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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihm dies nicht abgenommen.
    Andererseits war die Leiche dort vor dem Fenster nicht zu übersehen.
    Fletcher drehte sich wieder um. Dieser Platz war gefährlich. Er konnte und wollte nicht länger bleiben. »Hallo, Fletcher!«
    Die Stimme! Die verdammte Stimme. Er hatte sie schon vergessen gehabt. Jetzt kehrte die Erinnerung schlagartig zurück. Schon immer hatte Darkman so säuselnd wie gerade gesprochen.
    Er war da!
    Fletcher starrte ihn an.
    Darkman stand nicht weit entfernt, und diesmal umspielten keine Dunstschwaden die Gestalt.
    Fletcher sah ihn klar. Wie ein scharfes, lebensgroßes Foto. Er trug noch immer seine dunkle Brille und natürlich Gefängniskleidung. Die alte, graue Jacke mit den Knöpfen und auch die Hosen, deren Beinausschnitte ihm immer zu groß gewesen waren.
    Dean Fletcher streckte seinen rechten Arm aus. »Hau ab!« keuchte er.
    »Hau ab! Dich kann es nicht geben. Du bist ein Geist. Du bist ein Gespenst. Verschwinde aus meiner Nähe!«
    Darkman kicherte beinahe wie ein Mädchen. »Ich kann nicht abhauen, wie du sagst. Begreif doch, ich war nie weg.«
    Nein, das verstand er nicht. Oder er begriff es nicht. Hier mischten Kräfte mit, die zu hoch für ihn waren. Da kamen verschiedene Welten zusammen, die normale und die Totenwelt.
    »Du verstehst es nicht, Fletcher. Du bist nicht reif. Du bist wie alle Menschen, aber es hat dir nichts ausgemacht, wenn Leute wie ich getötet wurden. Einfach aufgehängt. Du hast das Knacken der Genicke gehört, du hast es nicht verhindert, und das wird dir ebenso zum Verhängnis werden wie dem Pfarrer. Er hängt schon dort oben. Außen an meiner Zelle, und auch für dich habe ich einen Platz reserviert. Du kannst dir das Fenster aussuchen, wenn du willst. Aber an eines solltest du immer denken: Dartmoor gehört jetzt mir. Man hat mich verflucht, man hat mich gehängt, aber ich bin lebendig, und du weißt es, Fletcher. Aber ob dir jemand glauben wird, das ist fraglich. Ich kann es mir nicht vorstellen. Aber wir werden sehen. Entkommen kannst du mir nicht.« Er öffnete seinen breiten Mund und schickte dem ehemaligen Wärter ein häßlich und siegessicher klingendes Lachen entgegen. Danach drehte er sich um. Fletcher hatte für ihn alles Interesse verloren. Der Mann starrte auf den Rücken des anderen und sah, wie diese Erscheinung auf das Zuchthaus zuging. Der Eingang schluckte ihn.
    Die Düsternis dort saugte ihn auf, und er war plötzlich verschwunden.
    Dean Fletcher aber blieb stehen. Er wußte nicht mehr, was er denken sollte.
    Wie hatte Darkman noch gesagt?
    Das Zuchthaus würde ihm gehören. Jede Zelle, jeder Raum, einfach alles. Fletcher glaubte ihm. Und er wußte auch, daß ein Unhold wie Darkman seine Ankündigung würde wahr machen.
    Er würde sich die Leute holen und aufhängen.
    Der Reihe nach.
    Einen nach dem anderen.
    »Und ich werde der nächste sein!« flüsterte der Mann, bevor er sich auf sein Fahrzeug schwang, startete und so schnell wie nie zuvor die Mauern hinter sich ließ…
    ***
    »Wau!« sagte Bill Conolly und ließ sich so heftig auf den Stuhl fallen, daß ich schon befürchtete, dieses Sitzmöbel aus Kunststoff würde vor meinen Augen zerbrechen. Doch der Stuhl blieb heil.
    »Was ist mit wau? Bist du ein Hund?«
    Bill grinste. »Kann ich mit dem Schwanz wedeln?«
    »Wenn ja, geh in den Zirkus.«
    »Den habe ich doch um mich herum.«
    »Aha. Auch jetzt?«
    »Sicher.«
    »Warum?«
    »Wieso fragst du, John?«
    »Warum sitze ich hier, habe schon mehr als eine Viertelstunde auf dich gewartet und…«
    »Hier ist es doch nett. Du sitzt in einem kleinen Straßencafe, läßt die Passanten an dir vorbeiflanieren, während andere in Büros hocken und sich ärgern. Es ist wärmer geworden, man kann wieder im Freien sitzen, was willst du?«
    »Aufklärung.«
    »Weshalb ich zu spät gekommen bin?« Bill grinste auf eine impertinente Art und Weise, die ich von ihm kannte. Immer wenn er so das Gesicht verzog, war etwas im Busch. Da brannten schon die ersten Zweige, da hielt er etwas in der Hinterhand, mit dem er erst später herausrücken würde.
    »Weißt du eigentlich, was das ist, wenn sich zwei Blondinen mit Strohballen bewerfen?« fragte er mich.
    »Nein.«
    »Gedankenaustausch.«
    Ich lachte nicht laut, sondern produzierte mehr Grunzgeräusche. »Daß die komischen Witze noch immer umhergeistern. Laß das nicht deine Frau hören.«
    »Gut, daß du ihren Namen erwähnst. Sie ist der Grund für meine Verspätung, denn Sheila wollte mit.«
    »Ich sehe

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