Verfluchte Fesseln
und auf die Garagen. Auf jeden Fall würde er
bemerken, wenn irgendjemand das Grundstück verließ, sei es
zu Fuß oder mit dem Auto.
Sein
Coffee To Go, denn er sich an einer Tankstelle besorgt hatte, war nur
noch lauwarm, als der Mann aus dem Haus kam. Robert sah auf die Uhr,
es war kurz vor acht. Er war wirklich froh, das sich etwas bewegte,
denn zwischenzeitlich war er schon wieder versucht, seine Mission
abzubrechen.
Was
mache ich hier eigentlich? Wozu soll das gut sein? Geht mich das
Ganze überhaupt etwas an? Was kann ich eigentlich machen, um
irgendetwas auszurichten? Er dachte daran, zur Polizei zu gehen und
den Mann anzuzeigen. Aber was sollte er denn dort sagen? Woher wusste
er das alles? Woher hatte er den Stick und woher wusste er, wo diese
Leute wohnten? Und selbst wenn die Polizei die Sache verfolgen würde,
was käme dabei heraus? Würde der Idiot sie nicht dazu
zwingen auszusagen, dass alles einvernehmlich geschehen sei, um sie
danach noch härter dafür zu bestrafen, dass diese Sachen
bekannt geworden sind. Würde dieses Raubein am Ende sogar
erfahren, wem er das alles zu verdanken hatte? Nein, danke, dachte
Robert, wenn ich mich schon in Gefahr bringe, dann muss es auch einen
Sinn machen.
Der
Fremde stieg in sein Auto, setzte zurück und fuhr in die
Gegenrichtung davon. Der massige Mann trug einen edlen, grauen Anzug,
der saß, als sei ihm das sicher teure Stück auf den Leib
geschneidert worden. Robert überlegte, was wohl ein Mensch, der
so gekleidet frühmorgens das Haus verließ, beruflich
machen könnte. Versicherung, Banken und Verwaltungen fielen ihm
als mögliche Arbeitsplätze ein. Er hätte ihm folgen
können, aber da er nun davon ausgehen konnte, dass die Frau
allein im Haus war, beschloss er zu warten, bis sie das Haus verließ.
Ihr würde er auf jeden Fall folgen.
Etwa
zwanzig Minuten später erschien sie. Selbst auf diese Entfernung
fand Robert sie umwerfend schön. Sein Herz klopfte wie wild vor
Aufregung, als sie in den Golf stieg und in die gleiche Richtung wie
der Wagen zuvor fort fuhr. Er blieb in sicherer Entfernung hinter
ihr, als sie ihren Wagen Richtung Innenstadt lenkte. Einen Moment
lang ärgerte er sich, dass er sofort hinter ihr hergefahren war.
Eigentlich hatte er vor gehabt, über das Klingelschild ihren
Namen zu erfahren. Nun gut, das musste eben warten.
Die
Frau bog in eine der kleinen Seitenstraßen am Rande der City
ab. Robert ließ den Abstand zu ihrem Fahrzeug etwas anwachsen,
denn hier gab es wenig Möglichkeiten, sich zu verbergen. Kurz
vor dem Beginn der Fußgängerzone fuhr sie durch eine
Toreinfahrt auf den Hof eines Hauses, das im Erdgeschoss eine
Boutique beherbergte. „Franzis“ prangte es in großen Leuchtlettern über dem Eingang
zwischen den zwei Schaufensterscheiben.
War
das ihre Boutique? Hieß sie Franzis oder Franzi? Robert lenkte
auf einen freien Parkplatz und stopfte zwei Euro in die Parkuhr. Bis
kurz vor elf konnte er parken, aber wozu? Wenn ihr die Boutique
gehörte, dann war das ihr Arbeitsplatz und sie würde
wahrscheinlich ohnehin nicht in nächster Zeit herauskommen.
Er
stand auf der Straßenseite schräg gegenüber vor einem
Comic-Laden und sah sich vermeintlich die Auslage an. Tatsächlich
nutzte er dessen Schaufenster als Spiegel und beobachtete die
Eingangstür der Boutique. Kurz darauf blieb eine junge, blonde
Frau, etwa zwanzig, vor der Tür stehen und klopfte an die
Scheibe. Die Tür öffnete sich und die Blonde schlüpfte
hinein, ohne dass er sehen konnte, wer geöffnet hatte.
Ein
paar Minuten später erschien die junge Frau wieder. Sie sah zum
Himmel auf und sagte etwas in das kleine Geschäft hinein. Man
war sich offenbar sicher, dass es ein schöner Tag werden würde,
denn schon schob sie zwei Kleiderständer mit Sonderangeboten auf
die Straße.
Robert
war sich nicht so sicher, ob der Tag schön würde, denn von
seiner Favoritin war nach wie vor nichts zu sehen. Er beschloss, in
dem italienischen Café an der Ecke zur Fußgängerzone
zu frühstücken. Während er aß, blätterte er
in einigen Zeitungen, aber er hätte hinterher nicht sagen
können, was er gesehen hatte. Dazu war er mit seinen Gedanken
gar nicht bei der Sache.
„ Mario,
machst du uns mal zwei Cappuccino? Unsere Kaffeemaschine hat den
Geist aufgegeben“, hörte Robert in seinem Rücken von
der Theke her. Er wandte sich der Stimme zu, und um ein Haar wäre
ihm das Croissant aus der Hand mitten in den Kaffee gefallen.
Das
war sie! Roberts Herz hüpfte,
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