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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Totenacker, den niemand gemocht hatte. Weder die Insassen, noch die Personen, die sie bewachten. Das Stück war ihnen allen suspekt, und nur der Totengräber – es war ein Gefangener – fühlte sich dort wohl.
    Der Dunst bildete dünne Fahnen. Wieder hatte sich der Himmel zugezogen. Kein Sonnenstrahl durchbrach diese Mauer. Es war trotzdem nicht kalt, mehr feucht und schwül.
    Er ging mit steifen Bewegungen. Sein Kopf war dick. Er hatte seine Brille nicht mitgenommen, so mußte er sich schon anstrengen, um etwas erkennen zu können.
    Fletcher schwitzte. Alkoholverdunstungsstunde nannte er diese Zeit, auf die er gern verzichtet hätte, die aber leider immer wieder auftrat. Er ging über den Hof, über einen leeren Hof, aber in der Erinnerung stiegen die Bilder hoch. Da sah er die Gefangenen im Hof, da liefen sie auf und ab.
    Da hörte er ihre Stimmen, ihre Flüche und manchmal auch die wilden Schreie. Das alles war nur Einbildung, tatsächlich durchschritt er diese Leere, von deren Boden die Wildkräuter Besitz ergriffen hatten.
    Auf ihn wartete das Zuchthaus – und Darkman?
    Jetzt, wo er sich gedanklich mit ihm beschäftigte, fühlte er sich noch unwohlen. Fletcher, der früher nie Furcht gezeigt hatte, fragte sich jetzt, wie er wohl reagieren würde, wenn dieser Verbrecher plötzlich vor ihm stand.
    Ein Toter, der lebte!
    Scheiße! dachte er. Das darf doch nicht wahr sein. Das kann einen verrückt machen.
    Zu hören war nichts. Auch der Wind flüsterte nicht. Er war so gut wie nicht vorhanden. Der Sumpf schickte seinen typischen Geruch von leichter Fäulnis.
    Fletcher stemmte seine Hände in die Seiten. Er hatte sich noch nicht entschieden und tat das, was er früher auch immer getan hatte. Es war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, denn er legte den Kopf in den Nacken und schaute an der Fassade hoch.
    Da waren die Fenster. Da waren die Gitter. Manche Scheiben fehlten, manche Gitter waren verbogen, das wußte Fletcher.
    Plötzlich erwischte ihn der Schlag. Es war kein echter, nur spürte er ihn so, und er stand da mit offenem Mund. Was er sah, war ungeheuerlich.
    Ein Irrtum?
    Er stöhnte auf, trat ein paar Schritte zurück, als könnte er so das Bild verschwinden lassen. Leider blieb es. Und es war verdammt brutal.
    Selbst Fletcher bekam Furcht. Er dachte daran, daß ihm während seiner Dienstzeit so etwas noch nicht passiert war. Hier aber war es eine Tatsache. Wäre der Wind über den Hof gefahren, so hätte der Gehängte sicherlich geschaukelt. So aber hing er starr vor dem Außengitter eines Fensters. Auch aus der Distanz war zu erkennen, wer dort aufgehängt worden war – der Pfarrer.
    Damit hatte Darkman sein erstes Opfer gefunden!
    ***
    Und ich habe ihn entdeckt. Ausgerechnet ich. Weil ich so neugierig gewesen war. Ich hätte zur Polizei rennen sollen, anstatt auf eigene Faust etwas zu unternehmen.
    Fletchers Gehirn arbeitete, während er selbst bewegungslos auf der Stelle stand und auch den Druck spürte, der ihn umklammert hielt. Seine Hände waren feucht geworden, und trotz seiner leichten Sehschwäche sah er das Gesicht des Mannes.
    Es war ein bleicher Fleck, der sich vor dem Hintergrund des dunklen Mauerwerks abhob. Fast wie ein aufgeblasener Klumpen Teig.
    Kein Leben mehr. Er mußte ein schreckliches Ende gehabt haben.
    Fletcher bewegte sich. Er führte seine rechte Hand hoch zur Kehle und strich darüber hinweg. Schlucken konnte er kaum noch. Jemand hatte ihm den Hals zugeschnürt. Und erst jetzt erfolgte die Reaktion. Er fing an zu zittern. Der Mann hatte es schwer, auf den Beinen zu bleiben. Er spürte den Boden wie eine weiche Masse, die ihn in die Tiefe ziehen wollte. Das Mauerwerk des alten Zuchthauses drehte sich vor seinen Augen. Er spürte den Herzschlag so schnell und überlaut. Mit jedem Klopfen wurde mehr Schweiß aus seinen Poren gepumpt, und vergeblich suchte Fletcher nach einem Halt.
    Schließlich taumelte er auf sein Moped zu. Er hielt sich dort fest und stützte sich auch an der nahen Mauer ab. Er hörte sich keuchen und würgen. Schleim drang aus seinem Mund. Er spie aus. Der Schweiß brach noch stärker aus ihm hervor, aber dieser Anfall ging auch vorbei, und so konnte er wieder normal denken und sich vor allen Dingen aufrichten. Tief holte er Luft. Er saugte sie in die Lungen, und der Schwindel ebbte ab. Fletcher ging es wieder besser. Er hatte den Schock überwunden.
    Jetzt mußte die Polizei her. Möchte auch Darkmans Erscheinen für ihn existent gewesen sein, andere hätten

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