Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
Vom Netzwerk:
zwielichtigen Gestalten im Gastraum und antwortete: „Sie wissen genau, dass sich hier keiner um den anderen schert. Selbst wenn wir Ihnen die Kehle aufschlitzten, würde niemand hingucken; Hauptsache, wir zahlen dem Wirt die Zeche und ein Trinkgeld fürs Wegräumen der Leiche.“
    Seufzend ergab sich Tony. „Nun denn, meine Herren, tun Sie, was Sie nicht lassen können. Vielleicht könnte ich es wenigstens überleben?“
    „Wir sind nicht hier, um Ihnen eine Strafe zu erteilen.“ Der Duke sprach sehr förmlich und klang weniger drohend als sein Bruder. „Sag ihm, was wir ihm vorzuschlagen haben.“
    Als Radwell ihr Anliegen erklärte, riss Tony verblüfft die Augen auf. „Ich konnte Ihr Geschick als Dieb aus nächster Nähe bewundern, und auch die Nervenkraft, die Sie dabei bewiesen. Außerdem scheint Fassadenkletterei zu Ihren Stärken zu gehören. Sehr nützliche Talente. Fragt sich nur, wie gut Sie mit Geldschränken zurechtkommen?“
    Himmel, wie dumm wäre es, das zuzugeben. Das musste eine Falle sein. Oder was planten diese beiden? Hier war Vorsicht angebracht. „Kommt auf das Schloss an. Mit dem richtigen Werkzeug kann man fast jedes Schloss öffnen, wenn man nur geschickt ist.“
    „Dann wollen wir hoffen, dass Sie das richtige Werkzeug und die nötige Fingerfertigkeit haben.“
    Einen Geldschrank sollte er knacken! Er zauderte. „Also, zuerst müsste man die Örtlichkeit observieren …“
    „Das haben wir schon für Sie erledigt“, sagte der Duke.
    Tony seufzte. „Ich würde es gern selbst …“
    Unbeirrt fuhr der Duke fort: „Eine gute Bekannte des Eigentümers hat uns versichert, dass er heute bis weit nach Mitternacht außer Haus sein wird. Das Fach befindet sich in der Wand hinter dem Schreibtisch. Die Dienerschaft ist, soweit wir wissen, nicht sonderlich um den Hausherrn und seinen Besitz besorgt, sodass eine Entdeckung unwahrscheinlich ist. Sie bestiehlt ihn selbst.“
    „Wie sagt man? Was du heute kannst besorgen …“ Radwell lächelte auffordernd.
    „Leicht gesagt. Ich allein trage das Risiko.“
    „Nicht nur, denn wir werden Ihre jämmerliche Gestalt in Sicherheit bringen, wenn Schwierigkeiten auftauchen sollten. Die Einzige, die ihr Leben aufs Spiel setzt, ist die junge Frau, die dem Earl heute die ganze Nacht Zerstreuung bietet. Dass sie der Aufgabe gewachsen ist, versprach sie uns. Sie, Smythe, müssen nur die Zeit einhalten.“
    Da das alles sehr mysteriös klang, ging Tony nicht darauf ein, sondern fragte: „Und wer garantiert, dass Sie mir, wenn etwas schiefgeht, wirklich aus der Klemme helfen?“
    „Unser Wort darauf“, verkündete der Duke selbstherrlich.
    „Und wenn ich mich weigere?“
    „Sie wissen, was dann passiert.“ Radwell lächelte, als erfreute ihn die Aussicht ungemein. „Wenn Sie uns nicht helfen, bekommen Sie die größten Schwierigkeiten. Helfen Sie uns jedoch, gehört Ihnen Ihre Freiheit, unsere Dankbarkeit und der Inhalt meiner Börse.“
    „Für wie grün halten Sie mich? Ihre Börse ist leer!“
    Mit sattem Klang landete ein wohlgefüllter Beutel auf dem Tisch. Tony öffnete ihn und schaute hinein. Er würde verflixt lange nichts mehr stehlen müssen. Außerdem war es sehr verlockend, mit Erlaubnis dieser beiden Noblen irgendwo einsteigen und Schlösser knacken zu dürfen.
    Er schob den Beutel in seine Tasche. „Meine Herren, wir sind im Geschäft. Führen Sie mich zu meiner Arbeit.“
    „Glaubst du wirklich, wir können ihm trauen?“, fragte Marcus zweifelnd.
    Die beiden saßen in einer Kutsche und beobachteten von der anderen Straßenseite aus unverwandt Halverstons Stadthaus.
    „Ich denke schon, zumindest was diese Sache betrifft. Seine Augen sprachen Bände! Die Sache reizt ihn, und der Anblick des Geldes hat ihn überzeugt. Außerdem ist er eitel. Normalerweise wagt er nicht, mit seinem Talent zu prahlen, aber hier hat er endlich die Gelegenheit dazu, ohne etwas befürchten zu müssen.“
    Unversehens wurde im zweiten Stockwerk das Fenster des Arbeitszimmers geöffnet, und eine Gestalt stieg vorsichtig hinaus, drückte sich seitwärts an die Wand und schob den Flügel sorgsam wieder zu. Smythe ging auf dem ziegelbreiten Sims so sicher durch die Dunkelheit vorwärts, als befände er sich am lichten Tage auf dem breiten Fahrweg. An der Hausecke angekommen, hangelte er sich elegant an der verzierten Fassade zu Boden. Dann rückte er seine Kleidung zurecht, schlenderte gemütlich zu der Kutsche hinüber, öffnete den Schlag und ließ sich

Weitere Kostenlose Bücher