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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wissen, wie es dir geht, und ich möchte dir auch einen Vorschlag machen, wenn es recht ist.«
    »Mir geht es den Umständen entsprechend.« Er stellte den Ton vom Fernseher ab. »Welchen Vorschlag willst du mir denn machen?«
    »Einen guten, wie ich finde.«
    »Dazu gehören zwei.«
    »Eben. Ich weiß, daß du Angst hast. Und ich weiß auch, daß diese Angst berechtigt ist. Deshalb wäre es meiner Ansicht nach besser, wenn du nicht allein bist.«
    »Toll. Willst du zurückkommen?«
    »Quatsch. Ich denke eher, daß du zu mir kommen solltest. Bei mir und unserer Tochter bist du sicher. Ich habe schon mit Gayle gesprochen. Sie hat nichts dagegen.«
    »Wie nett. Bestell ihr einen schönen Gruß, aber sag ihr auch, daß mein Platz hier ist.«
    »Was?« flüsterte Helene Fletcher erstaunt. »Du willst nicht kommen? Du willst bleiben?«
    »Von nicht kommen habe ich nichts gesagt. Ich werde es mir überlegen, und wenn ich komme, dann erst später.«
    »Wann denn?«
    »Morgen oder übermorgen.«
    »Und warum nicht heute?« fragte sie scharf.
    Dean kicherte. Sie hatte sich nicht geändert. Helene war noch so wie früher. Sie schaffte es auch jetzt, durch gezielte Fragen, alles genau auf den Punkt zu bringen. »Ich will es dir sagen, meine Liebe. Weil ich heute beschäftigt bin. Ich muß nämlich Geld verdienen, verstehst du?«
    »Ach – du arbeitest wieder?«
    »So ähnlich.«
    »Und du willst es mir nicht sagen.«
    »Nein, aber ich kann den Schein gebrauchen. Du kannst mich ja morgen früh noch einmal anrufen und…« Ein Hustenanfall unterbrach ihn, und er schüttelte dabei den Kopf.
    Helene ließ ihn aushusten, um dann zu fragen: »Ist dir dein Leben so wenig wert?«
    »Ha, wie kommst du denn darauf?«
    »Ich kann mich erinnern, daß du bei unserem letzten Telefonat anders gesprochen hast.«
    »Jaaa – schon. Aber es hat sich für mich einiges geändert. Morgen werde ich dann wohl kommen.«
    »Davon bin ich zwar nicht überzeugt, Dean, aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren.«
    »Kannst du, Helene, kannst du.«
    Damit war das Gespräch zwischen den beiden Eheleuten beendet. Dean ließ seine Hand noch auf dem Hörer liegen und starrte den Apparat an.
    Sein Mund verzog sich, als er an seine Frau dachte. Ob Helene wohl einen anderen hat?
    Er wußte es nicht, aber er freute sich schon, daß sie sich Sorgen um ihn machte. Das durchdrang selbst sein leicht umnebeltes Gehirn. Er blickte auf die Uhr.
    High noon! Genau zwölf. Um diese Zeit wollte eigentlich dieser Robin Gift kommen. Dann würden sie mit seinem Wagen zum Zuchthaus fahren, und Gift wollte dort Fotos schießen.
    Fotos.
    Ließen sich Geister überhaupt fotografieren?
    Fletcher schüttelte sich. Daran wollte er nicht denken. Das hätte bedeutet, daß ihnen Darkman auch begegnet wäre, und darauf konnte er verzichten.
    Er holte sich noch einmal die Flasche. Sein Pegel sackte wieder ab, das wollte er keinen Fall. Mit dem folgenden Schluck erhöhte er die Grenze wieder, fuhr durch sein grau und schütter gewordenes Haar und starrte zu Boden.
    Er dachte daran, daß er älter, wenn nicht alt geworden war. Es war wirklich nicht schön, wenn die Jahre verflogen und das Feuer erlosch.
    Nein, das konnte ihm keiner sagen. Das war einfach unmöglich. Ich habe auch vieles im Leben falsch gemacht, dachte er. Ich hätte mich Helene gegenüber anders verhalten sollen. Er hatte sie sogar manchmal geschlagen, wenn er mit den Nerven am Ende war, und er hätte es gern zurückgenommen.
    Eigentlich sollte ich mich über ihren Anruf freuen. Sie hat die ersten Schritte getan. Sie hat mir wieder die Hand entgegengestreckt, die ich nur zu greifen brauche.
    Aber da war noch Darkman.
    Dieser Zurückgekehrte hing wie ein schwerer Fluch über ihm. Dean bekam eine Gänsehaut, wenn er an ihn dachte.
    Er hörte von draußen das Geräusch eines anfahrenden Wagens. Das mußte Robin Gift sein. Fletcher stellte den Fernseher ab, griff zur Jacke, warf der Flasche noch einen Blick des Abschieds zu und machte sich auf den Weg zur Tür.
    Als er sie öffnete, war Gift schon aus dem Wagen gestiegen. Er war um die dreißig, hatte langes, blondes Haar, das struppig sein rundes, leicht gerötetes Gesicht umrahmte. Die hellblauen Augen standen nie ruhig.
    Irgendwie machte er auf Fletcher den Eindruck einer lebendigen Comicfigur.
    »Hi, es ist soweit, Dean.«
    »Ich bin okay.« Fletcher schloß die Tür und ging auf den Opel Vectra zu, der schon einige Rostflecken aufwies. Er mußte an Robin vorbei, um

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