämpfer mustert mich mit finsterem Gesicht.
„Gut.“
Mehr sagt er erst mal nicht und ich stehe ein paar Sekunden dumm herum, denn diese Reaktion habe nicht erwartet habe.
„Wenn du diese Übung nicht ausführen willst, wirst du eben der Gegner sein. Für alle!“
Ob mir diese Option besser gefällt, als kläglich unter einem der Jungs zusammenzubrechen, weiß ich nicht. Jedenfalls versucht mich Lutha mit der vorgegebenen Grifftechnik über seine Schulter abzuwerfen. Als ich schließlich auf die Matte knalle, bleibt mir die Luft weg.
Nachdem mich der dritte Junge herumgewirbelt hat und ich immer noch wie ein Holzbrett auf der Matte lande, schickt mich Tako zur Seite. Er nimmt sich Kara, den kräftigsten Jungen in dieser Runde, und zeigt noch einmal den richtigen Verlauf. Während wieder alles in Zeitlupe geschieht, kann ich jetzt genau sehen, wie sich Kara über seine Schulter abrollt.
Immerhin lerne ich als Versuchsmaus die Grifftechnik genauso gut kennen, als würde ich sie selbst anwenden. Mit jedem Mal lande ich besser, bin sogar mit mir zufrieden. Takos Stimmung dagegen scheint ins Gegenteil abzudriften; er fordert mehr von uns. Wieder einmal hält er Kara über seiner Schulter fest, als sei er nur ein nasses Handtuch.
„Was macht ihr, wenn ihr den Gegner so schnell wie möglich erledigen wollt?“
„Ihn gegen die Wand donnern!“, schlägt einer der Jungen vor.
Tako schnaubt unzufrieden. „Ehe ich mit ihm drüben an der Wand bin, hat er mit seiner freien Hand meinen Hals umklammert und mich außer Gefecht gesetzt!“ Er sieht sich um. „Noch ein Vorschlag?“
„Ich würde ihn um den Pfahl dort wickeln“, schlägt Lutha grinsend vor.
Tako torkelt mit Kara ein paar Schritte zurück und auf einen Pfosten zu, der die Decke der Halle stützt. Ich sehe Karas erschrockene Augen, denn der Trainer scheint ihn tatsächlich dagegenpressen zu wollen. Entsetzt springe ich auf.
„Setz dich!“, faucht Tako mich an. „Wir sind hier nicht im Zirkus!“
Er hat rechtzeitig abgebremst – doch konnte ich das wissen? An der Anspannung meiner Nachbarn erkenne ich, dass sie ebensolche Angst hatten, und Karas Gesicht ist kreidebleich.
„Gut“, fährt Tako in seiner Demonstration fort. „Es würde ihm das Rückgrat brechen, dauert aber trotzdem zu lange, und wir wollen den Gegner ja nicht töten. Noch irgendwelche Vorschläge?“
Ich gucke wie ein Pinguin in der Wüste. Wir wollen ihn nicht töten? Ist das ein neues Motto der Python-Kämpfer? So viel ich weiß, haben sie jede Menge Opfer auf dem Gewissen. Wozu also das lernen?
Die Jungs bleiben ruhig und ich habe auch keinen blassen Schimmer.
Kara, der inzwischen mehr schwitzt als Tako – obwohl der Trainer sicher 80 Kilogramm stemmen muss –, ächzt unter der Anspannung. Mit einem Mal wirbelt Tako ihn herum, umfasst mit seiner linken Hand
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