Verführe niemals Deinen Mann
gleichen Gedanken wie Julie: Es konnte sich nur um einen Erpressungsversuch handeln. Aber als Travis ihr ebenfalls böse Blicke zuwarf, fühlte sie sich enttäuscht. Er glaubte doch wohl nicht allen Ernstes, dass sie …
„Ich habe damit nichts zu tun“, sagte sie. „Du wirst doch wohl nicht denken, dass ich ihm bei so einer schmutzigen Sache helfen würde! Du weißt doch, was er mir angetan hat. Wie mir zumute war, als …“
„Ach, chérie “, murmelte Jean Claude. „Du musst dich doch nicht vor ihm rechtfertigen. Was zwischen uns war – und zwischen uns ist –, geht diesen Mann überhaupt nichts an. Schließlich bist du immer noch meine Frau.“
„Oh mein Gott.“ Entsetzt sah Julie den Mann an, der einst ihr Herz erobert hatte. Sie fragte sich, was sie je an ihm gefunden hatte. Plötzlich erkannte sie ihn als das, was er wirklich war: ein schmieriger, schleimiger, geldgieriger Giftzwerg.
Ein Giftzwerg, der mit sich selbst offenbar hochzufrieden war.
„Genug jetzt“, sagte Travis in die entstandene Stille hinein. „Kommen Sie endlich zur Sache, Pierre.“
„Jean Claude“, korrigierte der Franzose pikiert.
„Wie auch immer“, gab Travis herablassend zurück. „Was zum Teufel wollen Sie nun eigentlich?“
Jean Claude lächelte. „Meine Forderungen sind sehr gering“, erklärte er mit einem Schulterzucken. „Ich möchte nur, was mir zusteht … als verlassener Ehemann.“
„Verlassener Ehemann?“ Das war zu viel für Julie. Sie wollte auf Jean Claude zustürmen und ihn kräftig ohrfeigen, aber in letzter Sekunde hielt Travis sie zurück. Doch den Mund konnte er ihr nicht verbieten. „Du dreckiger Lügner! Ich habe nicht dich verlassen, du hast mich verlassen, falls du dich erinnerst! Du hast gesagt, du würdest in Mexiko für die Scheidung sorgen. Und einen Monat später hast du mir in einem Brief geschrieben, dass die Scheidung durch wäre. Dass du ‚frei von mir‘ wärst. Also erzähl mir jetzt nicht …“
„Aber chérie “, sagte Jean Claude, der sich in der Situation offenbar pudelwohl fühlte. „Ich glaube, du bist ein wenig überreizt.“
„Überreizt?“ Travis musste Julie festhalten, sonst hätte sie sich auf Jean Claude gestürzt. Mühsam zog er sie von ihm weg.
„Hast du damals die Scheidungsunterlagen bekommen?“, flüsterte Travis ihr ins Ohr.
Julie schüttelte den Kopf. Wie dumm sie gewesen war! Nicht nur, weil sie diese nichtsnutzige Kreatur geheiratet hatte, nein, auch weil sie sich einfach so darauf verlassen hatte, dass er die Scheidung wirklich durchzog. Ihr einzige Entschuldigung: Sie hatte sich damals unendlich verletzt und gedemütigt gefühlt. In dieser Situation hatte sie einfach keinen Kopf für so etwas gehabt.
„Nein, ich habe nichts Schriftliches. Er hat mir zwar versprochen, mir eine Kopie zu schicken. Habe ich aber nie bekommen.“ Sie warf Jean Claude giftige Blicke zu.
„Und du hast ihm geglaubt.“
„Ja, verdammt, habe ich.“
Travis ließ sie los. Ihr war klar, dass er kurz davor war zu explodieren. „Wir bereden das später“, sagte er und wandte sich wieder dem anderen Mann zu. „Na gut, wie viel?“
„Oh, das ist aber sehr direkt.“
„Spart Zeit“, sagte Travis knapp. „Also raus damit. Was kostet Ihr Schweigen?“
Jean Claude nickte kurz. „Na gut, wenn es Ihnen so lieber ist. Ich glaube, hunderttausend Dollar könnten mich davon überzeugen, die Presse nicht zu informieren.“
„Hunderttausend?“ Julie starrte ihn ungläubig an und wandte sich dann Travis zu. „Du kannst ihm doch nicht allen Ernstes Geld geben wollen! Das geht nicht. Das Ganze ist Erpressung.“
„Ach, so würde ich es nicht nennen“, sagte Jean Claude. „Ich schenke euch meine Diskretion, und ihr schenkt mir dafür Geld.“
„Du hältst dich da raus“, schimpfte Julie.
„Ganz ruhig, Julie“, murmelte Travis. „Lass mich das machen.“
„Nein, Travis, du darfst ihm nichts geben!“ Sie packte ihn beim Unterarm und spürte, wie seine Muskeln arbeiteten. „Der wird nicht aufhören. Er wird immer mehr verlangen.“
Travis entwand sich ihrem Griff und ging zum Schreibtisch. Langsam zog er eine Schublade auf, holte ein Scheckbuch heraus und sah den anderen an. „Hunderttausend. Und wenn Sie doch zur Presse gehen, mache ich Sie fertig.“
Jean Claude strahlte ihn an. „Warum sollte ich die Gans schlachten, die goldene Eier legt, mon ami ? Nein, Ihr – pardon, unser – Geheimnis ist bei mir sicher.“
Travis nahm einen
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