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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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übers Gesicht, macht den Mund auf und will etwas sagen, dann macht er den Mund wieder zu. Bestimmt geht es um eine Frau. Vielleicht hat er endlich eine neue Freundin und will mir schonend beibringen, dass sie demnächst bei uns einzieht.
    »Ich muss dir was sagen«, brummt Dad.
    »Abgelehnt.« Ich habe die Frau noch nicht mal kennengelernt!
    »Sehr witzig«, sagt Dad.
    »Vergiss es.«
    »Du weißt doch noch gar nicht, worum es geht.«
    »Ich kann’s mir denken«, erwidere ich und bin selbst überrascht, wie erschrocken er auf einmal aussieht.
    »Wie bitte?«
    »Wie heißt sie?« Ich greife nach der Fernbedienung, aber Dad hält sie so hoch, dass ich nicht rankomme. Er atmet hörbar auf.
    |16| »Es geht nicht um eine Frau, Lexi.« Mit einem Mal wird mir wieder ganz komisch. Ich kenne das Gefühl. Ausnahmsweise klappt mal alles, was ich mir überlegt habe. Nächsten Monat gehen die Kurse am College los (ich habe mich für Psychologie, Kommunikationswissenschaften und Englisch eingeschrieben) und über meinen Exfreund Chas Parsons bin ich endlich ein für alle Mal hinweg. Und jetzt das. Was es auch ist, ich will es gar nicht wissen. Ich stehe auf.
    »Setz dich hin!«, kommandiert Dad.
    Ich habe mich geirrt. Es ist nicht nur superwichtig, es ist lebenswichtig. Ich setze mich wieder hin, verschränke die Arme, behalte Dad misstrauisch im Auge und mache mich auf das Schlimmste gefasst.
    »Was hältst du davon, wenn du ein paar Tage bei deiner Mutter wohnst?«, fragt er und reibt sich mit den Fäusten die Augen, damit er mich nicht anzusehen braucht. Mir bleibt der Mund offen stehen, aber ich mache ihn gleich wieder zu. Ich will nicht aussehen wie eine Schwachsinnige.
    »Kommt nicht infrage«, sage ich. »Ich hasse sie.«
    Meine Mutter hat uns sitzen lassen, da war ich zwei und Devlin vier. Wir kommen nicht miteinander klar. Wir sehen uns drei-, viermal im Jahr und das ist schon zu oft.
    »Ich muss ein paar Tage weg.« Dad weicht meinem Blick aus.
    »Macht nichts, ich kann einfach hierbleiben.«
    |17| »Das geht leider nicht. Ich bin mindestens drei Wochen nicht da. So lange kannst du nicht allein bleiben.«
    »Grade hast du noch gesagt ›ein paar Tage‹.« Ich zupfe unsichtbare Fusseln von meinem Pulli. »Und allein wäre ich auch nicht, Devlin ist ja da.«
    Aber Dad hat organisiert, dass Devlin so lange bei Onkel Petey in Kent arbeiten kann. Außerdem hat sich meine Mutter angeblich schon bereit erklärt, mich zu nehmen.
    »Lexi?«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Nach Frankreich, zu einem Weinhändler. Geschäftlich.«
    Dad kauft und verkauft übers Internet. Trotzdem ist da irgendwas faul. Erstens glaube ich nicht, dass sich Mom und Dad heimlich wieder angefreundet haben, zweitens hat Devlin, auch genannt »Quasselstrippe«, mir gegenüber kein Wort von der ganzen Sache verlauten lassen.
    »Drehst du etwa wieder irgendwelche krummen Dinger?«, hake ich nach.
    Dad tut eingeschnappt. »Wie kommst du denn darauf!«
    Der hält mich wohl für blöd. »Onkel« Petey ist ein Gauner, einer von Dads alten Kumpels von früher. Ich wusste gar nicht, dass die beiden noch in Kontakt stehen. Wo Devlin da wieder reingezogen wird   … ich fürchte das Schlimmste.
    »Ich kann doch mitkommen«, schlage ich vor. »Ich hatte doch diesen Französischkurs in der Siebten.«
    »Ich bin geschäftlich unterwegs und nicht auf Klassenfahrt.« |18| Dad ist gereizt. Die meisten Leute würden jetzt die Flucht ergreifen, denn Dad ist in der ganzen Gegend wegen seiner Wutausbrüche berüchtigt. Aber ich bin nicht die meisten Leute.
    »Du willst irgendein Ding drehen«, sage ich. »Spuck’s aus – worum geht’s?«
    »Ich hab nichts Strafbares vor, versprochen, Lexi.« Dad muss sich räuspern, dann dreht er sich weg. »Im Gegenteil.«
    Ich stehe auf und gehe raus.
    So eine Scheiße.

|19| GEHEUL
    Alle möglichen Leute (meine Mutter, Dad, meine beste Freundin, um nur ein paar aufzuzählen) behaupten, ich sei total launisch. Hallo Leute – ich bin in der Pubertät! Da hat man nun mal Stimmungsschwankungen, aber das scheint hier niemanden zu interessieren. Mal bin ich gut drauf, mal bin ich traurig, na und? Da bin ich ja wohl nicht die Einzige! Aber Moz behauptet, die meisten Leute sind irgendwie dazwischen. Kann ich nicht nachvollziehen. Ohne eine Prise Aufregung und Übertreibung macht doch das ganze Leben keinen Spaß. Allerdings muss ich zugeben, dass ich gerade eben ziemlich fertig bin. Ich hocke in meinem weißen Zimmer und warte drauf, dass

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