Verfuehrerisch doch unerreichbar
die Lippen heiß auf seine gepresst, berauscht von den sinnlichen Gefühlen, die Mikhail in ihr zu entfachen verstand.
Noch einmal, vor Morgengrauen, schlief er mit ihr, sanfter diesmal. Danach lagen sie eng umschlungen. Mikhail lauschte auf ihren Atem und wusste, dass er alles tun würde, um sie zu behalten.
Würde sie ihn hassen für das, was er getan hatte?
9. KAPITEL
Ellie eilte den Gang hinunter zu Mikhails Büro. Um zehn war sie in einem leeren Bett aufgewacht, noch angenehm erschöpft von ihrer Liebesnacht. Sie duschte eilig, legte einen kurzen Stopp in ihrer Suite ein, um sich einen dunkelblauen Pullover und eine Hose anzuziehen und hoffte, Verstand und Gefühl in Einklang zu bringen.
Einerseits sehnte sie sich nach Mikhails Nähe, andererseits sollte er büßen, dass sie ihm letzte Nacht so ausgeliefert gewesen war.
Aber eigentlich war sie nicht wirklich wütend, sondern erholt und bereit, ihm den Lebenslauf der Golflehrerin zu präsentieren. Drue Gannon hatte Erfahrung als Profi gesammelt und war eine ruhige, entschlossene Person, die wusste, worauf es bei der Arbeit mit Hotelgästen ankam.
Ellie nickte Edna im Vorbeigehen zu und eilte in Mikhails Büro, weil sie unbedingt seine Zustimmung zu Drues Einstellung wollte.
„Ellie, warten Sie. Mikhail sagte, Sie würden heute freinehmen.” Ednas Stimme war ein wenig höher als gewöhnlich, doch Ellie lief weiter, glücklich und ungeduldig, Mikhail wieder zu sehen.
„Wir sehen uns später, Edna.” Lächelnd klopfte sie kurz an die Tür und betrat das Büro.
In dem Raum herrschte angespannte Stille.
Ihr Vater saß in einem Sessel Mikhails Schreibtisch gegenüber, und Pauls gerötetes Gesicht verriet, dass er wütend war. Mikhails Miene war ausdruckslos, und im Gegensatz zu letzter Nacht war seine äußere Erscheinung makellos. Nur eine Geliebte würde das dunkle Liebesmal an seinem Hals bemerken, knapp oberhalb seines gestärkten weißen Kragens.
Ellie registrierte Mikhails Zorn sofort, denn eine Geliebte konnte seine kühle Fassade durchschauen. In seinen Augen lag ein gefährliches Funkeln, und ein Wangenmuskel zuckte.
Die Anspannung im Raum war beinah fühlbar. Ellie wusste, dass beide Männer knallhart sein konnten. In ihren Anzügen wirkten sie nach außen hin zwar gleich, aber in Wahrheit lagen Welten zwischen ihren Ansichten und Einstellungen.
Auf Mikhails Schreibtisch stand ein Gerät zum Bearbeiten von Nähten und Säumen bei feinen Stoffen und zum Sticken. Ein Sortiment von Fäden lag in einem Durcheinander daneben. In der Mitte des Schreibtisches lag ein Ordner mit großen glänzenden Schwarzweißfotografien, von denen Unheil auszugehen schien.
„Guten Morgen, Ellie”, begrüßte Mikhail sie. Hinter ihm an der Wand hingen Tanyas Wachsstiftzeichnungen. Nur ein leichtes Zucken seines Wangenmuskels verriet ihr, dass er wütend war. „Paul und ich sprachen gerade über den Mann, mit dem du dich getroffen hast.
Lars hat von dir und diesem Mann Fotos gemacht und sie Paul geschickt.”
Mikhail klappte den Ordner zu. „Setz dich, Ellie. Da du schon mal hier bist, möchte ich, dass du sie dir ansiehst. Was du Paul erzählst, liegt bei dir.”
Paul stand auf, wippte auf den Absätzen und sah mit auf dem Rücken verschränkten Händen aus dem Fenster auf die kleine Stadt Amoteh. „Sie hat dich zum Narren gehalten. Erst hat sie dich dazu gebracht, sie und Tanya in Schutz zu nehmen, und dann treibt sie es mit einem anderen Mann.”
Pauls Meinung von seiner Tochter zählte nicht. Seit ihrer Kindheit wusste sie, dass er nie über seine untreue Frau hinweggekommen war und das allen Frauen übel nahm, sogar seinen Töchtern. Ellie ließ sich in einen Sessel sinken und nahm mit zitternden Händen den Ordner, den Mikhail ihr hinhielt. „Lars hat diese Fotos gemacht?”
„Anscheinend hatte er eine bessere Idee gehabt, nachdem Hillarys Kidnapping-Plan gescheitert war, nämlich für Paul zu spionieren.”
„Um das klarzustellen, ich habe es nicht gutgeheißen, dass Hillary so grob mit meiner Enkelin umsprang”, erklärte Paul barsch.
Ellie erinnerte sich an Tanya als Baby, das unbeaufsichtigt blieb und später als kleines Mädchen im Kindergarten verängstigt war, weil Hillary versuchte, sie mit Gewalt zu holen.
„Das kommt ein bisschen spät”, entgegnete sie.
Paul fluchte. „Du hältst sie nicht von mir fern. Hillary sagt, du lügst, was ihr Verhalten Tanya gegenüber angeht.”
„Vielleicht hättest du dir die Zeit nehmen sollen,
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