Verfuehrerisch doch unerreichbar
Werkbank und goss sich aus einer Thermoskanne etwas in eine Tasse. „Kaffee?”
„Nein, danke.” Sie blieb mit dem Rücken an der Wand stehen, im Schutz des großen Möbelstücks. Über ihnen summten die Neonröhren. Ellie nahm ihren Mut zusammen und überwand ihren Stolz. „Wenn dein Angebot ernst gemeint war, nehme ich den Job an.”
„Ich meine immer ernst, was ich sage. Du hast den Job.”
Ellie schob die Hände in die Taschen. Sie musste um noch mehr bitten. „Wir brauchen auch eine Bleibe.” Da er lediglich nickte, fuhr sie fort. „Einen Platz für mich und Tanya, wenn es geht. Ich kann nicht bei deinen Eltern wohnen. Eins der billigeren Zimmer reicht uns vollkommen. Du kannst es mir vom Gehalt abziehen. Ich bin ganz gut darin geworden, mit wenig auszukommen. Aber ich werde Arbeitskleidung brauchen. Tanya wächst auch aus ihren Sachen heraus. Ich nehme an, hier gibt es Secondhandshops?”
„Selbstverständlich.” Er trank einen Schluck Kaffee und beobachtete sie abwartend. „Du hast den Job. Deine Aufgaben und die Bezahlung besprechen wir morgen früh in meinem
Büro. Aber du wohnst im ,Amoteh’.”
„Es ist nur vorübergehend, dann ziehen wir wieder aus. Leigh meint, bis jetzt habe noch niemand Jareks altes Häuschen gemietet.”
Er nahm das rote Stirnband ab und warf es auf die Werkbank. „Da gibt es weder eine Waschmaschine noch einen Trockner. Es ist sehr primitiv.”
„Wir sind bescheidene Verhältnisse gewohnt. Tanya mag Waschsalons.”
Mikhail stellte seine Tasse auf die Werkbank. „Ich will, dass du in Reichweite bleibst.”
Er war so selbstsicher, dass Ellie sofort wieder Lust verspürte, sich mit ihm zu streiten. Sie ging auf ihn zu und ordnete ihre Gedanken. „Es ist wegen des Kusses, nicht wahr? Verlangst du gewisse … Annehmlichkeiten von einer Angestellten?”
Sein Blick war träge, sein Lächeln kühl. „Die Antwort kennst du selbst.”
Ja, sie kannte sie. Sie hätte jetzt gehen können, doch stattdessen wischte sie ihm ein paar Sägespäne von der Schläfe. Mikhail atmete tief ein. Das erotische Knistern zwischen ihnen ließ ihn erstarren. Ellie legte ihm die Hand auf die Wange und fühlte die Wärme seiner Haut.
Sie hatte ihn für gefühllos gehalten, aber jetzt spürte sie die Traurigkeit tief in ihm: über die gescheiterte Ehe, den schmerzlichen Verlust des ungeborenen Kindes. Ellie wollte ihn trösten und fuhr ihm durch die Haare.
„Es tut mir Leid, was passiert ist.”
Mikhail hielt ihr Handgelenk fest und hob ihre Hand an seine Lippen. „Vergiss es.”
Verführerisch langsam küsste er ihre Handfläche. „In diesem Mantel siehst du aus wie ein kleines Mädchen.”
Da war die erstaunliche Zärtlichkeit, die er zu verbergen suchte. „Das bin ich aber nicht.
Möglicherweise bin ich das nie gewesen. Ich musste schnell erwachsen werden. Aber ich weiß einiges über dich. Ich habe den Detektivbericht in der Schublade meines Vaters gelesen
- er ist nun mal so, dass er seine Fühler bis in das Privatleben seiner Leute ausstreckt. Deine Frau war nicht so verschwiegen wie du.”
„Nein, das war sie nicht. JoAnna war unglücklich, und es war ihr egal, wer es mitbekam.
Wir haben uns oft gestritten.”
„Ich weiß, dies ist eine blöde Situation für dich. Tut mir Leid. Aber vor einem Augenblick hast du noch so grimmig ausgesehen. Das habe ich bei dir noch nie erlebt. Wogegen kämpfst du an, Mikhail?”
„Gegen dich”, gestand er leise und küsste sie sanft. „Gegen das Verlangen nach dir. Ich stelle mir vor, wie du in meinem Bett schläfst, denn dort will ich mit dir sein.” So, dachte Mikhail finster, jetzt hast du es also auf Ellie abgesehen, ob es dir gefällt oder nicht. Vielleicht hatte ihn der Fluch des Häuptlings verhext. Anscheinend war es sein Los, sich eine Frau auszusuchen, die wie seine Exfrau war. Eine, die ihm den Kopf verdrehte und seinen Stolz verletzte und die er dennoch heftig begehrte.
Ellie versteifte sich und wich zurück. Ihre Wangen waren gerötet, ihr Blick wachsam.
Jetzt kommen die Bedingungen, dachte er. Eine Frau stellt dem Mann, der sie begehrt, immer Bedingungen.
„Es lässt dich nicht los, oder? Ich sehe den Ausdruck in deinen Augen und weiß, dass du an deine Exfrau denkst. Sie gehörte zu den oberen Zehntausend, nicht wahr? Genau wie ich, oder? War sie reich, so wie ich? Vielleicht auch so verwöhnt wie ich?” Sie krallte die Hand in sein Hemd und küsste ihn hart. „Was zwischen uns ist, mag ja nicht angenehm
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