Verführerische Unschuld
Esme, für dich heißt es, mich oder keinen.“
Ein wollüstiger Schauer durchfuhr sie, und als das Gespann anzog, ließ Esme sich, von dem Ruck vorwärts gestoßen, in Radwells Arme fallen. „So werde ich also von einem herzlosen ausschweifenden Lüstling entführt und zur Unterwerfung gezwungen?“
Zärtlich sah er sie an. „Nicht herzlos, denn wahrhaftig, als ich dich fand, Esme, meine Süße, fand ich auch mein Herz. Aber der Rest mag stimmen.“
„Oh, je“, seufzte sie, sich theatralisch Luft zufächelnd, „ob ich nicht einer Ohnmacht nahe bin?“ Sie griff nach den Knöpfen ihres Oberteils. „Vielleicht sollte ich mir etwas Luft verschaffen.“
„Esme, wag es nicht! Du weißt, was geschieht, wenn du mich in Versuchung führst“, warnte er leise grollend, doch mit einem Lächeln.
„Du liebe Güte, am helllichten Tage?“ Sie öffnete einige Knöpfe, sodass ihr das Kleid über die Schultern glitt und Radwell mit hastigem Griff die Vorhänge der Kutschfenster schloss.
„In einem fahrenden Wagen?“
Sich gegen die Kutschenwand stützend, wand sie sich aus ihren Röcken und ließ sie zu Boden fallen. „Nun, ich soll bald heiraten, also musst du dich beeilen, wenn du mich entehren willst. Sagt man nicht, du seist schrecklich verrucht?“
Einen Augenblick genoss er ihren Anblick, dann sagte er lächelnd, während er sein Krawattentuch löste: „Oh ja, ganz schrecklich verrucht.“
„Nach Schottland ist es sehr weit.“ Sie lehnte sich im Sitz zurück und klammerte sich an die ledernen Halteschlaufen. „Und ich bin sehr, sehr hilflos.“
„Wenn du so hilflos bist, wie kommt es dann, dass es dir vom ersten Tag an gelang, mir deinen Willen aufzuzwingen?“ Sein Gehrock landete neben ihrem Kleid auf dem Boden, und er machte sich an seinem Hemd zu schaffen.
„Nicht ganz. Ich habe dir bisher nicht entlocken können, dass du mich liebst.“
„So will ich dir diesen Wunsch erfüllen: Ich liebe dich, Esme. Wenn ich es dir bitte beweisen dürfte?“
Und das tat er ausgiebig.
– ENDE –
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