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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie aber nicht.«
    »Sie kauft ein und wird später zu uns stoßen.«
    »Sehr gut. Und wir nehmen einen Drink.«
    Er deutete auf mein Glas. »Du trinkst Bier?«
    »Was sonst?«
    »Dann bestelle ich mir auch eines.« Bill winkte einem jungen Kellner, der aussah wie jemand, der diesen Job noch nicht lange machte und leicht überfordert ist. »Nur ein Bier.«
    »Ja, Sir, kommt sofort.«
    »Wenigstens das hat er von seinen älteren Kollegen übernommen. Die üblichen Vergleiche.«
    »Aber du wolltest nicht mit mir darüber reden, denke ich.«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Dann laß mal hören!«
    »Moment noch.« Bill kramte aus der Innentasche seines hellen Leinenjacketts eine zusammengefaltete Zeitung hervor. Ich ließ ihm die Zeit und schaute mich derweil um. Auf einem breiten Gehsteig war der Biergarten abgeteilt worden. Blumenkübel markierten die Grenzen. An ihnen entlangschlenderten, eilten oder spazierten die Menschen. Viele mit Kameras, was auf Touristen hindeutete.
    Bill bekam sein Bier, bedankte sich bei dem jungen Mann und schlug die Zeitung auf. Sie stammte nicht aus London, sondern aus dem Südwesten unseres Landes. Bill drehte die Zeitung, daß ich die Überschrift, die sehr fett gedruckt war, lesen konnte.
    »Und jetzt laut«, sagte er.
    Ich tat ihm den Gefallen. »Darkman ist wieder da!«
    »Richtig«, sagte Bill.
    Ich gab ihm keine Antwort, weil ich das Foto unter der Überschrift betrachtete. Ich sah eine Wand mit vielen Fenstern, vergitterten Fenstern. An einem der Gitter war ein Mann erhängt worden. Das Bild kam mir zwar nicht bekannt vor, aber es war unschwer zu erkennen, daß dieses Mauerwerk zu einem Knast gehörte. Gefängnis oder Zuchthaus?
    »Das ist Dartmoor«, sagte Bill.
    »Klar. Habe ich gerade gelesen.«
    »Und weiter?«
    Ich hob die Schultern. »Soll ich dir das Bild erklären, Bill?«
    »Das nicht, ich kann schließlich selbst schauen und habe Augen im Kopf. Ach ja, Kopf, John, klickt es da bei dir nicht?«
    »Sollte es denn?«
    »Und ob. – Darkman, John! Denk mal nach. Und denk dabei einige Jahre zurück, als Dartmoor noch als Zuchthaus existierte…«
    Ich schnickte mit den Fingern. »Klar, da habe ich den Unheimlichen von Dartmoor gejagt. Ich habe selbst in einer dieser verdammten Zellen gesessen.«
    »Bravo. Aber das meine ich nicht.«
    »Was denn dann?« Für mich sprach er noch in Rätseln. Es konnte auch an mir liegen, denn an diesem Nachmittag fühlte ich mich ziemlich entspannt, und da wollte ich mich nicht mit irgendwelchen dienstlichen Vorgängen belasten.
    »Wir waren mal zusammen da. Noch vor deinem Unheimlichen. Du bist Student gewesen, ich war es auch. Wir hatten das zweifelhafte Vergnügen, eine Hinrichtung zu erleben. Schließlich studierten wir Jura. Kommt es jetzt bei dir hoch?«
    Es kam. Langsam nur, man wird schließlich älter, und die Zeit vergeht sehr schnell, aber ich erinnerte mich, und plötzlich war mir dieser Name wieder gegenwärtig.
    Darkman, der Unhold! Darkman, der Massenmörder. Darkman, der Mann mit der Brille.
    Bill sah meinem Gesicht an, daß ich Bescheid wußte, und er nickte mir zu. Seine Züge zeigten kein Lächeln mehr. Sie waren sehr ernst und verschlossen. Ich las die Frage in seinen Augen. Er brauchte sie nicht zu stellen, die Antwort erhielt er schon vorher.
    »Ja, ich erinnere mich. Und ich weiß auch, daß ich bei der Hinrichtung außen in der Reihe gesessen habe.«
    »Sehr gut.«
    Da war noch etwas gewesen, was mir im Moment nicht einfiel. Ich grübelte darüber nach. Bill half mir dabei. »Erinnerst du dich noch, daß er dich angesprochen hat?«
    »Ja!« flüsterte ich. »Jetzt, wo du es sagst, kommt es wieder zurück. Ich erinnere mich. Hat er nicht davon gesprochen, daß wir uns wiedersehen würden?«
    »So ungefähr. Ich kenne den normalen Wortlaut nicht, aber er hat dich damals aus allen Zuschauern ausgesucht, als wäre ihm zu dieser Zeit schon ein Blick in die Zukunft möglich gewesen. Ich habe damit meine Probleme, wenn ich ehrlich sein will.«
    »Ich auch, Bill.«
    Er schlug auf die Zeitung. »Und was, bitte, sagst du zu diesem Bild? Und zu der Überschrift?«
    Mit dem Ringfinger kratzte ich über meinen Kopf. »Was soll ich dazu sagen? Darkman ist tot.«
    »Das haben wir bisher geglaubt.«
    »Meinst du, daß er zurückgekehrt ist? Glaubst du deinem Reporterkollegen dort?«
    »In der Tat.«
    Ich hob das Glas an, ließ Luft durch die Nase strömen und bemühte mich, meine Gedanken zu ordnen. Auch wenn ich es immer wiederhole, den

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