Verfluchte Fesseln
war
schon sehr gespannt auf die Ergebnisse.
Ohne
zu wissen, ob sie schon im Geschäft war, fuhr er zur Webergasse.
So hieß die kleine Straße, in der sich „Franzis“
Boutique befand. An der Ecke bremste er ab und lugte hinein. Die
Ständer mit den Sonderangeboten waren noch nicht zu sehen, und
so fuhr er erst einmal weiter. Ohne die Ständer konnte er seinen
Plan nicht fortführen. Beim zweiten Versuch war immer noch
nichts zu sehen, und er dachte über eine Alternative nach. Aber
so auf die Schnelle fiel ihm nichts ein. Zum Glück fand er beim
dritten Mal alles so vor, wie er sich gewünscht hatte.
Robert
fuhr in die Straße und begann in Höhe der Boutique, seinen
Wagen zu wenden. Die Straße war nicht gerade breit und so
genügt eine klassische Dreipunktwende nicht, sein Fahrzeug in
die Gegenrichtung zeigen zu lassen. Er setzte noch ein weiteres Mal
zurück, und wie es der Zufall wollte, stieß er dabei gegen
einen der beiden Kleiderständer, der zwar nicht umkippte, wie er
es geplant hatte, sich aber immerhin in Bewegung setzte und davon
rollte.
Einige
Passanten waren stehen geblieben, wohl um sich das Kennzeichen zu
notieren, falls der verrückte BMW-Fahrer das Weite suchen
sollte. Verrückt war der Fahrer ganz sicher, aber nichts lag ihm
ferner als das Weite zu suchen. Robert hielt an, lief dem
Kleiderständer nach und brachte ihn wohlbehalten zu seinem Platz
zurück.
„ Ich
wollte gerade rufen, sind Sie verrückt?“ Ihre Stimme war
genauso schön wie die Frau selbst. Sie lachte ihn an. „Machen
Sie so etwas öfter?“
Robert
lachte zurück.
„ Na,
eher nicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden!“ Er
versuchte in ihrem Blick zu erkennen, ob sie verstanden hatte, was er
eigentlich damit meinte. Und in der Tat sah sie ihn etwas verwirrt
an. „Falls ich etwas beschädigt habe, komme ich
selbstverständlich dafür auf!“, fuhr Robert fort und
beide schauten nach, ob mit den Hosen und Pullis alles in Ordnung
war.
Ihre
Nähe machte ihn völlig fertig. Sie trug ein leichtes,
sommerliches Kleidchen mit einem Kragenausschnitt, der ihm ähnliche
Einblicke erlaubte wie ihr Pulli vor ein paar Tagen im
Einkaufszentrum. Er gab sich einen Ruck, um sich von dieser
betörenden Ansicht los zu reißen.
„ Na,
so wie es ausschaut, ist alles in Ordnung“, stellte sie fest.
„ Können
Sie Ihren Chef bitte einmal fragen, ob ich Sie auf den Schreck zu
einem Kaffee einladen darf?“, ging Robert in die Offensive.
Sie
lachte wieder ihr schönstes Lachen. „Sandra? Gibst du mir
eine halbe Stunde frei? Ich gehe eben einen Kaffee an der Ecke
trinken. Ich bring dir dann einen mit.“
„ Okay!“,
kam es von drinnen.
„ Ist
genehmigt!“, verkündete sie und beide schlenderten in
Richtung Marcos Café. „Wir haben uns doch gestern schon
gesehen dort, oder?“
„ Sie
haben absolut Recht, und wenn ich ehrlich sein soll, ich bin extra
vor den Ständer gefahren, weil ich mit Ihnen einen Kaffee
trinken wollte!“
„ Lügner!“
sagte sie und lächelte ihn dabei an. Seltsam dachte er, dass die
Wahrheit oft nicht geglaubt wird. Er führte sie an einen Tisch,
der etwas abseits stand.
„ Möchten
Sie vielleicht lieber einen Eisbecher?“
„ Nein,
nein, Kaffee ist okay!“
„ Ach,
ich hab mich noch gar nicht vorgestellt, mein Name ist Robert
Hässler. Ich bin Fotograf.“
„ Angenehm!
Ich heiße Franziska Bergmann, und mir gehört die
Boutique“, entgegnete sie.
„ Sie
sind also selbst der Chef?“, fragte er gespielt überrascht.
„Und? Wie laufen die Geschäfte?“, fragte er weiter,
um das Gespräch in Gang zu bringen.
„ Och“,
meinte sie, „man wird nicht reich damit, aber es geht schon.
Und es macht Spaß. Ich mache das gern, hab gern Kontakt zu
Kunden.“
„ Sind
Sie verheiratet?“, fragte er unvermittelt und wunderte sich
selbst über seine Forschheit.
Sie
stutzte.
„ Warum?“
„ Ach,
nur so“, versuchte Robert abzuwiegeln.
„ Ja,
bin ich!“, sagte sie überraschend ernst, aber sie fing
sich schnell wieder. „Und Sie sind Fotograf? Was fotografieren
Sie denn so?“
„ Ich
mache hauptsächlich Modefotos, teils im Studio, teils aber auch
im Freien. Und ein paar Male im Jahr geht’s ganz weit raus. In
gut zwei Wochen bin ich auf den Seychellen zum Fotografieren.“
„ Wow!“,
sagte sie erstaunt und anerkennend zugleich. „So richtige
Modefotos mit allen möglichen Topmodels?“
Sie
nippte an ihrem Kaffee und Robert fand es umwerfend süß,
wie sie dabei den Mund
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