Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
Vom Netzwerk:
in der Armee hat mich geläutert, und mir wurde für meine Dienste an der Krone die Peerswürde zuerkannt.“ Wenn dir das nicht gut genug ist, du alter Geizkragen! „Es ist ein alter ehrwürdiger Titel, und das dazugehörige Land ist ertragreich.“
    „Falls Sie darauf aus sind – mit einer Mitgift ist nicht zu rechnen.“
    „Das war mir bewusst. Ich erwarte nichts, denn mein stattliches Einkommen wird auch für zwei mehr als genügen.“
    „Aber auch andere bewerben sich um mein Tochter.“
    Jetzt schon? „Ich bin sicher, dass sie meinem Antrag geneigt wäre, wenn sie entscheiden darf.“
    „Sie und entscheiden? Ha!“ Canvilles Stimme wurde lauter, als die Höflichkeit gebot.
    Radwell hatte das falsche Wort gewählt.
    Esme war über einem Buch eingenickt. Als es ihr vom Schoß glitt und dumpf auf dem Boden aufschlug, fuhr sie, aus ihrem liebsten Traum gerissen, erschrocken auf. Radwell war hergekommen, hatte sie geträumt, und überredete ihren Vater, sie mit ihm gehen zu lassen.
    „Esme hat überhaupt nichts zu entscheiden. Ich verfüge über sie, wie ich es für richtig halte.“
    „Dann muss ich Sie, Sir, überzeugen, dass mein Antrag vorzuziehen ist.“
    Die Stimmen drangen schwach, jedoch deutlich, durch den Kamin an ihr Ohr. Das konnte nicht sein! Es musste ein Widerhall ihres Traumes und ihrer allzu lebhaften Fantasie sein, ein frommer Wunsch. Trotzdem huschte sie zur Feuerstelle, sank davor auf die Knie und presste ihr Ohr an die Ziegel.
    „Ich finde, dass Ihnen zu einem guten Ehegemahl die nötige Reife fehlt.“ Das war die Stimme ihres Vaters. Gespannt hielt sie den Atem an.
    „Nun, die Zeit wird das richten.“
    St John Radwell! Esme biss sich in den Handballen, um seinen Namen nicht laut herauszuschreien. Er war hier, er war ihretwegen hier, ganz wie sie es geträumt hatte.
    „Warum sollte sie so lange warten, wenn sie schon Bewerber entsprechenden Alters hat?“
    „Ich bin dreiunddreißig, besitze Land und Titel, brauche keinen höheren Rang mehr anzustreben und erwarte nicht, noch um ein Beträchtliches zu reifen.“ Radwells Stimme klang stahlhart und herausfordernd. „Wenn Sie, Sir, warten wollen, bis ich keine Zähne mehr habe und mein Rücken krumm wird, nun, dann warte ich ebenfalls. Schauen wir, wer länger durchhält, ich oder der Greis, den Sie als nächste passende Partie für Ihre Tochter auserkoren haben.“
    „Und warten werden Sie, Sir, denn niemals werden Sie den Anforderungen gerecht werden, die ich an den Gatten meines einzigen Kindes stelle. Weder Geld noch Land und Titel noch die Zeit können Ihre befleckte Vergangenheit tilgen.“
    „Genauso wenig, wie all das Halverston davon abhalten konnte, sich eine Kugel in den Kopf zu jagen, als die Wahrheit über ihn ans Licht kam. Sie werden feststellen, Sir, dass ich zäher bin als Halverston. Ich habe in der Vergangenheit Fehler begangen, doch nicht so schwerwiegende, dass sie mich zum Selbstmord treiben. Ich kann mit meinen Irrtümern leben und werde mich in Zukunft besser aufführen.“
    „Aber allein, denn Sie werden meine Tochter nicht bekommen.“
    Soweit das! Ihr Vater hatte ihn abgewiesen. Eine Pause trat ein, und Esme wartete sinkenden Mutes darauf, dass Radwell sich verabschiedete.
    Plötzlich jedoch hörte sie, wie er voll eisiger Wut sagte: „Sie Narr! Ich besaß Ihre Tochter längst. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist sie schon von mir guter Hoffnung. Und das wird jeder von mir erfahren, dem Sie sie zu geben wagen! Danach wird es Ihnen verdammt schwerfallen, sie zu verheiraten!“
    „Dann wird das dumme liederliche Ding eben überhaupt nicht verheiratet! Sie kann in ihrem Zimmer verkümmern und büßen, dass sie Schande über mein Haus gebracht hat!“, schrie Canville. Zitternd dachte Esme daran, was geschehen würde, wenn Radwell fort war.
    Doch seine Antwort kam einem Kriegsruf gleich. „Das werde ich verhindern! Sie haben sie geschlagen, wie ich genau weiß, da ich Ihr Haus beobachten ließ. Nur mein Respekt vor Esme hält mich davon ab, mich an Ihnen zu vergreifen. Ich war wesentlich höflicher, als Sie es verdienen. Trotzdem verweigern Sie mir Ihre Tochter? Offensichtlich steht hier vor mir ein Mann, der noch weniger Ehre im Leib hat als ich. Spielen wir also nach Ihren Regeln, Sir! Ich liebe Esme, sie ist mein, und ich nehme sie mit mir. Fahren Sie zur Hölle!“
    Die Tür des Arbeitszimmers wurde ungestüm aufgerissen, dann hörte Esme, wie Radwell aus der Halle rief: „Esme! Wo bist du? Komm

Weitere Kostenlose Bücher