Verführerische Unschuld
langsam daran, die Teller von gestern Abend einzusammeln. Sie pfiff vor sich hin, während sie arbeitete. Als Grant sich hinter sie stellte und die Hände über ihre legte, um ihr unnötigerweise beim Aufschlagen eines Eis zu helfen, hatte sie das Gefühl, dahinzuschmelzen wie die Butter in der Pfanne, die sie gerade auf den Herd gestellt hatte.
“Hast du eine Ahnung, wie viel Freude es mir bereitet, für meinen Mann Frühstück zu machen?”
Caitlyn genoss es, die Worte “mein Mann” auszusprechen. Offenbar lag es in der Natur der Liebe, dass einem selbst so langweilige Tätigkeiten wie die Zubereitung eines Omeletts und das Abwaschen Freude brachte. Plötzlich konnte sie sich nichts Deprimierenderes vorstellen, als zu einem Leben zurückzukehren, in dem sie in feinen Restaurants speiste. Caitlyn war es tausendmal lieber, ein einfaches Mahl und eine Tasse heißen Kaffees mit dem Mann zu teilen, den sie geheiratet hatte.
Grants Herz schwoll an vor Stolz und Glück, während er seiner Frau zusah. Er wünschte, er könnte diesen Augenblick für immer im Gedächtnis behalten, damit er sich noch daran erinnern konnte, wenn Caitlyn die Rolle der braven Ehefrau satthatte. Leider würde der zufriedene Ausdruck auf ihrem Gesicht bald abgelöst werden von weltlicheren Sorgen – zum Beispiel wie die Rechnungen bezahlt werden sollten und wie sie die ärmlichen Verhältnisse ihres neuen Lebens vor ihren feinen Freunden beschönigen sollte.
Caitlyn würzte das Omelett und stellte es vor Grant, nachdem sie ihm einen Kuss gegeben hatte, der Grant jeden Hunger auf sein Frühstück vergessen ließ.
“Na, was sagst du?”, fragte sie und wartete gespannt ab, während er den ersten Bissen probierte.
“Vollkommen”, erwiderte er mit einem sinnlichen Lächeln. “Und das Omelett ist auch sehr gut.”
Caitlyn lachte glücklich. In diesem Moment wurden sie vom Klingeln des Telefons unterbrochen. Eine unerträgliche Angst ergriff Caitlyn, als ihr klar wurde, dass es Neuigkeiten von ihrem Vater geben musste. Sie drehte Grant den Rücken zu, damit er nicht sah, wie sehr ihre Hände zitterten.
Eine Weile hörte sie schweigend zu und gab nur ab und zu einsilbige Antworten. Grant hielt unwillkürlich den Atem an. Wenn seine schlimmsten Befürchtungen wahr wurden, brauchten sie beide sehr viel Trost.
“Wir werden später über die Annullierung sprechen, Mom”, sagte sie leise, und Grants Herz wurde schwer.
Kaum hatte sie den Hörer aufgelegt, da warf sie sich ihm schon in die Arme. “Es sieht aus, als ob Daddy es doch noch schaffen wird. Er hat sie alle mit seiner erstaunlichen Genesung überrascht!”
“Dem Himmel sei Dank!”, stieß Grant hervor und umarmte Caitlyn, die sein Gesicht mit kleinen Küssen übersäte.
Er war sicher, dass das Leben nicht besser werden konnte. Paddy würde wieder gesund werden, und Caitlyn sagte, dass sie ihn liebte. Die einzige dunkle Wolke am Himmel waren die Worte seiner lieben Schwiegermutter.
“Ich nehme an, da Paddy jetzt außer Gefahr ist, will deine Mutter, dass du diese kleine Farce beendest”, sagte er leise.
“Wir werden mit ihr sprechen, wenn wir Daddy besuchen gehen.” Caitlyn gab ihm einen Kuss auf die Stirn. “Sie glaubt immer noch, dass ich eine Annullierung bekommen kann, wenn ich will.”
“Du hast ihr nicht gesagt, dass es nicht mehr möglich ist, jetzt wo wir zusammen geschlafen haben und ich dich mit meinen schmutzigen Arbeiterhänden berührt habe?”
“Glaubst du wirklich, dass ich so darüber denke?”, fragte Caitlyn und stand empört auf.
“Wird deine Mutter es nicht so sehen?”
“Es ist mir egal, wie sie es sieht. Ich frage dich, was du denkst.” Sie hielt inne und wurde blass, als ihr eine neue Möglichkeit in den Sinn kam. “Oder glaubst du etwa, dass ich dich absichtlich in die Falle gelockt habe, damit du mich heiraten musst?”
Grant musste lächeln. “Liebling”, sagte er und zog sie rau wieder auf seinen Schoß. “Ich gehöre nicht unbedingt zu der Sorte Männer, die ein reiches, privilegiertes Mädchen in die Falle locken würde. Sei versichert, alle Leute denken, dass du bei unserer Vereinbarung den Kürzeren gezogen hast.”
Caitlyn legte ihm einen Finger auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen.
“Bitte lass mich ausreden.” Grant holte tief Luft und suchte einen Moment nach den richtigen Worten. “Mir gefällt es vielleicht nicht, dass deine Mutter mich nicht als Schwiegersohn haben will, aber die Wahrheit ist, dass du
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