Verführe niemals Deinen Mann
Kugelschreiber, füllte den Scheck aus und riss ihn heraus. Er ging auf den Franzosen zu und steckte ihm das gefaltete Papier in die Brusttasche des Jacketts. Jean Claude strich einmal kurz darüber, als wollte er sichergehen, dass der Scheck wirklich da war.
„Mach bloß keinen Fehler, Pierre“, bemerkte Travis drohend und näherte sich seinem Kontrahenten so weit, dass dieser erschrocken zurückwich. In diesem Moment sah Jean Claude zum ersten Mal wirklich verängstigt aus. „Ein Piep von dir … und du wirst es bereuen.“
„Selbstverständlich“, erwiderte der andere und deutete eine elegante Verbeugung an. Er ging zur Tür und öffnete sie. Dann hielt er inne und wandte sich noch einmal Julie zu. „Ich hatte es schon ganz vergessen.“
„Was hattest du vergessen?“
„Was für eine wunderschöne Braut du abgibst.“
„Verschwinde!“, schrie sie. Ihr war hundeelend. „Und lass dich nie wieder blicken. Nie wieder, hörst du?“
Er lächelte noch einmal. Und dann war er verschwunden. Wie ein böser Spuk.
Julie wagte es nicht, Travis anzusehen. Sie kannte ihn schon ihr ganzes Leben, aber sie hatte keine Ahnung, was sich in seiner Miene abspielen würde. Schließlich nahm sie ihren Mut zusammen und blickte ihn an. Sein Gesicht war leer. Nur eine Maske, die jegliches Gefühl verbarg.
Sie fröstelte.
„Gehen wir zurück zur Hochzeitsfeier“, sagte er schließlich.
„Du machst wohl Witze.“
„Keineswegs“, stieß Travis zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Und du wirst strahlen und lachen und tanzen, als ob du keine Sorgen auf der Welt hättest. Kapiert?“
„Das … das kann ich nicht. Ich bin dermaßen wütend …“
„ Du bist wütend?“ Er lachte kurz auf, aber von Humor war dabei nichts zu spüren. „Ich habe gerade erfahren, dass meine Frau schon einen Ehemann hat. Obendrein noch einen erpresserischen. Und du bist wütend? Glaub mir, so wütend wie du bin ich schon lange.“
Das konnte Julie nur zu gut verstehen. Aber verdammt noch mal, sie war doch ebenso getäuscht worden! „Ich wusste doch nichts davon, Travis.“
„Ich habe gesagt, wir reden später darüber.“ Er ergriff sie am Arm und führte sie zur Tür. „Jetzt gehen wir zurück zur Party. Wir lächeln für die Fotografen, tanzen, stopfen uns den Mund mit Hochzeitstorte voll. Damit niemand auch nur auf die Idee kommt, etwas könnte nicht stimmen. Alles klar?“
„Alles klar“, sagte sie. Er hatte ja recht. „Also weiter schauspielern.“
„Genau.“
„Gut.“ Leicht würde es nicht werden, aber mit genügend Wein musste es möglich sein. „Aber wie geht es weiter?“, fragte sie und sah ihn an. Seine Miene war immer noch wie versteinert.
„Wenn die Party vorbei ist, geht’s ab nach Mexiko. Damit du deine verdammte Scheidung kriegst und wir endlich richtig heiraten können.“
3. KAPITEL
Zum zehnten Mal in dieser Viertelstunde schaute Travis auf seine Armbanduhr, dann blickte er wieder zu seinen Brüdern. Adam und Jackson standen nebeneinander und wirkten fast wie Zwillinge. Ja, sie sahen sich alle drei recht ähnlich. Nur jeweils ein Jahr lag zwischen ihnen, sie waren gemeinsam groß geworden und über die Jahre immer enger zusammengewachsen. Die King-Brüder waren eine Einheit. Sie standen sich so nahe, dass einer vor den anderen nichts geheim halten konnte.
Er brauchte ihnen nicht einmal in die Augen zu schauen. Ihm war auch so klar: Sie wussten, dass es etwas zu besprechen gab.
„Ihr kennt ja Darleen, meine rechte Hand“, sagte er. „Sie wird den Laden am Laufen halten, solange ich nicht da bin.“ Er ließ den Blick über den Garten schweifen, der nun recht leer wirkte. Die Hochzeitsfeier war vorüber, die Gäste hatten sich verabschiedet, und die Catering-Leute räumten auf. Sie stapelten die weißen Stühle übereinander, nahmen die Blumengirlanden ab und packten das Geschirr zusammen.
Travis hatte sich immer noch nicht völlig beruhigt. Es hätte ein schöner Tag werden sollen, weil die Erfüllung seiner Träume für die Zukunft des Weinguts in greifbare Nähe gerückt war. Doch die Träume waren kurz davor, sich in Albträume zu verwandeln.
Er versuchte, sich auf die anstehenden Aufgaben zu konzentrieren. „Aber falls Darleen doch irgendwelche Hilfe braucht …“
„… stehen wir zur Verfügung“, ergänzte Jackson. „Na ja“, korrigierte er sich. „Adam jedenfalls. Ich habe einen Flug nach Paris vor mir.“
Jackson führte die Flugzeugsparte der King-Unternehmungen:
Weitere Kostenlose Bücher