Verführ mich nur aus Liebe
expandieren. Doch dazu waren erhebliche Investitionen nötig. Eigentlich hatte er genau deshalb die Einladung zu Silvias Dinnerparty angenommen.
Er hatte gewusst, dass er dort Principe Cesare Damiano, den Vorstandsvorsitzenden der Credito Europa Bank, treffen würde. Tatsächlich hatte er sich auf der Party gut mit dem Principe Damiano unterhalten, und daraus hatten sich mittlerweile Erfolg versprechende Verhandlungen entwickelt. Der Bankier war ein gebildeter Mann und ein leidenschaftlicher Rosenzüchter – allerdings war er auch für seine altmodischen Moralvorstellungen bekannt.
Ein öffentlicher Fehltritt auf Angelos Seite konnte den Deal daher durchaus platzen lassen. Und das würde ihn und das Familienunternehmen in vieler Hinsicht teuer zu stehen kommen. Darum war es ratsam, sich eine Weile in Enthaltsamkeit zu üben. Ärgerlich, aber notwendig … ebenso wie eine Heirat, die sich ihm in diesem Punkt vielleicht als sehr nützlich erweisen konnte.
Als er die Tür zu seinem Penthouse aufschloss, erwartete sein Butler ihn bereits. Salvatore nahm ihm den Aktenkoffer und das Sakko ab.
„Es gab zwei Anrufe für Eure Exzellenz, und eine Nachricht wurde abgegeben.“ Der Butler senkte diskret den Blick. „Essen Eure Herrschaft heute Abend auswärts?“
„Nein.“ Missmutig betrachtete Angelo den zartvioletten Briefumschlag auf dem Tisch in der Diele. „Ich werde hier essen.“
Salvatores dunkle Augen leuchteten auf. „Ich habe ein schönes Stück Kalbfleisch, das ich mit Marsalasoße servieren könnte. Wäre das genehm?“
Angelo nickte müde. „Dazu einen grünen Salat. Ich gehe inzwischen in die Sauna, um mich etwas zu entspannen.“
Er zog sich im Schlafzimmer aus, griff sich im Bad ein Handtuch und ging damit in die angrenzende holzverkleidete Kabine. Dort gab er mit einer Kelle einen duftenden Kräuteraufguss über die glühenden Kohlen und breitete das Badetuch auf der Holzbank aus. Anschließend streckte er sich darauf aus, schloss die Augen und ließ seine Gedanken schweifen.
Wenn er schon heiraten musste, gab es einige praktische Dinge zu entscheiden … vor allem die Frage des Wohnsitzes. Dieses Apartment in Rom war seine Junggesellenhöhle. Allein deshalb wäre es kein angemessener Platz für seine Braut – auch wenn er nicht die Absicht hatte, es aufzugeben.
Nein, seine junge Frau würde auf seinem Anwesen vor den Toren der Stadt viel glücklicher sein. Und auch der erhoffte Sohn und Erbe würde in einer besseren Umgebung aufwachsen. Zumindest wenn erst die melancholische Stimmung vertrieben worden war, die sich nach dem Verlust seiner Mutter über diesen Ort gelegt und seine eigenen Erinnerungen an die glückliche Kindheit getrübt hatte.
Aus diesem Grund hatte er das Haus in den vergangenen Jahren gemieden. Sein Vater hatte sich dort vollkommen zurückgezogen und war zu einem wahren Einsiedler geworden. Unerwartet hatte er in den vergangenen Jahren die Renovierung der Villa in Angriff genommen, die jedoch seit seinem Tod ruhte. Nun war es an der Zeit, die Arbeiten zu Ende zu führen.
Seltsam. Er schmiedete Pläne für eine Frau, die er noch gar nicht kannte. Doch Angelo war überzeugt, dass sie sich – wie alle Frauen in seiner Familie – schnell mit den Pflichten und Verantwortungen ihres neuen Standes arrangieren würde.
Zwar konnte er seiner Braut nicht seine Liebe schenken. Dieses zarte und leidenschaftliche Gefühl hatte seine Eltern so eng miteinander verbunden. Er dagegen bezweifelte, dass er zu derartigen Empfindungen überhaupt fähig war. Doch zumindest konnte er seiner Braut seinen Respekt zusammen mit jedem nur erdenklichen Luxus bieten. Etwas Leidenschaft vorzutäuschen konnte darüber hinaus nicht allzu schwierig sein.
Zumal er vielleicht gar nicht heucheln musste, wenn sie hübsch genug war … Seufzend setzte er sich auf. Irgendwie gelang es ihm unter den Umständen nicht, sich wirklich zu entspannen. Nach einer raschen Dusche zog er Jeans und ein Poloshirt über und ging ins Wohnzimmer.
Es war, wie er es erwartet hatte: Beide Anrufe stammten von Silvia. Sie bat ihn um Rückruf. Und auch der Brief war von ihr. Der Inhalt klang noch eine Spur fordernder, wie Angelo irritiert feststellte. Offensichtlich gefiel es ihr nicht, dass er sich nicht sofort bei ihr gemeldet hatte, nachdem er das vorangegangene Wochenende mit Freunden in der Toskana verbracht hatte. Ja, Silvia wurde entschieden zu besitzergreifend. Sosehr er es auch bedauerte: Er würde die Affäre
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