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Verführerischer Weihnachtstraum

Verführerischer Weihnachtstraum

Titel: Verführerischer Weihnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHY WILLIAMS
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hatte. Falls sie überhaupt welche gemacht hatte. Pierre musste zugeben: Auf ihre ganz eigene Art war sie an und für sich recht ansehnlich. Im Dorf gab es doch bestimmt den einen oder anderen Junggesellen. Vielleicht war ja ein Lehrerkollege auf der Suche nach der passenden Ehefrau …
    „Vor ein paar Tagen hatte ich eine Unterhaltung mit deiner Mutter.“ Georgie musste fast schreien, um das Rauschen des Wassers zu übertönen. „Ich habe mich nach ihrem Bridgeclub erkundigt. Und da hat sie es endlich zugegeben.“
    „Was zugegeben?“ Pierre drehte das Wasser ab und trat aus der Dusche. Er wickelte sich ein Handtuch um die Hüften und ging ans Waschbecken, um sich zu rasieren.
    Jetzt konnte sie ihn sehen. Oder zumindest seinen Rücken. Und als er dann in den Spiegel sah, konnte sie ihm auch in die Augen blicken.
    „Seit ihrem Herzinfarkt ist sie depressiv. Es hat damit angefangen, dass sie eigentlich an nichts mehr richtiges Interesse hatte. Dann stellte sie fest, dass sie nicht mal mehr Lust hatte, aufzustehen. Sie hat gesagt, dass sie manchmal bis mittags im Bett liegen bleibt und nur aufsteht, weil sie weiß, dass ich nach der Schule bei ihr vorbeischaue.“
    „Davon hat sie mir gegenüber nie etwas erwähnt.“ Pierre suchte im Spiegel ihren Blick. „Nein, sag’s nicht … Weil ich sie einschüchtere?“ Er regte sich nicht, aber er spürte, dass ein Muskel in seiner Wange zuckte.
    „Natürlich schüchterst du sie nicht ein!“ Georgie fragte sich, ob ihre Stimme sich nicht vielleicht brüchig anhörte. Didi würde sich niemals hinter Pierres Rücken über ihren Sohn beschweren, aber es war so leicht, zwischen den Zeilen zu lesen.
    Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn war nicht besonders herzlich. Mit den Jahren hatte Didi sich allein die Schuld dafür gegeben, sehr zu Georgies Entsetzen. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie Pierre auf ein Internat geschickt hatte. Dabei war das Familientradition – auch Charlie war auf einem Internat gewesen, vor ihm sein Vater und davor sein Großvater. Außerdem machte Didi sich Vorwürfe, weil sie Pierre nicht das geboten hatte, was er sich wünschte und brauchte. Stattdessen hatten Charlie und sie ein exzentrisches Leben geführt. Das war für sie zwar erfüllend gewesen, hatte ihren Sohn schockiert und abgestoßen.
    Heute war Didi geradezu übertrieben stolz auf Pierre. Doch jedes Mal, wenn er zu Besuch kam, tänzelte sie vorsichtig wie auf Eierschalen um ihn herum. Und das wiederum schreckte ihn so sehr ab, dass er immer seltener nach Hause kam. Das glaubte Didi zumindest.
    Dann war da noch die Sache mit den Frauen, die er mit nach Hause brachte …
    „Allerdings“, meinte Georgie anfügen zu müssen, „kannst du manchmal wirklich einschüchternd sein.“
    Pierre legte den Rasierer unverrichteter Dinge wieder hin. Er ging zur Tür und stellte sich mit verschränkten Armen vor Georgie hin.
    „Soll heißen?“
    „Du hast eine schroffe Art, mit Leuten umzugehen.“
    „Ich bin kein Träumer, wenn du das meinst. Ich weiß, meiner Mutter wäre es lieber gewesen, wenn ich irgendwo in Devonshire einen Bioladen eröffnet hätte, aber das wird nicht passieren. Daran wird sie sich gewöhnen müssen.“
    „Sei nicht albern.“ Georgies Augen hafteten auf seinem Bauch, der sehr flach und sehr muskulös war. Das Handtuch hing viel zu tief auf seinen Hüften für ihren Seelenfrieden. Sie riss den Blick los. „Aber sie wird älter. Ich glaube … nein, ich weiß, dass die Depression damit zusammenhängt, weil sie glaubt, dich verloren zu haben. An London und die Hochfinanz.“
    „London und die Hochfinanz haben es möglich gemacht, dass ich die Schulden meines Vaters tilgen und meiner Mutter einen sicheren Lebensabend garantieren konnte.“
    „Ich weiß. Aber …“
    „Aber was?“
    „Didi steckt in einer Depression“, antwortete Georgie tonlos. „Ich habe vor ein paar Tagen mit Dr. Thompson gesprochen. Er war ziemlich offen zu mir. Er meinte, sie sei in einem Alter, in dem sie sich wortwörtlich mit ihren Gedanken ins Grab bringen könnte. Das scheint häufiger zu passieren, wenn ein Ehepartner nach dem Tode des anderen allein zurückbleibt. Dann setzen Depressionen ein, die mit der Zeit jeden Lebenswillen zerstören. Er ist dagegen, Didi Antidepressiva zu verschreiben, weil die Nebenwirkungen ebenso schlimm sind wie die Depression selbst. Außerdem weigert Didi sich, solche Pillen einzunehmen.“ Jetzt hatte sie Pierres volle Aufmerksamkeit. Auf dem Weg zu dem

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